Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Godesberg-Villenviertel nach Straßen gegliedert

(Alphabetische Aufzählung der Ortsteile und Straßen * = Infotafel geplant ** = Infotafel vorhanden. Die jeweilige Nr. im „Spaziergang durch das Villenviertel“ ist vermerkt.)

Das Godesberger Villenviertel liegt zwischen den am Rhein gelegenen Ortsteilen Plittersdorf und Rüngsdorf sowie dem Ortsteil Alt-Godesberg. So sind es nur kurze Wege für die Bewohner, wenn sie am Rhein promenieren und in die dortigen Lokale einkehren wollen. Kurze Wege führen auch ins Godesberger Zentrum zum Einkaufen, oder um mit der Eisenbahn oder der Stadtbahn in das Bonner oder Kölner Stadtzentrum zu fahren. Darüber hinaus sind die Wohnungen in den alten Villen begehrt, weil sie zum großen Teil ruhig gelegen und ein besonderes Wohngefühl vermitteln. Der Ortsteil hat 5.000 Einwohner.

Zuvor wurden die Flächen landwirtschaftlich genutzt. Am Ortsrand von Rüngsdorf begann die Bebauung 1880 mit der heutigen Erlöserkirche. Von Alt-Godesberg ausgehend, wurde das Villenviertel ebenfalls mit einigen Wohnhäusern nahe der Eisenbahnlinie und dem Viktoria-Hospital (Johanniterhaus) von 1887 erschlossen. Das Kerngebiet beiderseits der Rheinallee ist in dem kurzen Zeitraum von 1890 bis 1905 entstanden. Manche Lücke wurde noch bis zum 1. Weltkrieg geschlossen. Die nördlichen Randgebiete zur Wurzerstraße hin wurden sogar erst nach dem 2. Weltkrieg im größeren Umfang bebaut. Das Kerngebiet ist im Wesentlichen in dem Stil der damaligen Zeit erhalten. Zu dieser Zeit wurde in dem Baustil des Historismus gebaut. Dabei wurden Elemente früherer Baustile – aber auch des aufkommenden Jugendstils – für die Fassaden und im Inneren genutzt.

Beethovenallee (zwischen Paul-Kemp-Straße und Plittersdorfer Straße)

Altes Geschäftshaus in der Beethovenallee

Altes Geschäftshaus*, Hausnr. 5 (Nr. 26 im Spaziergang)

Dieses dreieckige Haus wurde 1904 für einen Handelsgärtner gebaut und später lange von einem Installateur genutzt. Heute stellt in den Geschäftsräumen ein Bilder- und Rahmengeschäft seine Bilder aus. Der Schmuckgiebel mit den darunter liegenden Erkern beherrscht das Straßenbild. Auch die beiden davon abzweigenden Straßenfronten sind abwechslungsreich gestaltet. Die Fensteröffnungen sind im Erdgeschoss nach oben gerundet, in den anderen Stockwerken rechteckig. Außerdem unterscheiden sie sich im Rahmenschmuck. Das Besondere ist jedoch die Verwendung von Fliesen mit Jugendstilornamenten zum Verschönern der Fassade. Diese Art der Fassadendekoration kommt in Godesberg nur selten vor.

Blick auf das Altenwohnheim Johanniterhaus

Altenwohnheim Johanniterhaus*, Hausnr. 27-31 (Nr. 25 im Spaziergang)

Das evangelische Alten- und Pflegeheim wurde 1986 eröffnet. Vorher stand hier von 1887 bis 1970 das Viktoria-Hospital (Kriegerdenkmal). Die einmalige Bezeichnung „Kriegerdenkmal“ für ein Hospital ist auf den Godesberger Landwehrverein zurückzuführen. Dieser wollte ursprünglich nach den Kriegen 1866 und 1870/71 ein Denkmal auf dem Burgberg errichten. Letzlich brachte er aber die gesammelten Gelder in eine Stiftung für den Bau des ersten Godesberger Hospitals ein. Das Hospital wurde durch die Kronprinzessin Viktoria 1887 eingeweiht. Das Hospital kam nach dem 1. Weltkrieg in wirtschaftliche Not. Es konnte nur durch Verkauf an die evangelische Gemeinde erhalten werden. Diese errichtete 1970 das evangelische Waldkrankenhaus auf der Schweinheimer Höhe. Denn das Hospital war für die erforderlichen Modernisierungen nicht geeignet.

