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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Der Vater des modernen Bad Godesberg

GESCHICHTEN AM GRAB Als Lateinlehrer gefürchtet, als Bürgermeister beliebt: Von 1948 bis 1963 leitete Heinrich Hopmann die Geschicke des damals selbstständigen Bad Godesbergs. Begraben ist er auf dem Burgfriedhof

(8. April 2023, General-Anzeiger)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU

BAD GODESBERG. | Was Godesberg Heinrich Hopmann (1897-1968) zu verdanken hat? Er habe als Bürgermeister, also von 1948 bis 1963, den Aufbruch des damals noch selbständigen Bad Godesbergs in die Moderne organisiert, sagt Iris Henseler-Unger, die Vorsitzende des hiesigen Heimatvereins. Sie steht auf dem Burgfriedhof am Grab des Mannes, der uns auf dem überlieferten Schwarz-Weiß-Foto vor einer Bücherwand sitzend so ernst anblickt. In Rostock war er geboren worden. 1923 kam er als Lehrer für Latein, Griechisch und Geschichte ans Aloisiuskolleg (Ako) in Godesberg. „In den Jahren des Wirtschaftswunders gelang es Hopmann gemeinsam mit vielen engagierten Bürgern, den Aufbau voranzutreiben und Godesberg zu einer Kongress- und Diplomatenstadt auszubauen“, sagt Henseler-Unger. „Stadthalle und Stadttheater sind ihm zu verdanken.“

Nicht zuletzt sei es Hopmann gewesen, dem ab Ende der 1950er Jahre der Richtungswechsel des verstaubten „Verschönerungsvereins“ gelungen sei, erklärt dessen heutige Vorsitzende. Denn der Verein hatte sich damals hauptsächlich mit Dingen wie der Pflege von Bänken beschäftigt. Kein Wunder, dass die Mitgliederzahlen sanken. Dank des „Geburtshelfers“ Hopmann habe sich dann der heutige Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte mit einer Vielzahl von Veröffentlichungen und Aktivitäten entwickeln können.

Straße in Muffendorf nach Heinrich Hopmann benannt

Henseler-Unger steht stellvertretend auch für Familienangehörige Hopmanns am städtischen Ehrengrab des Mannes, nach dem die Muffendorfer Hopmannstraße benannt wurde. Etwa für den Godesberger Neffen Walter Hopmann, der sich im GA-Gespräch lebhaft an den Onkel erinnert. Mit 91 Jahren ist der Neffe aber nicht mehr gut zu Fuß. Dafür berichtet er über den Bürgermeister als Privatmann: „Er saß oft mit mir auf der Bank bei meiner Apotheke an der Rüngsdorfer Straße und hat erzählt.“ Walter Hopmann ist selbst eine Godesberger Institution: Über 53 Jahre betrieb er vis-à-vis der Erlöserkirche die Linden-Apotheke. Der Onkel sei ein eher nachdenklicher Zeitgenosse gewesen, habe aber auch über einen angenehmen Humor verfügt.

„Er hatte mit seinem Bruder An­dreas und dessen Familie in der Drachenfelsstraße 23 ein Haus gebaut. Sie lebten also unter einem Dach.“ Und so findet sich im Adressbuch der Jahre 1957 und 1958 für das schön gelegene Haus oberhalb der späteren Marienforster Kirche auch beider Eintrag: der des „Bürgermeisters der Stadt Bad Godesberg“ und des Ministerialdirigenten Alexander Hopmann, der ein Jahr später Leiter der Personal- und Verwaltungsabteilung im Auswärtigen Amt wurde. Als Kind habe er Heinrich Hopmann noch an dessen früherer Godesberger Adresse neben einer Kohlenhandlung nicht weit von der Gaststätte Aennchen besucht, erinnert sich der Neffe. Der unverheiratete Onkel habe damals mit der Mutter zusammengelebt.

„Sein Ruf als sehr gefürchteter Lateinlehrer am Ako lief ihm noch über viele Jahre voraus“, sagt Walter Hopmann dann schmunzelnd. Am Jesuitenkolleg war Hopmann zeitweise auch Internatsleiter. Später in der Rüngsdorfer Apotheke habe sich im Nachhinein noch mancher bedeutende Stadtpolitiker bei ihm über die Strenge des Pädagogen Hopmann „ausgeheult“, verrät Walter Hopmann. „Namen möchte ich nicht nennen.“ Über Hopmanns Arbeit als Bürgermeister hätten die Kunden aber „Lobeshymnen“ angestimmt, betont der 91-Jährige. Der Onkel habe bewusst Kontakt mit den Bürgern gesucht und etlichen wenig Bemittelten ganz praktisch geholfen. „Einer armen Frau zum Beispiel half er, dass sie sich überhaupt einrichten konnte.“

Er verliert 1933 seine Lehrerlaubnis

Heinrich Hopmann hatte sich neben seiner Lehrertätigkeit von 1923 bis 1933 kommunalpolitisch engagiert: als Gemeinderatsmitglied und Vorsitzender der Zentrumsfraktion, die dann sofort nach der Machtergreifung der Nazis verboten wurde. Ebenso verlor Hopmann als kirchentreuer Katholik bei der Auflösung des Ako durch die Nazis seine Lehrerlaubnis, „damit die deutsche Jugend vor seinem verderblichen Einfluss bewahrt werden“ konnte, wie es Jürgen Küpper 1997 in den „Heimatblättern“ festhielt. Küpper zitiert aber auch spätere Kritik an Hopmann: Er habe das Unrecht des Nazi-Regimes zwar nicht übersehen, „in Hitler aber wohl in erster Linie die trotz allem zu respektierende Obrigkeit anerkannt“. Autoritätsbewusstsein und strenge Disziplin seien wichtige Werte in Hopmanns Denken gewesen.

Nach 1945 konnte Heinrich Hopmann auf jeden Fall sofort im wieder eröffneten Ako und in der Lokalpolitik einsteigen. 1946 gehörte er zu den Begründern der Godesberger CDU. Ab 1946 war er hinter seinem ehemaligen Zentrums-Kollegen Josef Zander stellvertretender Bürgermeister, um ihn dann für ganze 15 Aufbaujahre zu beerben – und das Nachkriegs-Godesberg mit ganzem Elan fit auch für internationale Städtefreundschaften zu machen: Die Partnerschaften mit Maidenhead (Großbritannien), Kortrijk (Belgien), Saint Cloud (Frankreich) und Frascati (Italien) sind vor allem diesem auf dem Foto so ernsten weißhaarigen Herrn zu verdanken.

DIE SERIE – Geschichten am Grab

Zu Lebzeiten waren sie hochgeschätzt, ja verehrt, manche auch gefürchtet. Auf jeden Fall waren sie prominent. Sie lebten zuletzt in Bad Godesberg und wurden hier bestattet. Doch wer kennt diese Personen heute noch? Wer erinnert sich an ihr Leben? Und vor allem: Wie wird ihr Wirken heute gesehen? Wir laden ein zum Spaziergang auf lokalen Friedhöfen. Und zu Gräbern einer Reihe von Godesberger Promis. Bislang besuchten wir die Gräber von Herbert Wehner, Ulrich de Maizière, Rainer Barzel, Erich Mende, Julius Axenfeld, Paul Kemp, SS-Obergruppenführer Wilhelm Koppe und Kai-Uwe von Hassel. ga

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