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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Zweites Godesberg-Lied entdeckt

Ein 65 Jahre altes Stück von Heinz Schneefeld feiert aktuell ein Wiederaufleben. Jetzt findet eine Leserin ein weiteres Loblied

(25. April 2025, General-Anzeiger)

Von Ebba Hagenberg-Miliu

BAD GODESBERG. | Da staunte die Leserin aus dem Villenviertel nicht schlecht: Gerade hatte sie vom Wiederaufleben des 65 Jahre alten Godesberg-Lieds von Heinz Schneefeld gelesen, das inzwischen auch wieder in Grundschulen gesungen wird. Da fiel ihr „beim Wühlen“ im Nachlass ihres Großvaters zumindest das erste Notenblatt eines weiteren, sogar älteren Liedes auf ihre Heimatstadt in die Hände. „Ich habe mich sehr gefreut, so ein Schätzchen aus dem Jahr 1936 zu finden“, erzählt die Dame, die ihren Namen nicht öffentlich nennen möchte.

Der Großvater sei Gründer einer hiesigen Berufsschule gewesen und habe dieses Walzerlied „Mein Godesberg am Rhein“ nebst Vorspiel für Violine sicher sehr gemocht, vermutet die Enkelin. Zumal die Verse des Refrains dem alten Herrn bestimmt aus dem Herzen gesprochen hätten: „Wo kanns denn schöner sein, für dich, mein Herz, für wahr, schlägt immerdar, mein Godesberg am Rhein“.

Der Komponist war ein Kölner

Als Komponist des im Kölner August-Batzem-Verlag erschienenen beschwingten Walzers für Geige oder Klavier mit Blasmusik ist der Verlagsgründer selbst genannt. Batzem (1889-1976) war eigentlich in der Domstadt Beamter. Dann machte er als beliebter kölscher Volkssänger und karnevalistischer Alleinunterhalter Karriere. Selbst mit dem bis heute bekannteren Kollegen Willi Ostermann arbeitete er zusammen, trat mit eigenen Mundartliedern wie „Mer fahre in die Alpe“, „Heute woll’n wir uns amüsieren“ oder „Annemarie“ im Rundfunk auf und spielte Schallplatten ein. Als Komponist kreierte er mit dem Texter Hubert Ebeler ab Ende der 1920er Jahre Karnevalslieder wie „Loss mer noch e Gläsche schluppe“ oder „E kölsch Drinkleed“ – und eben das Walzerlied „Mein Godesberg am Rhein“ für eine Singstimme und Instrumente.

Auch der eine Generation ältere Texter Hubert Ebeler (1866-1946), den man im Rheinland in seiner Zeit ebenso als Karnevalist von Schrot und Korn pries, war kein Godesberger, sondern gebürtiger Kölner. Aus seiner Feder stammte auch der bis heute beliebte, von Hans Otten komponierte Karnevalsschlager „Du kannst nicht treu sein, nein, nein, das kannst Du nicht‘“. Batzem sowie Ebeler waren also wohl bei ihrer Liedkreation aus dem Jahr 1936 mit dem Charme des damaligen Bad Godesbergs eher aus der Ferne vertraut. Oder sie hatten die Nachbarstadt etwa in der fünften Jahreszeit zu Auftritten rund um die Godesburg direkt kennengelernt, wie Zeitungsausschnitte aus den Jahren zeigen.

Lied wurde 1936 in der Godesberger Volkszeitung beschrieben

Der Entstehungsgeschichte dieses Godesberg-Lieds hat sich auf Anfrage nun auch der hiesige Heimatverein gestellt. Eigentlich war dem heutigen Vereinsvorstand das Walzerlied der beiden kölschen Karnevalisten bislang noch nicht bekannt gewesen. Bernd Birkholz, der zweiter Vereinsvorsitzende, hat dann aber in den Vereinsakten eine interessante Quelle ausfindig gemacht. So schreibt die Godesberger Volkszeitung am 5. September 1936, dass das damals allen Jecken von Karnevalsschlagern bekannte kölsche Duo Batzem/Ebeler ein neues Lied zu diesem „schönsten Fleckchen Erde“ zusammengebraut habe. Es sei „derart schmissig, spritzig und farbig“, dass es eine wunderbare Werbung für die damals selbstständige Stadt darstelle.

