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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Zeitreise im Kleinen Theater

Das Haus will mit Laien und Profis die Kultur in Bad Godesberg wiederbeleben

(11. November 2022, General-Anzeiger Bonn)

VON SIMUN SUSTIC

BAD GODESBERG. | Ein Theaterstück von Bürgern für Bürger, das plant das kleine Theater in Bad Godesberg. Bis Dienstag, 15. November, können Laien und Schauspielerprobte sich an schauspiel@aib-bonn.org bewerben. Aber auch Nachzügler würden nicht gleich abgewiesen, sagt der Pächter und Eigentümer Frank Oppermann.

Das Projekt soll Interessierte an allen Facetten des Stücks, das für Juli 2023 geplant ist, Beteiligung ermöglichen. Schauspielern ist genau so denkbar wie die Mitarbeit am Skript oder der Regie. Begleitet werde die Aufführung von Profis. Leiterin des Stücks ist die Bonnerin und Gründerin der Akademie für angewandte Schauspielkunst, Anna Möbus.

„Wir wollen zeigen, dass auch das geschichtsträchtige Bad Godesberg nicht nur mal was war – das ist was“, sagt Oppermann. Bad Godesberger sollen ihren emotionalen Bezug zum Stadtbezirk im Stück ausdrücken. „Jeden Tag laufen an einem hier so viele verschiedene Menschen vorbei, und jeder hat eine eigene Geschichte zu erzählen“, veranschaulicht der Theaterleiter. Derzeit wird die Freilichtbühne vor dem Gebäude wieder abgebaut, damit der Blick auf das Haus für das hundertjährige Bestehen im Dezember freigegeben wird, das mit dem Stück „Cabaret“ gefeiert wird.

Es gehe darum, aus dem Vergangenen, was die Bewohner Bad Godesbergs erlebt haben, eine Zukunft abzuleiten. So geschichtsträchtig wie der Bezirk sei auch das Haus selbst, das 1969 zum Theater wurde. Eine Zeit lang diente es etwa als Flüchtlingsunterkunft. Der jüdische Bankier Louis David ließ es 1922 und 1923 nach Entwurf des Villenviertel-Architekts Willy Maß bauen. Der NS-Bürgermeister Heinrich Alef bezog das Gebäude bis Kriegsende als Dienstwohnung. Bis 1969 wechselten die Bewohner stetig.

Das Stück selbst wirbt auch auf der Metaebene dafür, Bad Godesberg kulturell am Leben zu erhalten – oder ihm neues einzuhauchen. Denn seit der Übernahme des kleinen Theaters durch Oppermann 2019 durchlief es nahtlos verschiedene Krisen. Einerseits schränkte Corona den Betrieb ein, andererseits fehlt es grundsätzlich an Besuchern. Überhaupt sind die Vorsitzenden der Heimat- und Bürgervereine und Oppermann sich einig, ist das kulturelle und öffentliche Leben in Bad Godesberg nicht mehr das, was es einmal war.

Iris Henseler-Unger, Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, ist deshalb begeistert von dem Konzept und hat, ebenso wie Eckhard Freyer, der Bürger.Bad.Godesberg vorsitzt, den Vereinsmitgliedern von der Idee erzählt. Henseler-Unger: „Die Leute sollen sehen, dass hier in Godesberg was passiert.“ Theaterbesuche, Gastronomie und mehr Spaziergänger im angrenzenden Kurpark mit seinen naturgeschützten, jahrhundertealten Bäumen befruchteten sich gegenseitig, ist man sich einig.

Wenn mehr Menschen ins Theater gingen, profitierten auch die nahe gelegenen Restaurants von mehr hungrigen Gästen. „Wir müssen mehr daran arbeiten, dass der Kurpark wieder eine lebende Keimzelle wird“, sagt Oppermann, dem nicht klar ist, warum derzeit so wenige Menschen in dem schönen Fleckchen Grün flanieren. Er blickt nach dem Abflachen der pandemischen Einschränkungen leicht zuversichtlich in die Zukunft, was die kulturelle Belebung des Stadtbezirks angeht. Aber: „Es ist ein wahnsinniger Kampf.“

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