Blick auf die Herz-Jesu-Kirche

Herz-Jesu-Kirche*, Haus Nr. 38 (Nr. 24 im Spaziergang)

Die Herz-Jesu-Kirche ist 1906 für die katholischen Bewohner des neuen Villenviertels gebaut worden.Die waren hier anfangs in der Minderheit. Die Grundstückskosten waren jedoch schon hoch. Deshalb wurde nur eine „Notkirche“ nach den Plänen des Diözesan-Baumeisters Heinrich Renard gebaut.  Die im neugotischen Stil gehaltene Kirche stand mit dem Turm an der Beethovenstraße. Der gegenüberliegende Chor war nach Osten ausgerichtet. Nach 30 Jahren war die Gemeinde von 700 auf 2000 Mitglieder gewachsen. Nun reichte die kleine Kirche nicht mehr aus. Der Bonner Architekt Jakob Stumpf richtete die neue Kirche nach Norden aus. Die alte Kirche verwendete er als Querschiff. So konnten die Kosten und die Bauzeit geringer gehalten werden. Die neue Kirche wurde 1937 eingeweiht. Sie hatte schon klare Linien im Sinne des Bauhausstils. Der Godesberger Architekt Peter Rieck beseitigte nach dem 2. Weltkrieg noch vorhandene Stilbrüche.

Kronprinzenstraße (zwischen Beethovenallee und Rüngsdorfer Straße)

Zeichnung St. Vinzenz-Haus

St. Vinzenz-Haus**, Hausnr. 1 (Nr. 11 im Spaziergang)

Das St.-Vinzenz-Haus ist nach dem Heiligen Vinzenz von Paul benannt. Dieser gründete 1633 in Paris gemeinsam mit Louise von Marillac eine Genossenschaft der „Töchter der christlichen Liebe“. Ihr Zweck war die Armen- und Krankenpflege. Die Gemeinschaft breitete sich weltweit aus. Heute ist sie in 94 Ländern mit rund 17.500 Schwestern caritativ tätig. 1903 übernahmen Vinzentinerinnen das von Dr. Oberdörfer 1894 gegründete Privatsanatorium. Sie versorgten dann auch ärmere Menschen. Von 1930 bis 1956 wurde das Haus als Krankenhaus geführt und seitdem als Alten- und Pflegeheim. Die Vinzentinerinnen wirken hier nun seit über 100 Jahren. Sie haben vielfältige Spuren ihrer tatkräftigen Nächstenliebe hinterlassen. Von dem alten Sanatorium sind noch das alte Hauptgebäude erhalten, ebenso die dahinter liegend die Villa im Park. Der alte Park ist trotz der Neubauten noch verhältnismäßig groß.

Blick auf das ehemalige Wohnhaus Maß

Ehemaliges Wohnhaus Maß, Hausnr. 2 (Nr. 10 im Spaziergang)

Das Wohnhaus hat der im Villenviertel vielfach tätige Architekt Willy Maß gebaut. Er wohnte hier mit seiner Familie von 1912 bis 1916. Das Haus mit dem Eingang und dem Giebel erinnert an klassizistische Formen. Allerdings ist die Symmetrie durch die nach rechts laufende Treppe durchbrochen. Nur bei genauem Hinsehen entdeckt man auf dem Schlussstein der Eingangstür das Symbol, das Maß selbst gewählt hat: zwei verschlungene Ringe mit einem obenauf sitzenden Frosch. Der gerundete Anbau ist nicht klassizistisch. Er öffnet jedoch den Blick aus dem Wohnzimmer in mehrere Gartenseiten. In dem Gebäude befand sich bis 1999 die Botschaft Ägyptens.

Blick auf das evangelische Gemeindehaus

Evangelisches Gemeindehaus*, Hausnr. 31 (Nr. 17 im Spaziergang)

Das Evangelische Gemeindehaus wurde 1903 bis 1904 gebaut. Zu dieser Zeit benötigte die Gemeinde einen größeren Saal für nicht gottesdienstliche Veranstaltungen. Denn sie hatte sich seit ihrer Gründung 1861 von 114 Mitgliedern auf inzwischen 3.000 Mitglieder erhöht. Und es bestand ein sehr reges Gemeindeleben. An der Ausschreibung beteiligten sich 64 Architekten und Arthur Eberhard aus Köln wurde beauftragt, aus 6 Entwürfen einen neuen Entwurf zu fertigen. Dieser sollte den Wünschen der Gemeinde optimal entsprechen. Der von Georg Westen erstellte Bau wirkt wie „eine feste Burg“. Er hat insoweit Ähnlichkeit mit dem kurz zuvor gebauten und nahe liegenden Evangelischen Pädagogium. Der in seiner Struktur und weitgehend auch in der Ausstattung erhaltene Bau ist denkmalgeschützt. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der seit 2007 restaurierte Historische Gemeindesaal. Er bietet eine intime Konzertatmosphäre.

