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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Film-Fans pilgern zum Rheinhotel

Nach Ausstrahlung des TV-Zweiteilers schnellen die Zimmer-Buchungen in die Höhe. Haus ist ein beliebtes Fotomotiv

(5. Oktober 2022, General-Anzeiger Bonn)

VON MAXIMILIAN MÜHLENS
RÜNGSDORF. | Dirk und Anne Hoffer schauen interessiert auf die kleine gläserne Infotafel des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, die an die Mauer des Rheinhotels Dreesen geschraubt ist. Das Ehepaar ist mit Sohn Phillip an diesem Dienstagnachmittag nicht ohne Grund am Dreesen: Sie haben das Hotel im großen TV-Zweiteiler „Das Weiße Haus am Rhein“ gesehen. Wie berichtet, hatte die ARD die fiktive Geschichte des jungen Emil Dreesen verfilmt und erzählt in dem bildgewaltigen Film vom Überlebenskampf seiner Hoteliers-Familie zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Vorabend des Zweiten.

„Der Film war toll. Wir haben ihn am Sonntag in der Mediathek gesehen, wir wollten nicht schon wieder einen Tatort sehen“, so Dirk Hoffer. Die Geschichte habe die Familie aus Erftstadt begeistert. Da sie sowieso nach Friesdorf zum Haribo-Werksverkauf fahren wollten, haben sie den Abstecher nach Rüngsdorf gemacht. „Der Umweg hat sich angeboten und gelohnt – der Ausblick ist wirklich toll“, so Hoffer. Natürlich wird vor dem geschichtsträchtigen Haus auch ein Foto für das Familienalbum gemacht. Familie Hoffer ist dabei nicht alleine. Immer wieder kommen Menschen an der Uferseite des Hotels vorbei, die ganz gezielt ihren Ausflug mit Ziel Dreesen geplant haben.

Darunter auch Elisabeth und Thomas Platten aus Troisdorf. Er hat extra seine professionelle Kameraausrüstung mitgebracht, um ein paar „schöne Fotos“ vom Hotel zu machen. „Das war wirklich ein sehr guter Film und die Dokumentation war auch sehr interessant“, so Elisabeth Platten. Allerdings ist sie ein wenig enttäuscht. Gerne hätte sie gemeinsam mit ihrem Mann ihren Hochzeitstag am 14. Oktober mit einer Übernachtung im Hotel gefeiert – aber keine Chance, das Hotel sei ausgebucht. Thomas Platten würde sich freuen, wenn es bald Führungen durch das Gebäude geben würde, denn, und da ist er sich sehr sicher: „Da wird es viele interessante Geschichten geben.“

Eckart Weiher macht mit seinem Smartphone ebenfalls fleißig Fotos von dem Hotel. „Gesehen haben wir den Film noch nicht. Das war uns gestern ein wenig zu lang“, so Weiher, der mit seiner Frau Annelie einen Spaziergang macht. Das Paar wohnt in Mehlem. „Uns hat aber noch ein Freund aus Mainz angerufen, der meinte, dass wir den Film unbedingt sehen sollten – wir werden das nachholen“, so Annelie Weiher. Evi Lukkaschek schwelgt ein wenig in den Erinnerungen, als sie am Dreesen steht. „Ich habe hier in der Nähe mal gewohnt. Seit 20 Jahren lebe ich nun in Remagen und dachte mir, nachdem ich den Film gesehen habe, nutze ich das gute Wetter heute und mache den Ausflug hierher“, so Lukkaschek. Ein Paar, das bei Koblenz Urlaub machte, nutzt den Heimweg Richtung Witten, um Station am Dreesen zu machen. „Ich wollte mal schauen, ob die Umgebung hier wirklich so aussieht wie im Film“, erzählt der Mann. Er findet es ein wenig dichter bebaut als im Zweiteiler.

Begeistert zeigt sich Hoteldirektor Christof Keller. Wobei er sich erst ein wenig daran gewöhnen muss, dass sich nun Menschen mit seinem Hotel im Hintergrund fotografieren oder sich auf die mit rotem Teppich ausgelegten Stufen des Eingangs setzen. „So etwas hatten wir hier bislang nicht“, sagt er lachend. „Den ersten Teil haben 3,8 Millionen Menschen gesehen, den zweiten Teil 3,19 Millionen – ich kann die Zahlen schlecht einschätzen. Ich finde sie sehr bemerkenswert und wir sind ganz happy damit“, so Keller zum GA. Dass der Film dazu beiträgt, dass die Bekanntheit des Hotels steigt, ließ sich schon während der Ausstrahlung erahnen, denn die Internetseite des Hotels war zeitweise nicht erreichbar. „Wir hatten nur wenige Tage zuvor die Technik extra verstärkt, damit so etwas nicht passiert, aber scheinbar wollten sich sehr viele Menschen gleichzeitig über das Hotel informieren“, so Keller.

Auch die Buchungen schnellen in die Höhe. Alleine 80 Reservierungen gehen auf den Film zurück – eine solche Anzahl habe das Hotel normalerweise in einer Woche, aber nicht an einem Tag. Das Personal an der Rezeption wurde auch verstärkt, da viele Anfragen eingehen würden. „Es kommen auch viele vorbei, die einfach nur einen Kaffee trinken möchten oder sich einen Tisch für den Abend reserviert haben“, erklärt der Hoteldirektor weiter. „Eine Fortsetzung des Zweiteilers wäre toll. Es ist eine gute Werbung für uns – die wir nicht in Auftrag gegeben haben“, so Keller. Führungen durch das Haus könne er sich derzeit nur schwer vorstellen, denn man dürfe nicht vergessen, dass es einen regen Hotelbetrieb gibt.

Die ARD konnte eine GA-Anfrage über eine mögliche Fortsetzung des Zweiteilers am Dienstag nicht beantworten, möchte eine Antwort aber nachreichen.

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