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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Zu Besuch im Bunker unter der Godesburg

Der Schutzraum war einst für Hunderte Menschen konzipiert. Heute verschaffen sich Einbrecher Zugang

(14. April 2025, General-Anzeiger)

VON KERSTIN SIEVERT

BAD GODESBERG. Trotz strahlenden Sonnenscheins ist es an diesem Morgen ziemlich frisch. Deshalb erscheint die Luft im Bunker unter der Godesburg recht warm, nachdem Dirk Spee die unscheinbare Tür geöffnet hat. Spee kennt sich im Bunker bestens aus. Der Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements schaut bei seinen Touren durch Bad Godesberg hier regelmäßig nach dem Rechten. Begleitet wird er an diesem Morgen von seinen Kolleginnen Jennifer Murmann und Annika Koth.

Im Bad Godesberger Bunker führen drei Gänge zu einem Rondell

In der Nähe vom „Ännchen“ befindet sich der Eingang zum Bunker. Hinter der normalen Metalltür fällt als erstes der Blick auf die imposante Tür des Bunkers. Von Taschenlampen erleuchtet erstreckt sich dahinter ein erster Gang. Der Strom musste vor einigen Jahren abgestellt werden, nachdem Eindringlinge begonnen hatten, Elektrokabel zu entwenden, berichtet Jennifer Murmann. Es werde immer wieder eingebrochen, bestätigt Spee. Beim Rundgang fallen ein paar Decken und ein Kinderspaten ins Auge. Aus einer Fensteröffnung in der Nähe eines Zugangs scheinen die Gitterstäbe regelrecht abgeflext zu sein, darunter liegen reichlich Flaschenscherben.

Ein handgezeichneter Plan, der im Godesberger Heimatblatt (44/2006) zu finden ist, zeigt, dass sich drei Gänge auf einen Mittelpunkt, als Rondell bezeichnet, zubewegen. Karl-Josef Schwalb hatte die Zeichnung und einen Aufsatz zum Bunker nach Gesprächen mit Zeitzeugen gefertigt. Laut dieser Kindheitserinnerungen wurde mit dem Bau des Bunkers wohl Ende 1942 begonnen. Gefangene eines Arbeitserziehungslagers (AEL) haben damals mit Presslufthämmern die Gänge in den Basaltfelsen unter der Burg getrieben. Als Arbeitserziehungslager wurden von den Nationalsozialisten Straflager bezeichnet, die der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) unterstellt waren und in denen unter anderem politische Gegner und Zwangsarbeiter eingewiesen wurden. Der bei den Arbeiten entstandene Abraum wurde auf dem Moltkeplatz gelagert und diente zum Verfüllen von Bombentrichtern und später als Rampe für eine Behelfsbrücke über den Rhein.

Die Gesamtanlage war wohl bei Kriegsende noch nicht fertig. Es habe keine sanitären Anlagen gegeben, kein Wasser und auch keine Belüftung, heißt es in dem Bericht. In dem kühlen und feuchten Bunker haben mehr als 300 Menschen Schutz gesucht. In den Zeiten des Kalten Krieges sei der Bunker dann ausgebaut worden.

Heute sieht man, dass die Gänge mit Spritzbeton verkleidet wurden, der Boden ist eben. In den hinteren Teilen der Tunnel stehen Chemie-Toiletten in mit Vorhängen abgetrennten Kabinen und eine Reihe Waschbecken ist in der Nähe des Rondells installiert. An einer Stelle der Gänge weist ein Hinweisschild darauf hin, dass dort Trinkwasserbehälter ihren Platz gehabt hätten. Neonröhren an den unerwartet niedrigen Decken der Gänge sorgten für Beleuchtung.

Im Bunker befinden sich Chemie-Toiletten und Waschbecken

In einem Gang sind die Turbinen aufgereiht, die für die Belüftung nötig waren. Ihr Betrieb war entweder mit Strom oder mit „Manneskraft“ über eine Kurbel möglich. Frischluft konnte von draußen angesaugt werden. Die CO2-Filter der Anlage tragen noch ein Siegel, das 1990 abgelaufen ist. Die sternförmig angelegten Gänge laufen auf das Rondell zu, das in Wirklichkeit kleiner erscheint, als der Plan vermuten ließ. Nur an einer Stelle ist der Boden feucht, sonst wirkt der Bunker trocken.

2005 beim Tag des offenen Denkmals kamen rund 600 Menschen, um einen Blick in den Bunker zu werfen. Wer sich heute einen Eindruck verschaffen möchte, kann das bei einem virtuellen Rundgang des Vereins Kunst- und Kultur Bad Godesberg tun: kukug.de/kukug-projekte/zeitdokumente-in-vr.

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