Mirbachstraße (zwischen Kronprinzenstraße und Otto-Kühne-Platz)

Blick auf das Hotel Villa Godesberg

Hotel Villa Godesberg*, Hausnr. 2/2a (Nr. 12 im Spaziergang)

Das Haus Nr. 2 a wurde 1905 gebaut. In der Fassade bei den Fenstern im 1. Obergeschoss finden sich Anklänge an den gotischen und im 2. Obergeschoss an den romanischen Stil. Das Fachwerk verkörpert den Heimatstil. Das Innere des Hauses wird von den Buntglasfenstern und der Holzgalerie bestimmt. Nach der Renovierung wurde das Boutique-Hotel 2008 eröffnet. Inzwischen ist auch das Haus Nr. 2 in das Hotel eingebunden, das 1898 vom Sanitätsrat Rhein erbaut wurde. Offensichtlich gibt es einen größeren Anteil von Vielreisenden, die sich lieber in einer Villa als in einem großen Hotel aufhalten. Denn dort fühlen sie sich damit mehr wie daheim.

Otto-Kühne-Platz (zwischen Rheinallee und Mirbachstraße)

Blick auf die Otto-Kühne-Schule

Otto-Kühne-Schule (Päda)*, Haus Nr. 1 (Nr. 13 im Spaziergang)

Das imposante Schulgebäude stammt aus dem Jahre 1901. Bei einem Brand wurde 1920 in der Mitte ein noch höherer Turm zerstört, ebenso die darunter liegenden Schlafsäle und die Aula. Denn die Feuerwehr konnte in dieser Höhe nicht löschen. Für den Umbau und die heutige Gestalt war der Architekt Willy Maß verantwortlich. Die Schule geht auf Pfarrer Julius Axenfeld zurück. Dieser gründete 1883 das Evangelische Pädagogium. Er gewann für die Leitung der Schule Otto Kühne, der für seine Zeit innovative pädagogische Vorstellungen hatte. Otto Kühne übernahm 1889 die Schule. Sie ist noch heute im Familieneigentum. 1937 erfolgte die Umbenennung in Pädagogium Godesberg Otto Kühne Schule, bis heute bekannt als das Päda. Das Internat wurde 2011 geschlossen. Die zahlreichen Gebäude wurden zu gehobenen Wohnungen umgewandelt.

Plittersdorfer Straße (zwischen Bonner Straße und Turmstraße) Hausnr. 75

Maler Paul Magar

Hier wohnte und arbeitete der 1909 in Altenahr geborene Maler Paul Magar von 1954 bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Mit ihm lebte seine Frau und Muse Elsbeth.

Seit den 1950er Jahren reduzierte Magar seine Formensprache und entwickelte seine unverkennbare künstlerische Handschrift. Seine Malerei zeichnet sich durch klare Strukturen, harmonische Kompositionen und Farbigkeit aus. In seinen Bildern finden sich vielfältige Motive wie Ansichten heimischer Städte und Landschaften, Szenen aus Religion und Technik, aber auch Eindrücke aus seinen vielen Reisen.

Magar ist weit über Bad Godesberg hinaus ein anerkannter Künstler. Seine Werke befinden sich in Museen, Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Sammlungen. Zu Bonner Hauptstadtzeiten waren seine Werke beliebte Staatsgeschenke.

Sein Grabmal auf dem Burgfriedhof ist von ihm selbst gestaltet.

Rheinallee (zwischen Moltkestraße und Von-Sandt-Ufer)

Sparkasse KölnBonn an der Rheinallee

Sparkasse KölnBonn*, Hausnr. 1, (Nr. 1 im Spaziergang)

Das Gebäude wurde 1937 für die 1929 gegründete Godesberger Sparkasse gebaut. Es wirkt nicht so pompös wie viele andere öffentliche Gebäude aus der NS-Zeit. Die ungewöhnliche gerundete Gebäudestruktur mit der schmucklosen klar gegliederten Fassade ist dem Architekten Willy Maß zu verdanken, der viele Villen im Villenviertel gebaut hat.

