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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Wo Annette von Droste-Hülshoff ihren Wein trank

Die Schriftstellerin und Komponistin kehrte im Schaumburger Hof ein. Das erfuhren Spaziergänger auf einer Infotafel. Lange war diese verschwunden

(14. März 2024, General-Anzeiger)

VON RICHARD BONGARTZ

PLITTERSDORF. | Es wird nicht mehr lange dauern, dann bekommt der Schaumburger Hof wieder mehr Aufmerksamkeit. Mit steigenden Temperaturen wächst die Zahl der Spaziergänger und der Gäste, die dann wieder im Biergarten sitzen werden. Die Geschichte des hübschen Fachwerkhauses geht auf 1755 zurück, schon immer war der Schaumburger Hof ein Gasthaus. Wer mehr Details über das denkmalgeschützte Gebäude in Plittersdorf erfahren wollte, erfuhr vor Ort lange Zeit nichts.

Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg hatte bereits vor Jahren eine Tafel montiert, die Informationen über das historische Gebäude vermittelte. „Diese Tafel war leider im Laufe der Zeit abhandengekommen“, sagt Vorsitzende Iris Henseler-Unger. Schnell war klar, dass der Verein Abhilfe schaffen wollte und musste. „Mit der erneuten Montage einer Infotafel am Schaumburger Hof wird eine klaffende Lücke für die an Geschichte interessierten Spaziergänger wieder geschlossen“, so Henseler-Unger. Die Tafel besteht aus Acrylglas und hängt direkt am Aufgang zum Biergarten.

Das von Joseph Rhein errichtete Restaurant wurde am 31. März 1755 gegründet, also vor 269 Jahren. Trotz der Gefährdung durch Hochwasser war die Lage günstig, denn dort befand sich eine Treidelstation zur Auswechslung der Pferde. Mit denen wurden einst die Schiffe von Wesseling nach Kripp rheinaufwärts gezogen. Auch die Fähre von Niederdollendorf landete am Plittersdorfer Rheinufer und Passagiere der Rheindampfer wurden ein- und ausgeschifft.

„Um 1830 endete das Treideln. Die Anlegestellen für die Fähre und die Dampfer wurden um 1900 südlicher an die Bastei verlegt. Bonner Studenten und Rheintouristen entdeckten jedoch bereits im 19. Jahrhundert das romantische Gasthaus“, steht in Band 1 der Godesberger Heimatblätter. Das Gasthaus hieß bis nach dem Ersten Weltkrieg „Unter den Linden“.

Kathrinchen und Gretchen, 1821 und 1823 geboren, wurden von vielen, auch von Heinrich Heine, besungen. Sie waren jeweils als Lindenwirtin von Plittersdorf das Vorbild von Aennchen Schumacher, der Lindenwirtin in Bad Godesberg. Viele berühmte Gäste kehrten ein: zur Zeit der Rheinromantik, um die Zeit der deutschen Revolution von 1848 oder aber auch zur Tagung des Parlamentarischen Rats nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Namen standen auf der alten Tafel: Karl Simrock, Paul Heyse, Ferdinand Freiligrath, Emanuel Geibel, Ernst Moritz Arndt, Friedrich III., Annette von Droste-Hülshoff, Adele Schopenhauer, Sibylle Mertens-Schaaffhausen, Friedrich Nietzsche und Alexander von Humboldt.

Bad Godesberg besitzt viele wichtige historische Gebäude und Stätten. Mitte 2012 hatte es sich der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte zum Ziel gesetzt, diese mit Infotafeln auszustatten. „Dadurch sollen Bürger und Touristen erste Informationen über die Bedeutung des Gebäudes erhalten. Durch einen QR-Code kann er auch mobil weitere Informationen erhalten. So will der Verein das Geschichtsbewusstsein fördern“, sagt die Vorsitzende. Noch fehlen einige der seinerzeit geplanten Infotafeln, bisher sind 57 aufgestellt. Das Lokal im Schaumburger Hof selbst hat derzeit Betriebsferien, es öffnet wieder am 25. März, so die Betreiber.

Der Heimatverein plant demnächst, am Schwan’schen Haus eine neue Infotafel aufzustellen. Das steht auch im Zusammenhang mit der im Haus an der Redoute für September/Oktober geplanten Ausstellung „Wo bitte geht’s zur Altstadt – Hommage an Friedhelm Schulz“. Da werden Fotografien der Altstadtsanierung in Alt-Godesberg zu sehen sein.

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