Da seien bei ihrer Sitzung auch die Ratsherren allesamt mit dem damaligen Bürgermeister Heinrich Alef einer Meinung gewesen: nämlich „einen Zuschuss zu gewähren, damit das Werbelied gedruckt und alsdann in vielen Exemplaren verbreitet werden kann“. Eins der publizierten Exemplare dürfte dann auch in den Haushalt des Schul­direktors im Villenviertel, des Großvaters der GA-Leserin, gelangt sein.

Im Text geht es um die Liebe zur Heimat

Bernd Birkholz meint nun, auch dieses Godesberg-Lied erzeuge sicher die Vorstellung, dass der Texter sich mit den örtlichen Verhältnissen auskenne. Andererseits ließe sich die besungene Rheinliebe auf jeden Fall auch auf andere Orte am Fluss übertragen, spätestens nachdem 1897 der Einheimische Eberhard Dennert, damals Lehrer am Pädagogium, also der Otto-Kühne-Schule, in seinem Reiseführer Godesberg mit der Bezeichnung „eine Perle des Rheins“ geschmückt hatte. „Aber wer in seine Heimat verliebt ist, schaut sich in den ebenfalls attraktiven Orten in der Nachbarschaft wohl nicht mehr ganz so genau um“, sagt der Vertreter des Heimatvereins schmunzelnd. Batzem/Ebeler jedenfalls schauten zumindest musikalisch über den kölschen Tellerrand hinüber ins kleine Godesberg.

Und wie beurteilen heutige Musiker die Godesberg-Lieder? Der GA hat das gerade gefundene Notenblatt Fred Prünte, über lange Jahre Hausarzt in Friesdorf und jetzt als Hobby-Keyboarder für den Initiativkreis unterwegs, gezeigt. Beide Kompositionen gefielen ihm, sagt Prünte, der das länger bekannte Lied gern in Schulen spielt. Auch die Melodie von August Batzem sei angenehm eingängig, meint er. Zudem gehe es den Textern beider Lieder um die Liebe zur Heimat. Und das verstehe er heute in dem Sinne, dass diese Liebe keine Frage der Geografie, sondern des Platzes sei, wo man lebe, wo man dazugehöre und Anerkennung finde.

Mundart – Godesberg-Lied in der Servatiusschule

Der Refrain des schon länger bekannten Godesberg-Lieds von Heinz Schneefeld, „Ävver mir, mir han uns‘ Godesburg am alten Strom“, dürfte den Viertklässlern der Friesdorfer Servatiusschule noch lange als Ohrwurm nachklingen, berichtet Walter Christian von einem Termin des neuen Initiativkreises Godesberg-Lied dem GA.

Als Abgesandte waren neben Christian auch Irmgard Hübner, Victoria Multhaupt und Hobbymusiker Fred Prünte mit seinem Keyboard zu den Pänz gekommen, um das Lied mit ihnen einzuüben. Joe Tillmann vom Festausschuss Bonner Karneval hatte dabei schon gute Vorarbeit geleistet.

Klassenlehrerin Christina Schulz hatte die Aktiven des Initiativkreises eingeladen, nachdem der GA kürzlich über die Wiederbelebung des Mundartliedes berichtet hatte, das vor 65 Jahren entstanden war. Nun wollen sie auch in weiteren Godesberger Grundschulen, in Seniorentreffs und -heimen sowie in Kindergärten Botschafter des Godesberg-Liedes werden, berichtet Christian. ham

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