Auf dem Gelände des Neubaus hatte als eines der ersten Gebäude im späteren Villenviertel das Haus des Arztes Joseph Schwann (1809 – 1900) gestanden. Dieser war auf Veranlassung der Gemeinde 1838 nach Godesberg gekommen. Er war für die Gemeinde als Armenarzt tätig. Schwann wirkte über 50 Jahre in der Gemeindevertretung; mit 88 Jahren gab er jedoch die Protokollführung ab. Außerdem war er Heimatforscher und gab verschiedene Schriften heraus.

Postkarte der ehemaligen Wartehalle

Ehemalige Wartehalle der Straßenbahnlinie Bonn-Godesberg-Mehlem (BGM)*, Hausnr. 1 a (Nr. 2 im Spaziergang)

Die Wartehalle wurde 1911 für die Nutzer der elektrischen Straßenbahn von Bonn über Godesberg nach Mehlem gebaut. Zuvor gab es auf dieser Linie seit 1893 eine Dampfbahn. Die Fahrgäste konnten in der abgebildeten Wartehalle auch Fahrkarten und Zeitungen erwerben. Außerdem standen dort Toiletten zur Verfügung. Es handelt sich um die letzte noch vorhandene Wartehalle in der Region. Sie wurde als Zeugnis einer ehemals wichtigen Verkehrsverbindung zum Denkmal erklärt. Die elektrische Straßenbahn fuhr von hier aus in die Bonner Richtung erst einmal eingleisig neben der Eisenbahn. In Richtung Mehlem fuhr die Bahn zweigleisig durch die enge Rüngsdorfer Straße. Die Straßenbahn wurde 1971 durch die teilweise unterirdische Stadtbahn abgelöst. Auf dem Teilstück von Bad Godesberg nach Mehlem besteht nur noch Busverkehr.

Blick auf die ehemalige Kronenapotheke

Ehemalige Kronenapotheke*, Hausnr.: 2 (Nr. 5 im Spaziergang)

Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1912 von dem im Villenviertel häufig tätigen Architekten Willy Maß  gebaut. Sein Auftraggeber war der Apotheker Max Braunstein aus Nümbrecht. Dieser eröffnete hier die Kronenapotheke. Das Geschäft im Erdgeschoss erhielt einen halbrunden Vorbau mit einem vorgeschobenen,  einladenden Eingang. Die Fenster des Vorbaus werden durch auffallende Säulen getrennt. Ansonsten ist dieses Haus schlicht gehalten und auf seine Funktion als Wohnhaus ausgerichtet. Das Innere mit seinen Stuckdecken und der Apothekeneinrichtung ist weitgehend erhalten.

Eingangsbereich des Wohnhauses Spiegel

Ehemaliges Wohnhaus Spiegel*, Hausnr. 2 a, (Nr. 4 im Spaziergang)

Das Haus erinnert mit seinen vier Wandpfeilern und dem Dreiecksgiebel an ein antikes Bauwerk. Die gliedernden und schmückenden Teile der Hausfront sind auffallend grün. Dadurch heben sie sich von dem weißen Hintergrund ab. Das erzeugt einen fremdartigen Eindruck. Das Haus stammt aus dem Jahre 1913. Es ist von dem Architekten Willy Maß für den Immobilienmakler Sally Spiegel erbaut worden. Sally Spiegel hatte die Tochter Rosa des Immobilienmaklers Isaak Mayer geheiratet. Dieser war der Vorsteher der Godesberger Synagogengemeinde. Sally Spiegel flüchtete nach Holland und fiel dem Holocaust zum Opfer. Daran erinnert ein „Stolperstein“ mit seinen Lebensdaten auf dem Gehweg vor dem Hauseingang die Fußgänger.

