Aennchen Schumacher spielte Wessel-Lied
(5. Juni 2023, General-Anzeiger)
BAD GODESBERG. | „Dass die Nazis das Begräbnis Aennchen Schumachers 1935 propagandistisch ausschlachteten, dürfte wohl eher nicht in ihrem Sinne gewesen sein“, hat der GA am Samstag seinen Beitrag über „Godesbergs erste Influencerin“ beendet und war damit gängigen Deutungen der Sekundärliteratur gefolgt. Heimatforscher Martin Ammermüller hat daraufhin noch einmal seine Unterlagen durchforstet und widerspricht. „Mir ist nicht daran gelegen, Aennchens Andenken zu beschmutzen, aber in dem Punkt wirkt sie doch recht unangenehm“, teilt der vormalige Vorsitzende des Godesberger Heimatvereins mit. Seine Quelle ist der General-Anzeiger Bonn vom 13. Mai 1933, der eine Mitteilung des Presseamts Bad Godesberg zitiert. Die mag sicher durch die vollzogene Gleichschaltung der Medien durch die Nazis selbst propagandistisch gewesen sein. Aber trotzdem befremden Details über Schumachers Reaktionen anlässlich eines Besuchs des 1933 gewaltsam eingesetzten Nazi-Bürgermeisters Heinrich Alef: Mit „Freude und innerer Erregung“ habe die 73-Jährige ehemalige Lindenwirtin den Besuchern sofort ihr Adolf-Hitler-Foto in ihrem Museum gezeigt, schreibt der GA. Und zwar „weil sie überzeugt sei, dass sich noch kein Deutscher seinem Vaterlande so aufgeopfert habe, wie der von der Liebe und dem Vertrauen des deutschen Volkes getragene Kanzler“. Als Höhepunkt des Besuchs habe Schumacher „in ihrer Begeisterung“ noch das „Horst-Wessel-Lied“, die aggressive Hymne der Nazi-Partei, abspielen lassen. ham