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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Alt St. Martin in Bad Godesberg

Gemeinde hofft nach Brand auf Geld für Kirchensanierung

(23. November 2021, General-Anzeiger Bonn)

MUFFENDORF. Vor vier Jahren sorgte ein Kabelbrand für starke Schäden an der Muffendorfer Kirche Alt St. Martin, die seitdem geschlossen ist. Pater Gianluca Carlin begründet den derzeitigen Schwebezustand mit hohen Kosten und ausstehenden Fördergeldern.

Als kürzlich der Öffentlichkeit das aufgehübschte Areal rund um den Diana-Stein in Muffendorf vorgestellt wurde, da wanderte der Blick von Martin Ammermüller mal wieder in Richtung der benachbarten Kirche Alt St. Martin. Seit einem ausufernden Kabelbrand im Dezember 2017 ist diese geschlossen, die Schäden noch nicht behoben. Als Bürger, aber auch als früherer Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte hat sich Ammermüller in den zurückliegenden Jahren stets für die Sanierung interessiert und diese gewissermaßen eingefordert.

Vor einem Jahr hatte er sich das letzte Mal an Bonns Stadtdechanten Wolfgang Picken gewandt, weil der Jahrestag des Brandes sich zum dritten Mal jährte und über den Fortgang der Restaurierung nichts zu erfahren war. „Nun ist ein weiteres Jahr vergangen und es gab weder eine Antwort noch neue Informationen“, ärgert sich der geschichtsbegeisterte Friesdorfer.

Die Dorfkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert

Der Ortsausschuss Muffendorf habe sich ebenfalls schon um eine Unterstützung der Sanierung bemüht. „Nach der Restaurierung des Bonner Münsters sollte dringend etwas in Bad Godesberg erfolgen“, meint Ammermüller. Es hätten sich Gerüchte breit gemacht, dass an der kleinen romanischen Dorfkirche aus der Zeit um 1100 nichts mehr getan werde, zudem die Versicherung noch nicht gezahlt habe.

Beidem tritt auf Anfrage nun Bad Godesbergs leitender Pfarrer Gianluca Carlin mit anderen Nachrichten entgegen. Die Regulierung des Brandschadens durch die Versicherung sei längst abgeschlossen, nämlich im Jahr 2020. „Bereits vor der seinerzeitigen Begutachtung des Brandschadens wurde festgestellt, dass an der Kirche Alt St. Martin erheblicher Sanierungsbedarf besteht“, schreibt Pater Carlin. Man bewege sich im sechsstelligen Bereich. Die Kosten für die Behebung des Brandschadens hätten daran nur geringen Anteil.

Gemeinde wartet auf die Bewilligung der Fördermittel

Für den Pfarrbrief „Südkurier“ der katholischen Gemeinde Sankt Martin und Severin hatte Kirchenvorstandsmitglied Marcus Haep eine Art Bestandsaufnahme verfasst.  Es seien eine  starke Durchfeuchtung und Salzbelastung der Wände mit Schäden an den Putzflächen festgestellt worden, sodass eine  Mauerwerkssanierung erforderlich werde. „Auch die Dacheindeckung weist erhebliche Schäden auf. Eine Restaurierung der Turmbekrönung ist ebenfalls erforderlich. Die Traufgesimse, Wasserspeier und Wände der Turm- und Giebelfenster sowie die figürlichen Kämpfer des Rundbogenfrieses weisen partiell starke Risse und Abplatzungen auf“, hielt Haep zum Zustand des Gebäudes fest.

Laut Pater Carlin sei unter anderem aus bautechnischen Gründen entschieden worden, beide Maßnahmen, also die Behebung des Brandschadens und die Gesamtsanierung der Kirche, zu bündeln. „Da deren Finanzierung  nicht von der Kirchengemeinde allein getragen werden kann, haben wir Fördermittel des Bundes, des Landes NRW sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beantragt“, so der leitende Pfarrer des katholischen Seelsorgebereichs Bad Godesberg weiter. Die Entscheidungen der zuständigen Behörden erwartet er für 2022. „Die Planung für die Durchführung der Maßnahmen wurde durch den beauftragten Architekten abgeschlossen“, schreibt Carlin. Man setze auf die Bescheide, um die Gesamtfinanzierung zu sichern und, wenn diese stehe, „endlich auch mit der Durchführung der Arbeiten starten zu können“.

1910 wurde der Diana-Stein aus der Römerzeit entdeckt

Die Kirche hat eine mehr als tausendjährige Geschichte vorzuweisen. Die Funktion als Pfarrkirche verlor Alt St. Martin, als mit St. Martin 1895 in direkter Nähe an der Klosterbergstraße eine größere neugotische Hallenkirche gebaut wurde. Seit sich in der alten Kirche 1910 der eingemauerte Weihestein der Göttin Diana fand, gehen Fachleute davon aus, dass es an jener Stelle schon zu römischen Zeiten einen sakralen Bau gegeben haben muss. 

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