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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Versteckte Schätze in Lannesdorf

90 Minuten Ortsgeschichte bei einem Spaziergang. Werner Zorn erzählt zahlreiche Anekdoten aus dem Dorf

(30. Juli 2024, General-Anzeiger)

VON ALFRED SCHMELZEISEN

LANNESDORF. | 90 Minuten Ortsgeschichte bei einem Spaziergang durch das südliche Lannesdorf: Für den gebürtigen Lannesdorfer Werner Zorn ist dies Anlass, nicht nur auf die Geschichte des 892 erstmals urkundlich erwähnten Landulphestorp hinzuweisen, sondern auch zahlreiche Anekdoten aus dem Ortsleben zu erzählen.

Es handelt sich um eine Neuauflage des vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg angebotenen Rundgangs. Da freute sich Vorstandsmitglied Andreas Schütt, selbst im Ort aufgewachsen, dass auf dem Brunnenplatz so viele standen und mitwollten.

„Mit den Spaziergängen wird seit vielen Jahren die Bedeutung, Altes zu bewahren und an zukünftige Generationen weiterzugeben, in den Bad Godesberger Ortsteilen gepflegt“, sagte Schütt und freut sich, neben Zugezogenen auch alte Lannesdorfer zu begrüßen. „Viele versteckte Schätze gilt es zu erläutern“, machte Zorn neugierig, der als Autor vor fünf Jahren für den Heimatpflege-Verein den Text zur Broschüre „Spaziergang durch Lannesdorf“ geschrieben hatte – erhältlich in der Geschäftsstelle an der Augustastraße 82 und im Servicecenter der SWB an der Alten Bahnhofstraße.

Das hatte auch etwas von Karneval, denn der frühere Leiter des Rosenmontagszuges, seit 1975 beliebt, ging dessen Wegstrecke ab – nur in der Gegenrichtung. Es ging also über Deutschherren-, Drachenburgstraße und Am Kirchberg. „Hier stand früher die alte Lannesdorfer Schule, und wir sehen heute drei einzelne Bereiche von Lannesdorf, die Lannesdorfer Mitte mit dem St.-Anna-Wegekreuz an der Straße Am Kirchberg, das Unterdorf mit seinem Pümpchen und das Oberdorf mit seinen tollen Ausblicken auf den Ortsteil“, sagte Zorn.

Abseits vom Geschichtlichen erfuhren die Teilnehmer, dass es das beste Eis weit und breit früher in einer Eisdiele gegenüber der katholischen Pfarrbücherei gegeben habe. Auf die legendären, von Anwohnern organisierten Pömpchenfeste wurde am Pömpchen in der Hermann-Löns-Straße näher eingegangen. Und das Wasser, das dort aus dem Brunnen kommt, testeten einige als kleine Erfrischung unterwegs. „Die Trinkwasserqualität ist prima“, bestätigte ein seit vielen Jahren dort wohnender Lannesdorfer.

Dass der Ort sieben Bildstöcke an den Wegrändern hat, wusste kaum einer. „An allen wurde früher für die Verstorbenen gebetet. Damit sprach sich von dort immer schnell herum, wenn jemand gestorben war. So schienen die Bildstöcke auch irgendwie wie Nachrichtentreffpunkte zu dienen“, hieß es bei den Erläuterungen.

Bekannt war Lannesdorf über Jahrzehnte durch den Basaltabbau am Lyngsberg. Auch heute noch muss man sich auf den Hohlwegen vor Stechmücken schützen. Vorbei führte der Spaziergang am aus dem 18. Jahrhundert stammenden Fachwerkhaus Korkeiche und an der gegenüberliegenden Villa, die 1909 vom Mehlemer Architekten Peter Wald für den Grubenbesitzer Sebastian Metz errichtet wurde.

„Das im Schweizer Stil errichtete zweigeschossige Wohnhaus macht mit seiner Putzfassade, einem Fachwerkgiebel und den verzierten Holzbalkonen einen malerischen Gesamteindruck. Es ist denkmalgeschützt als Beispiel für die verstädterte Erweiterung des Ortskerns am ehemaligen Dorfausgang nach Muffendorf“, erfuhren die Zuhörer.

Auf dem Spaziergang schwärmte Zorn am Ende der Lyngsbergstraße über das schlichte Wegekreuz von 1785, dessen Balkenenden einen Rundsattel haben, und das auf einem abgestuften Sockel stehende Kreuz. „Ein in der Form vergleichbares Wegekreuz findet sich sonst nirgends im Großraum Bonn“, sagte Zorn. Beim Blick auf die gegenüberliegende Herz-Jesu-Kirche wurde deren Geschichte samt dem dortigen Ehrenmal erzählt.

Die Gruppe gelangte zur heute verkehrsberuhigten Ließemer Straße, ging bis zur Alten Bauernschänke. Gegenüber wohnt der langjährige Ortsausschuss-Vorsitzende Josef Kolb, der auf einem Tablett eine Stärkung reichte, die es in sich hatte: Für die Frauen gab es Johannisbeerlikör, für die Männer Mirabellenschnaps – ein Beweis der Gastfreundschaft der Lannesdorfer für ihre Freunde.

WEITER GEHT’S – Spaziergänge durch Bad Godesberger Ortsteile

31. Juli Kunstwerke Redoutenpark/Stadtpark, Treffpunkt: Haus an der Redoute (Annette Krapp leitet den Spaziergang)
7. August Mehlem, Treffpunkt: Katholische Kirche St. Severin (Irmtraud Blask)
14. August Friesdorf, Treffpunkt: Klufterplatz (Iris Henseler-Unger)
21. August Muffendorf, Treffpunkt: Remi-Baert-Platz vor der Kommende (Pia Heckes)
28. August Plittersdorf, Treffpunkt: Schloss Carstanjen am Rheinufer, Ziel: Bastei (Richard Grebert)
26. September, Klaaftreff ab 14.30 Uhr in der Begegnungsstätte Dürenstraße 2 zum Thema „Erntezeit, Einmachzeit, Kastanienzeit – herbstliche Aktivitäten früher und heute“. Die Teilnehmer sind eingeladen, mit ihren eigenen Erlebnissen (gern auch in Mundart), Fotos und anderen Erinnerungsstücken den Klaaf zu bereichern. scv

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