Blick auf das Clara-Fey-Gymnasium

Clara-Fey-Gymnasium*, Hausnr. 5 (Nr. 3 im Spaziergang)

Das alte Schulhaus stammt mit seinem linken Teil vor dem Eingang aus dem Jahre 1887. Der rechte, bis zum Königsplatz reichende Teil wurde im Jahre 1900 angebaut. Der repräsentative Bau hat eine übersichtliche Fassade mit betonten rechteckigen Fenstern, den umlaufenden Gesimsen zwischen den Stockwerken und herausragenden Giebelteilen. Diese Elemente erinnern an Renaissancebauten aus dem 16. Jahrhundert. Der Neubau am Königsplatz stammt aus dem Jahre 1912. Das Pensionat wurde 1896 von der Kongregation „Schwestern vom armen Kinde Jesu“ 1896 eröffnet, ebenso die höhere Mädchenschule St. Antonius. Die Schule nahm einen erfreulichen Aufschwung. In der NS-Zeit wurde sie jedoch geschlossen. 1957 wurde sie  zu Ehren der Gründerin der Schwesternkongregation Schwesternkongregation in Clara-Fey-Schule umbenannt. 1991 ging sie in die Trägerschaft des Erzbistums Köln über. Das Internat wurde bereits 1983 geschlossen. Seit 2008 können auch Jungen in das katholische Gymnasium gehen.

Blick auf die Villa im Palladiostil

Villa im Palladiostil*, Hausnr. 24 (Nr. 21 im Spaziergang)

Das einschließlich des Vorgartengitters original erhaltene Haus wurde 1903 gebaut. Erster Eigentümer war der Privatier Hermann Esser. Er beauftragte das Koblenzer Architekturbüro Bock & Noelter. Unter dem Dachgesims läuft über das ganze Haus ein lateinischer Spruch von Horaz: AEQUAM MEMENTO REBUS IN ARDUIS SERVARE MENTEM (Bedenke auch in schwierigen Lagen Gelassenheit zu bewahren). Er könnte die Lebenserfahrung des Bauherrn sein. In dem Haus wohnte später die Familie Schorlemmer, nach der es auch benannt wurde. Von 1953 bis 1999 war es Sitz der pakistanischen Botschaft. Heute residiert dort ein Unternehmen für geographische Informationssysteme.

Die Villa entspricht bekannten Gebäuden aus der Renaissance. Das liegt an der Aufteilung der Sandstein-Fassade und den betonten Fugen zwischen den Steinen. Der bekannteste Architekt jener Zeit war Andrea Palladio (1508-1580). Der entwickelte auf der Grundlage der Antike einfache und klare Kompositionsprinzipien. Dadurch sollten sich  Formen und Funktion elegant und harmonisch verbinden. Der Mittelteil des Obergeschosses besteht aus dem Rundbogen und den zwei flankierenden rechteckigen Öffnungen. Diese Bauweise ist auf ihn zurückzuführen; sie wird als Palladio-Motiv bezeichnet.

Blick auf die Villa Hollandia

Villa Hollandia*, Hausnr. 25 a (Nr. 18 im Spaziergang)

Dieses Gebäude ist ganz in weiß gehalten. Dadurch wirkt es mit seinem Schmuckwerk wie das Wunschbild einer eleganten Stadtvilla. Das Gebäude hat links einen turmartigen Vorbau. Der gestattet in den beiden ersten Geschossen von seinen Fenstern einen Blick auf die Passanten in jede Richtung. Im Dachgeschoss hat er eine offene Aussichtsplattform. Bei Umzügen wurde von dort oben den Teilnehmern zugewunken. Im Erdgeschoss schließt sich eine offene Bogenhalle zum Sitzen an. Die Sitzgelegenheit im Obergeschoss ist nicht überdacht. Das Haus ist 1903 von dem Baumeister Georg Westen erbaut worden. In den 1920er Jahren kaufte es der holländische Reeder Jan Koenigsfeld. Er schmückte den Vorgarten mit einer großen und – schräg am Boden angelegten – gut sichtbaren Blumenuhr. Sie wurde von einem Gärtner gepflegt. Diese Uhr zeigte die Zeit an. Sie war für die Godesberger und die Touristen eine Sehenswürdigkeit und wurde zu einem beliebten Postkartenmotiv.

