Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Alt Sankt Martin wird nach Brand renoviert

Stiftung Denkmalschutz fördert Erneuerung der kleinen Muffendorfer Kirche mit 50 000 Euro

(1. Februar 2023, General-Anzeiger)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU

MUFFENDORF. | Fast genau fünf Jahre nach dem Brand im Seitenschiff von Alt St. Martin kommt Bewegung in die Wiederherstellungsplanung der kleinen katholischen Kirche. Einen Scheck in Höhe von 50 000 Euro hat der leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Bad Godesberg, Pater Gianluca Carlin, jetzt für die Erneuerung des Gotteshauses übergeben bekommen. Überreicht wurde der Förderbetrag von Bernd-Michael Vangerow, dem Ortskurator Bonn der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, im Beisein von Nicole Beutgen-Kuttner von West-Lotto. „Die Stiftung beteiligt sich an der Sanierung der Außenhülle der Kirche Alt Sankt Martin – dank der Erträge der treuhänderischen Emil und Hanna Flatz-Stiftung innerhalb der Stiftung, zahlreicher Spenden sowie der Lotterie Glücksspirale“, sagte Vangerow bei der Übergabe.

Leider werde derzeit an Alt Sankt Martin noch nicht gebaut, so Pfarrer Carlin. Neben der Finanzierungshilfe der Stiftung sei jedoch inzwischen auch eine Zusage des Landes eingegangen. „Damit kann nun die Restfinanzierung geklärt und die kirchliche Baugenehmigung beantragt werden“, erläuterte der leitende katholische Pfarrer Bad Godesbergs zum weiteren Vorgehen. Dank der Förderungszusagen könne der Prozess also wieder ins Rollen gebracht werden. Pfarrer Carlin: „Als Kirchengemeinde vor Ort hätten wir sonst keine Möglichkeit gehabt, Eigenmittel einzubringen.“

Alt-St. Martin zählt zu den über 720 Projekten, die die Stiftung unterstütze – jeweils mit Beiträgen zwischen 15 000 und 60 000 Euro, berichtete der Ortskurator. Die Stiftung setze sich seit 1985 für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein. Ende jeden Jahres werde von Experten über die Ausschüttung der Mittel beraten.

An Alt Sankt Martin hatte Ende Januar 2018 ein Brand das heute bestehende Kirchenschiff aus dem 12. Jahrhundert stark in Mitleidenschaft gezogen (der GA berichtete). Damals entzündete sich das Feuer durch einen Kabelbrand in der Zwischendecke des Kirchenvorraums und drohte auf weitere Bereiche des Gebäudes überzugreifen. Beim Eintreffen der Feuerwehrkräfte war die untere Schalung bereits durchgeschmort. Die Einsatzkräfte mussten die Zwischendecke öffnen, um die Flammen zu löschen.

Die Schäden stellten sich als erheblich heraus. „Durch das Feuer wurden die Deckenbretter des Seitenschiffs, deren Unterkonstruktion, die Dämmung und Teile des Dachstuhls beschädigt“, erläuterte Ortskurator Vangerow. Teile des Innenraums sowie die Ausstattungsgegenstände waren aufgrund der Rauch- und Rußgase stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Schaden war vor fünf Jahren in sechsstelliger Höhe veranschlagt worden.

Man habe noch Glück im Unglück gehabt, weil es in der Kirche keine Fresken gibt, hieß es von der damaligen Gemeindeleitung. Über lange Zeit konnte der Seelsorgebereich keine Aussage darüber geben, wann genau weitergeplant werden könne. Doch das hat sich mit der Übergabe der Fördermittel nun geändert.

Für den Godesberger Heimatverein freute sich dessen Vorsitzende Iris Henseler-Unger über die Nachricht. Der Verein sei erleichtert und begrüße es außerordentlich, dass für dieses romanische Kleinod an Kirche, das ein Beispiel für die kontinuierliche kulturgeschichtliche Entwicklung Bad Godesbergs bilde, nun endlich eine grundlegende Sanierung angegangen werde. „Wir hoffen darauf, dass Alt Sankt Martin durch seine Architektur und durch dort stattfindende Veranstaltungen in Zukunft wieder zur kulturellen Vielfalt Bad Godesbergs beiträgt“, betonte Henseler-Unger. Damit wäre es mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung von 913 nach dem Münster die älteste genutzte Kirche in Bonn.

Die Kirche hatte in den vergangenen Jahrzehnten bis zum Brand 2018 einen festen Platz im gottesdienstlichen Leben des südlichsten Teils des Godesberger katholischen Seelsorgebereichs gehabt. Das Haus war auch von den Protestanten genutzte Friedhofskirche, beliebter Ort für Trauungen und Taufen und über lange Zeit Ort besonders gestalteter Messen, diverser Lesungen und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst sowie der beliebten Muffendorfer Sonntagskonzerte.

HISTORIE – Muffendorfs Alt Sankt Martin

Durch den Fund eines Weihesteins für die Göttin Diana konnte auf der Muffendorfer Höhe ein römisches Heiligtum belegt werden. Die erste christliche Kirche wurde hier 913 erstmals urkundlich erwähnt. Ab dem 10. Jahrhundert entstand eine neue Saalkirche aus heimischem Trachyt und Tuff. Im 13. Jahrhunderts wurde sie um eine Apsis, einen quadratischen Westturm mit Pyramidenhelm und ein nördliches Seitenschiff mit kleiner Apsis und Rundbogenportal erweitert. Der Chor erhielt ein Kreuzrippengewölbe. Im 17. Jahrhundert setzte man eine zweigeschossige Sakristei an. Besonders sind ein gemauerter Blockaltar in der Hauptapsis von 1210, die Sakristeitür mit schmiedeeisernen Beschlägen und ein kesselförmiger Taufstein aus Andesit. Die barocken Überformungen nahm man ab 1910 zurück. Alt Sankt Martin hatte damals jedoch durch den großen nachbarlichen Neubau St. Martin Enjde seinen ersten Rang schon verloren. ham

Menü