Boule spielen mit besonderem Panorama
UNTERWEGS IM PARK Der Panoramapark und der Drachensteinpark haben eine gemeinsame Eigenschaft: Ihre phänomenale Aussicht auf Rhein und Siebengebirge. Trotz des schlechten Wetters kommen die Bad Godesberger an diese Orte
(8. August 2023, General-Anzeiger)
VON JASPER NEBEL
RÜNGSDORF/MEHLEM. | Massen tummeln sich derzeit nicht im Panoramapark in Bad Godesberg. Wer will es den Leuten auch verübeln. Der diesjährige Sommer führt zwar, zumindest in Deutschland, nicht zu einer Trockenheit wie in den vergangenen Jahren, hat jedoch auch zur Folge, dass man lieber zu Hause bleibt als in Parks die Sonne zu genießen. Einige haben sich dann aber doch nach draußen getraut in den Panoramapark. Er bildet den Abschluss der Rheinallee und bietet ein hervorragendes Panorama auf den Rhein und das Siebengebirge – in direkter Nähe zur Bastei.
Unter den Besuchern sind Raphael und Sina mit ihrem Großvater, einem alteingesessenen Bad Godesberger. Die Kinder im Grundschulalter nutzen eine Regenpause und toben sich an der Seilbahn auf dem Spielplatz im Panoramapark aus. Ihr Großvater erzählt derweil, was der Panoramapark für ihn ausmacht: „Zwar gibt es in Bad Godesberg schon einige Parks, aber so eine große intakte Fläche mit einem schönen alten Baumbestand ist dann doch selten.“ Er komme sehr gerne mit seinen beiden Enkelkindern vorbei. Aber auch, um dort bei besonderen Anlässen das Feuerwerk zu genießen, etwa bei Rhein in Flammen und Silvester.
Der Spielplatz im Panaromapark wurde vor gut zehn Jahren umfangreich saniert, in diesem Zuge wurde auch die Seilbahn aufgebaut. Neben einer Laufbahn mitsamt Weitsprungsandkasten hat zudem noch der 1. Boule Club Pétanque einen festen Platz im Panoramapark. Der älteste Bouleclub Deutschlands wurde vor 60 Jahren von Mitarbeitern der französischen Botschaft gegründet. Nachdem man in den Anfangsjahren noch beim Rathaus in Bad Godesberg gespielt habe, sei man nun schon lange im Panaromapark beheimatet, erzählt der Vereinsvorsitzende Michael Wolter. „Zwar können wir hier nur schwer Turniere ausrichten, aber dafür liegen nur wenige Boulebahnen so schön wie unsere hier – mit dem wunderschönen Panorama im Hintergrund“, schwärmt der 62-Jährige. Auch sonst komme er sehr gerne in den Park, zum Beispiel wenn seine Enkel zu Besuch sind. Letztlich verbindet er den Park aber doch vor allem mit einem: dem Boulespielen.
Es wird schnell deutlich: Das Panorama ist nicht nur namensgebend, sondern auch eine unübersehbare Eigenschaft des Parks. Mit seinen großen Grünflächen bietet er genug Platz, um die Seele baumeln zu lassen oder sich mit Freunden zu treffen. Entstanden ist die Fläche auf der Anhöhe jedoch nicht unbedingt als Park, sondern eher als Wartebereich für den Schiffsanleger an der Bastei in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts, berichtet Iris Henseler-Unger vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg. Die Bastei als Schiffsanleger und der Panoramapark als Wartebereich wurden erst durch die Eingemeindung von Plittersdorf und Rüngsdorf möglich, durch den Bad Godesberg den wichtigen Zugang zum Rhein erhielt, so Henseler-Unger. Sie erklärt, dass der Park somit „ein wichtiger Baustein war, um die Attraktivität Godesbergs als Kurort und Sommerresidenz der Reichen zu stärken“.
Ortswechsel. Rauf aufs Rad, einige Kilometer den Rhein hinauf. Man lässt Bad Godesberg und Rüngsdorf hinter sich, bis sich rechts eine breite Grünanlage schlauchartig ihren Weg hinauf ins Mehlemer Zentrum sucht. Der Drachensteinpark hat ähnlich wie der Panoramapark eine lange Geschichte. Ursprünglich gehörte der Park zum Grundstück des Hauses Drachenstein – daher der Name – auch bekannt als Villa Schnitzler, so Henseler-Unger. Er diente bis in die 1920er Jahre als Privatpark für den geheimen Justizrat Dr. Victor Schnitzler und wurde erst nach und nach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wichtig war jedoch, dass die Sicht auf den Rhein und den Drachenfels nicht verbaut werden sollte.
Heute ist der Drachensteinpark eine kleine Oase inmitten des Mehlemer Wohngebiets. Und auch er zieht Großeltern mit ihren Enkeln an, so auch die Mehlemerin Christiane Weber mit ihrem zweijährigen Enkelkind Josha. Josha balanciert begeistert auf dem kleinen Mäuerchen, das den Park von dem kleinen Schotterbereich am Rheinradweg trennt. Die Mauer ist eine der kleinen Neuerungen, die die Stadt im Drachensteinpark vorgenommen hat, nachdem ein Großteil des Parks aufgerissen werden musste, um einen Entlastungskanal für den Mehlemer Bach zu bauen. Er soll den Hochwasserschutz verbessern.
Nachdem dann eine Bürgerinitiative mit etwas Druck nachgeholfen habe, so Weber, sei der Park saniert worden. „Das hat die Stadt echt sehr schön gemacht und es wird auch sehr gut von den Bürgern angenommen“, erzählt die Mehlemerin. Vor allem der Brunnen im unteren Teil des Parks mitsamt der bunten Bepflanzung sei sehr schön. Und wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, so erzählt sie, würden sich auch hier im Drachensteinpark Dutzende von Menschen tummeln.
SO SIND SIE ERREICHBAR – Panorama- und Drachensteinpark
Sowohl Drachensteinpark als auch Panoramapark sind öffentlich und zu jeder Zeit über das gesamte Jahr geöffnet. Hunde müssen angeleint werden und die Parks sind in den Hauptbereichen rollstuhlgerecht. Den Drachensteinpark erreicht man mit dem Auto am besten über die Nibelungenstraße oder die Mainzer Straße und per Bus über die Haltestelle „Mehlem Ort“. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß bietet sich bei beiden Parks die Anfahrt über die Rheinpromenade an. Der Panoramapark ist über die Rheinallee oder per Bus mit der Buslinie 855 zu erreichen. nej