Gedenktafel am Rheinufer verwittert
In Godesberg gibt es viele Denkmale zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Doch die Zitate darauf sind teils nicht mehr gut lesbar
(30. Juli 2024, General-Anzeiger)
VON EBBA HAGENBERG-MILIU
BAD GODESBERG. | GA-Leser Wilhelm Ilbertz ärgert das schon seit Längerem: Die Tafel der „Kameradschaft Plittersdorf“ zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs am Rheinufer zwischen Schaumburger Hof und Mausoleum Carstanjen verwittert immer mehr. „Was nützen am Ende die markigen Sprüche, wenn der Betrachter feststellen muss, dass, wie der allmähliche Verfall belegt, ein ehrliches Erinnern nicht stattfindet“, kritisiert der Spaziergänger. Dabei fragt es sich jedoch, ob die 53 hier namentlich verzeichneten gefallenen Godesberger der Angriffsarmee nach dem sinnlosen Morden martialische Zitate wie „Wir kämpften für Ehr‘ und Recht, sind lieber tot als Knecht“ wirklich unterschrieben hätten.
Zuständig für den Erhalt ist das Städtische Gebäudemanagement, das das Denkmal unterhalte. Um die angrenzenden Grünanlagen kümmere sich das Amt für Umwelt und Stadtgrün, antwortet das Presseamt auf GA-Anfrage. Da die Bäume an dieser Stelle fehlten, habe man den Bereich im Frühjahr überarbeitet und neben zwei neuen Bäumen eine Staudenmischpflanzung angelegt. „Die Anlage ist in einem gepflegten, guten Zustand“, betont die Verwaltung. Lediglich die Schrift sei verblichen. „Das Gebäudemanagement prüft derzeit, ob die Schrift wieder aufgefrischt und gegebenenfalls Schönheitsreparaturen an Denkmal und Stein vorgenommen werden können.“
Von 1914 bis 1919 seien im Ersten Weltkrieg von rund 2500 Godesberger Kriegsteilnehmern 461 gefallen, rechnet das Stadtarchiv auf Anfrage vor: So viele Sterbefälle von Heeresangehörigen seien beurkundet worden. Ihrer gedacht wird im Stadtteil zum Beispiel noch mit Ehrenmalen am Muffendorfer Remi-Bert-Platz, im Inneren des Lannesdorfer Kirchturms und an der Ostseite der St. Evergislus-Kirche, berichtet Bernd Birkholz vom Heimatverein. Martin Ammermüller, ebenfalls Heimatforscher des Vereins, fügt zwei Orte hinzu: das Mahnmal am Plittersdorfer Hof von Holland mit einer trauernde Mutter nebst Kind und einem Krieger mit gesenktem Schwert von 1917 sowie den symbolischen steinernen Grabhügel am Rheinufer beim Zufluss des Godesberger Bachs. Er wurde nachträglich 1934 von Kriegsveteranen errichtet.
Nicht zuletzt ist natürlich die Kriegsgräberstätte des Burgfriedhofs zu nennen. Ebenfalls symbolisch stehen dort Steinkreuze für 72 gefallene Godesberger Soldaten. Ob aber auch hier die Gefallenen wirklich im Nachhinein den Spruch auf der großen Gedenkplatte gezeichnet hätten? Inzwischen ebenfalls verwittert steht da: „Ihr seid gefallen, damit Deutschland lebt“.
„Kriegerische Inschriften“ nennt Heimatforscher Ammermüller beigegebene Zitate, wie die der „Kameradschaft Plittersdorf“ am Rheinufer: Unter steinernem Helm und Schwertern ist da auch: „Sie starben den Heldentod fürs Vaterland“ geschrieben. Plittersdorf besitze ja letztlich drei Denkmäler für die Gefallenen bis 1918, führt Ammermüller aus. Offensichtlich sei die „Kameradschaft“ mit der christlichen Ausrichtung der anderen Gedenkstätten unzufrieden gewesen, sodass sie „kriegerisch“ nachrüstete. Bei der Renovierung des Ehrenmals am Plittersdorfer Hof jedenfalls seien 1984 die Namen der Gefallenen durch eine neue Tafel ersetzt worden: „Den Toten der Kriege und der Gewaltherrschaft“, so Ammermüller.