Blick auf das ehemalige Keplerbundhaus

Ehemaliges Keplerbundhaus*, Hausnr. 26 (Nr. 20 im Spaziergang)

Das Haus stammt aus dem Jahre 1878. Es wurde zunächst als Fremdenpension genutzt. Als der Keplerbund das Gebäude erwarb, gab der Architekt Willy Maß dem Haus 1910 eine neue Fassade. Der Keplerbund war drei Jahre vorher von Eberhard Dennert (1861–1942) gegründet worden, der am Päda als Biologielehrer und Wissenschaftler wirkte. Der Keplerbund versuchte unter anderem die Darwin’sche Evolutionstheorie religiös zu interpretieren. Damit sollte verhindert werden, dass sie als Begründung für den Atheismus genutzt wurde. Der Keplerbund hatte seine Blütezeit vor dem 1. Weltkrieg mit 3.000 Mitgliedern. Er wurde mit seiner Zeitschrift 1942 verboten. Das Haus wurde mit den seitlichen Häusern von 1920 bis 1929 für das Deutsche Kolleg genutzt. Dies war eine nichtkonfessionelle, national ausgerichtete Schule für Jungen. Das Gebäude wird heute von der Paul-Klee-Gemeinschaftsgrundschule genutzt. 

Historische Aufnahme des ehemaligen Sanatoriums Dr. Schorlemmer

Ehemaliges Sanatorium Dr. Schorlemmer*, Hausnr. 37–43 (Nr. 15 im Spaziergang)

Dr. Schorlemmer hatte im Jahre 1905 das Haus in der Rheinallee 37 gekauft. Zu diesem Zeitpunkt war er erst 31 Jahren alt. Zuvor wurde es von Dr. Müller als kleines Sanatorium mit 15 Betten genutzt. Diese Villa war 1894 von der Familie Vohwinkel gebaut worden. Auf einer Konsole zur Uhlandstraße hin steht eine Skulptur. Sie zeigt einen altertümlich gewandeten Mann mit Stulpenstiefeln, Wams und Federbusch. Es ist möglicherweise einer der Vorfahren der Familie Vohwinkel. Dr. Schorlemmer hatte offensichtlich mit seinen Kuren für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten großen Erfolg. Denn er kaufte nach wenigen Jahren zusätzlich die benachbarten Gebäude in der Rheinallee 39, 41 und 43. So konnte er sein Sanatorium auf 75 Betten aufstocken. Dr. Schorlemmer engagierte sich 1920 mit einer Denkschrift für den Ausbau Godesbergs als Kurort und die Nutzung der Heilwirkungen der Draitschquelle. Die Gebäude dienten im 2. Weltkrieg als Lazarett. Seit 1972 wurde es für drei Jahrzehnte als Studentenwohnheim genutzt.  Danach wurde das ganze Ensemble aufwändig restauriert und in Eigentumswohnungen umgewandelt.

Blick auf das Restaurant Halbedel

Restaurant Halbedel*, Hausnr. 47 (Nr. 14 im Spaziergang)

Das vergleichsweise kleine Wohnhaus wurde 1914 von dem Architekten Willy Maß erbaut. Es ist symmetrisch angelegt und hat zwei Geschosse. In dem Walmdach sind ebenfalls Wohnräume eingebaut. Die vier Wandpfeiler reichen nur bis zu den Fensterbänken des oberen Stocks. Die Aufteilung der Hausfront wirkt etwas unproportioniert. Das liegt einerseits an den beiden Fenstern im Erdgeschoss: diese sind reichlich mit Säulen und einem Giebelchen geschmückt. Dagegen fallen die drei Fenster im Obergeschoss kleiner und ungeschmückt aus. Das Haus ist innen und außen praktisch vollständig im Originalzustand erhalten, einschließlich des Vorgartenzauns. Der Sternekoch Rainer-Maria Halbedel hat es erworben. Er betreibt hier seit längerer Zeit ein Restaurant.

Rüngsdorfer Straße (zwischen Rheinallee und Römerplatz)

Blick auf das ehemalige Bürgermeisterhaus

Ehemaliges Bürgermeisterhaus, Hausnr. 2 (Nr. 7 im Spaziergang)

Das Haus ließ sich 1862 der Godesberger Bürgermeister Carl August von Groote (1857 – 1888) für seine Familie bauen. In dem rechten, nur 30 m2 großen Nebengebäude brachte er die gesamte Verwaltung der Gemeinde unter. Die bestand anfangs nur aus drei Verwaltungsangestellten und zwei Polizisten. Von Groote veranlasste 1869 die Gründung des Verschönerungsvereins Godesberg. Damit sollten die Bürger die Verschönerungen des Ortes selbst in die Hand nehmen, die sie damals forderten.

