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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Wo Zwangsarbeiter zusammengepfercht wurden

An der Weststraße in Bad Godesberg erinnert eine Gedenktafel an das Leid von mehr als 100 Nazi-Häftlingen

(26. Juni 2024, General-Anzeiger)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU

BONN. | Im vergangenen Jahr hatte ein Godesberger per Bürgerantrag erreicht, dass die Bezirksvertretung beschloss, auf dem heutigen Werkstoffgelände von Bonnorange an der Weststraße eine Gedenktafel zu errichten. Die sollte an das sogenannte Arbeitserziehungslager der Nationalsozialisten erinnern, in dem Zwangsarbeiter seit Anfang 1944 unter sehr harten Haftbedingungen litten und schwerste körperliche Arbeiten verrichten mussten.

Diese Gedenktafel ist nun von der Bezirksverwaltungsstelle an der Südstraße / Weststraße / Ecke Godesberger Straße aufgestellt und am Dienstag offiziell eingeweiht worden. Vor Ort waren auch Bezirksbürgermeister Michael Wenzel, Iris Henseler-Unger als Vorsitzende des Godesberger Heimatvereins, Philipp Hoffmann, Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen, und Sven Sadewasser, Vorstand von Bonnorange.

An der Stelle des früheren städtischen Fuhrparks habe sich ab 1942 erst ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene befunden, steht auf der Tafel. Zwischen Februar und September 1944 sei unter dem Namen Hilfspolizeilager das sogenannte Arbeitserziehungslager für zeitweise mehr als 100 Häftlinge eingerichtet worden. Davon habe es drei auf dem heutigen Bonner Stadtgebiet gegeben. Wie der Heimatforscher Erhard Stang 2008 schrieb, lag das zweite ebenfalls in Godesberg, auf dem Gelände der Mehlemer Ringsdorff-Werke, heute SGL Carbon und GKN Sinter Metals.

Die Tafel an der Weststraße informiert, dass hier wenige Deutsche und überwiegend verschleppte junge Menschen aus Polen und der damaligen Sowjetunion in miserablen hygienischen Verhältnissen und mit völlig unzureichender Verpflegung in Garagenanlagen inhaftiert waren. Um dann beim Bau des Bunkers unter der Godesburg und der gefährlichen Beseitigung von Bombenschäden schuften zu müssen. „Örtliche Unternehmen und Privatleute konnten sie als Arbeitskräfte gegen Bezahlung an die Stadt anfordern“, steht weiter auf der Gedenktafel. Was, wie Heimatforscher ermittelt haben, von den heimischen Firmen lebhaft genutzt wurde. Die Einrichtung des Lagers an der Weststraße sei vom damaligen Nazi-Bürgermeister, also Heinrich Alef, ausgegangen, der so über preiswerte Arbeitskräfte verfügen und zusätzliche Einnahmen für die Stadtkasse verbuchen konnte, so die Erinnerungstafel.

Sie hat sich damit in den Kreis der inzwischen zahlreichen Godesberger Gedenkorte mit Informationstafeln eingeordnet. Ende Mai erst hatte der Heimatverein eine solche am sogenannten Schwan’schen Haus an der unteren Elisabethstraße neben dem Treppenaufgang zum Redoutenpark eingeweiht. Es gehörte früher an der Burgstraße am Fuße der Treppe zur Godesburg zu einer schmucken Hofanlage mit Werkstatt und Stallungen. Bei der rigorosen Altstadtsanierung ab den 1960er Jahren bis über die Eingemeindung Bad Godesbergs in die Stadt Bonn hinaus waren allein 180 Gebäude abgerissen worden. Zumindest das Schwan’sche Haus blieb als eines der wenigen historischen Gebäude bestehen. Es wurde 1978 „niedergelegt“, wie der Heimatverein es ausdrückt, und am Rande des Redoutenparks wiedererrichtet. Seit 1912 ist es im Besitz der Familie Schwan und deren Nachkommen.

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