Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Schweinheim

(Alphabetische Aufzählung der Straßen. * = Infotafel geplant,** = Infotafel vorhanden. Die jeweilige Nr. im „Spaziergang durch Schweinheim“ ist vermerkt.)

Schweinheim liegt auf dem Hang vor dem Kottenforst. Es bietet von vielen Stellen einen imposanten Blick über Godesberg mit der Godesburg bis hin zum Siebengebirge. Der heute eigene Ortsteil gehörte früher zum Dorf Godesberg. Damals war er nur eine kleine Ansiedlung zum Betreiben der Landwirtschaft. Der Name stammt daher, dass früher die Schweine zur Eichelmast in den Kottenforst getrieben wurden. Vom Ortskern zeugen noch die St. Sebastianus-Kapelle (Pestkapelle) und einige benachbarte Häuser. Die erste urkundliche Erwähnung von „Svenheim“ stammt aus dem Jahre 1156. Am Ende des 19. und zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde das evangelische Godesheim gebaut, ebenso die Sanatorien Schloss Rheinblick und Godeshöhe. Die stattlichen Gebäude standen lange Zeit völlig frei. Inzwischen ist der Ortsteil weitgehend mit Wohnhäusern und verschiedenen Einrichtungen bebaut. Dazu gehören das evangelische Waldkrankenhaus und Altenheim, Schulen und Sanatorien. Das im Tal liegende Kloster Marienforst gehört ebenfalls zu Schweinheim. In dem Ortsteil leben rund 3.000 Einwohner.

Horionstraße (Zwischen Winterstraße und Venner Weg)
Ehemaliges Schloss Rheinblick*, Hausnr. 1 (Nr. 1 im Spaziergang)

Marienforster Straße (Zwischen Burgstraße und Pecher Straße)

Gut Marienforst - Foto von Norbert Schloßmacher

Ehemaliges Kloster Marienforst**, Hausnummern 52 und 54 (Nr. 18 im Spaziergang durch Alt-Godesberg)

1228 ist erstmals von einem Frauenkloster („conventus apud Cottenvorst“) an diesem Ort die Rede. 1234 ist der Name „marienvorst“ überliefert. Es wird angenommen, dass die Gründung vom 1147 entstandenen Prämonstratenserinnen-Kloster Füssenich (heute Zülpich) ausging. Spätestens seit dem späten 13. Jahrhundert galt in Marienforst die Augustiner-Regel.
1450 übertrug der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers das Kloster Marienforst dem Birgitten-Orden, da er die Lebensführung der Augustinerinnen für nicht mehr angemessen hielt. Die Nonnen mussten entweder das Kloster verlassen oder die neuen Regeln akzeptieren.
Gründerin des Birgitten-Ordens (ordo sanctissimi salvatoris, Erlöserorden) ist die hl. Birgitta von Schweden (1303-1373); sie wird als „Patronin Europas“ verehrt. Der Schwerpunkt des Ordens lag im Ostseeraum.
In Marienforst entstand ein Doppelkloster mit getrennten Männer- und Frauenkonventen unter Leitung einer Äbtissin. Zum offiziellen Mutterkloster der Neugründung bestimmte man Marienkron bei Stralsund. Dem neuen Kloster wurde der Besitz des 1449 aufgelösten Zisterzienserinnen-Klosters Frauenthal (heute Erftstadt) übertragen. Marienforst besaß umfangreiche Ländereien, die vom Niederrhein bis nach Frankfurt/Main reichten, mit einem Schwerpunkt im Großraum Bonn.
Seit dem 17. Jahrhundert war Marienforst wegen einer dort verwahrten Reliquie des hl. Sebastian ein regionaler Wallfahrtsort. 1797 lebten in Marienforst 21 Ordensfrauen, 14 Ordensmänner und 30 Angestellte.
Es ist überliefert, dass Ludwig van Beethoven Anfang der 1790er Jahre bei einem Besuch in Marienforst die Orgel der Klosterkirche gespielt hat.
1802 wurde das Kloster im Zuge der allgemeinen Säkularisierung aufgehoben. Zum Verwalter bestellte man Franz Anton Ries (1755-1846), der auch selbst eine Zeitlang in Marienforst wohnte. Ries war früherer kurfürstlicher Hofmusiker und einer der wichtigsten Lehrer Beethovens. Die Klosterkirche diente 1804/05 vorübergehend als Pfarrkirche für Godesberg. Der Marienforster Besitz wurde verkauft, anschließend weite Teile der Anlage, darunter die Klosterkirche, niedergelegt. Nach mehreren Eigentümerwechseln entstand der bis heute bestehende landwirtschaftliche Betrieb.
Aus klösterlicher Zeit hat sich wenig erhalten, darunter die in der Landes- und Universitätsbibliothek Darmstadt verwahrte Marienforster Bibel von 1452. Sie gilt als herausragendes Beispiel spätgotischer Buchmalerei. Vor Ort vorhanden ist noch der Grabstein von Johannes Weyher († 1624), Generalkonfessor in Marienforst und bedeutender Theologe.
An baulichen Anlagen sind es Teile des Äbtissinnenhauses (1752), das Backhaus, das Eingangstor (1625) und weite Teile der Klostermauern.
Die Scheunen und die vom damaligen Besitzer Friedrich August Engels, einem Vetter des Sozialisten Friedrich Engels, errichtete Villa (1882) sind Neubauten des 19. Jahrhunderts.

Waldburgstraße (Zwischen Winterstraße/Horionstraße und Quellenstraße/Freier Weg)

Blick auf die St. Sebastianuskapelle

St. Sebastianuskapelle**, Hausnr. 32 a (Nr. 16 im Spaziergang)

Die Kapelle wurde am 29. Juni 1915 geweiht. Sie wurde im neobarocken Stil errichtet. Besonders fällt das geschweifte und schiefergedeckte Dach mit dem Türmchen auf. Dessen Formen sind in das Innere übertragen. Von der alten Kapelle wurden das Glöckchen und der Turmhahn übernommen. Beides stammte ursprünglich vom Kloster Marienforst. Auch die Statue des heiligen Sebastianus stand bereits in der alten Kapelle. Sie wird gegen Pest und andere Seuchen angerufen.  Der gleichnamige Vorgängerbau stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er wird wohl im Zusammenhang mit einer Pestepidemie entstanden sein. Bereits dieses Kirchlein trug eine Inschrift, wonach 1666 die Pest bis dorthin gegangen sei. Deshalb hieß sie auch Pestkapelle. Die Schweinheimer St. Sebastianus-Bruderschaft wurde 1902 gegründet und pflegt die Verehrung ihres Namenspatrons.

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