Das Haus steht nicht in der Baulinie der Straße. Denn eine entsprechende Bauplanung kam erst später. Der klassizistische Bau entspricht in seiner Ausgestaltung den schönen Villen um die Redoute herum. Der symmetrische Bau wird durch den herausgehobenen Mittelteil in der Vertikalen gegliedert. Dazu dienen ebenso die hervorgehobenen Eckfronten. In der Horizontalen finden sich zwei umlaufende Gesimse. Der Mittelteil wird durch den kleinen Giebel über dem Eingang und den Giebel am Dachbeginn mit einem runden Fenster betont.

Blick af die Erlöserkirche

Erlöserkirche, Hausnr. 43 (Nr. 8 im Spaziergang)

1958 stifte Ludwig von Rigal in Godesberg eine evanglische Kapelle. Die erste evangelische Kirche des Ortes wurde 1878/80 errichtet. Sie lag jedoch abseits des alten Dorfes Godesberg. Der 1870 gewählte Pfarrer Julius Axenfeld hatte sich für diesen Standort eingesetzt. Denn er rechnete dort mit der Entstehung des Villenviertels. Er förderte den Ausbau der evangelischen Gemeinde und die Gründung diakonischer Einrichtungen. In der NS-Zeit war es vor allem Pfarrer Heinrich Kolfhaus (1913 –1949) zu verdanken, dass die Gemeinde sich zu der Bekennenden Kirche hielt.

Die Bauplanung stammt von dem Kirchenbauer Hermann Cuno. Die einschiffige Backsteinkirche hat einen westlich vorgesetzten Turm. Der ist zugleich der Eingang zur Kirche. Außen sind neuromanisierende Verzierungen erkennbar. Das schlichte Innere entspricht mehr einem klassizistischen Stil. Die Emporen sind später hinzugekommen.

Blick auf das Haus Wettin

Haus Wettin*, Hausnr. 28 (Nr. 9 im Spaziergang)

Das Haus baute der Architekt Georg Westen 1889 für seine Familie. Bekannte Bauten des Architekten sind das Rheinhotel Dreesen, das evangelische Gemeindehaus und die Villa Hollandia. Westen verkaufte sein Unternehmen 1911 an den Architekten Willy Maß. Der war über Jahrzehnte der bekannteste Architekt Godesbergs.

Der geklinkerte Eingangsbereich mit dem Turm erinnert an eine Burg. Der Erbauer Westen zeigte die Verbundenheit mit der sächsischen Heimat: er nannte sein Haus „Villa Wettin“ und schmückte es mit dem sächsischen Wappen. Vom Eingangsbereich setzt sich ein Gebäudeteil mit dem weißen Holz und der Fensterfront ab. Er sieht aus wie ein Teil einer Sommervilla. Damit erfüllte Westen wohl in erster Linie die Bedürfnisse seiner Familie.

Von-Groote-Platz (zwischen Rüngsdorfer Straße und Prof.-Dennert-Straße)

Blick auf das Hotel zum Löwen an dem Von-Groote-Platz

Hotel zum Löwen*, Von-Groote-Platz 1 (Nr. 6 im Spaziergang)

Das Hotel zum Löwen wurde 1903 gebaut, das auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs liegende Hotel Kaiserhof ein Jahr später. Beide Hotels waren auf die mit der Eisenbahn anreisenden Gäste ausgerichtet. Die erreichten seit 1855 Godesberg von Köln aus, seit 1858 auch von Koblenz. Der heutige Bahnhof wurde 1908 eingeweiht. Gleichzeit wurde die Bahn höher gelegt. Dadurch sollten Übergänge auf gleicher Höhe vermieden werden. Das Hotel zum Löwen profitierte davon. Denn der benachbarte Güterbahnhof wurde wegen seines Lärms 1913 in den Godesberger Norden verlegt.

Das dreieckige Hotel weist mit der Spitze und dem Haupteingang auf den nunmehr freien Platz davor. Mit seinem roten Mauerwerk und den weißen Schmuckteilen beherrscht das prächtig geschmückte Bauwerk den Platz. Besonders auffällig ist der Eingang: den betonen zwei davor stehende Löwenfiguren und zwei Säulen auf jeder Seite. Über dem halbrunden, von Säulen getragenen Fries sind Figuren zu sehen, die Humpen und Gläser schwingen. Sie sollen signalisieren, dass hier die Gastlichkeit gepflegt wird.

Menü