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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Heimatverein vor der Zäsur

Der langjährige Vorsitzende Martin Ammermüller gibt sein Amt auf. Weitere Posten sind vakant

(12. Mai 2020 General-Anzeiger Bonn)

VON MICHAEL WENZEL

BAD Godesberg. Martin Ammermüller weiß, wovon er spricht: „Das ist eine interessante Aufgabe.“ Seit zwölf Jahren steht der 77-jährige gebürtige Berliner, der allerdings schon seit 1957 in Friesdorf lebt, an der Spitze des Bad Godesberger Heimatvereins. Doch im nächsten Jahr soll endgültig Schluss sein: „Nach zwölf Jahren fehlt dann doch ein bisschen die Energie und die Kreativität“, meint Ammermüller.

Das ist wohl nachzuvollziehen, blickt der Vorsitzende doch auf eine arbeitsreiche, teilweise turbulente Zeit und zahlreiche große und kleinere Herausforderungen während seiner Amtsperiode zurück. Ganz oben auf der Liste stehen da natürlich das 150-jährige Vereinsjubiläum im vergangenen Jahr und die komplette Neugestaltung des Draitschbrunnens 2015, die den Verein an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten brachte. Des Weiteren erfolgte vor zwei Jahren der Umzug vom Godesberger Rathaus in ein Haus in der Augustastraße, das ein Mitglied dem Verein vererbt hatte. Ammermüllers besonderes Steckenpferd sind allerdings die einmal im Jahr erscheinenden Godesberger Heimatblätter, die im Lauf der Jahre immer umfangreicher wurden. Quasi nebenbei erschienen in seiner Amtszeit noch zwei Sonderpublikationen über „Ferdinand Wurzer und die Gründung des Godesberger Gesundbrunnens“ von Georg Schwedt (2015) sowie der Band über „Die Entwicklung der Industrie in dem Badeort Godesberg“ von Horst Heidermann (2014).

Auch wenn es für diese Publikationen redaktionelle Unterstützung in Gestalt von Schriftleitern – Friedrich Georg Wendl (2004-2010) und Hermann Josef Roth (2011-2016) sowie seit drei Jahren durch Redakteur Karl Hermann Amthauer gab, ist die Produktion der Heimatblätter eine wissenschaftlich-journalistische Herausforderung. Auch um die kleineren Broschüren, die sogenannten „Spaziergänge“ durch verschiedene Godesberger Ortsteile kümmerte sich Ammermüller nicht nur intensiv, sondern schrieb diese zum Teil auch noch selbst.

Große Fußstapfen also für jemanden, der ihm nachfolgt. „Naja“, meint Ammermüller, „das Feld ist im Prinzip bestellt, und für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es die Möglichkeit, ganz neue Dinge anzupacken.“ Wer also Interesse an so einer Aufgabe hat, soll nach Vorstellungen Ammermüllers erst einmal einige Vorstandssitzungen besuchen. Zwar gab es schon einige Interessenten – die aber sprangen am Ende aus unterschiedlichsten Gründen wieder ab. In diesem April musste die jährliche Mitgliederversammlung coronabedingt ausfallen, aber in einem Jahr werden voraussichtlich insgesamt vier von sieben Vorstandsmitgliedern aufhören.

Das könnte eine Zäsur für den Verein werden, der in den letzten zehn Jahren relativ konstant über 900 Mitglieder hat. Über den Altersdurchschnitt wollte sich Ammermüller nicht äußern, meinte aber: „Viele Menschen beschäftigen sich nun einmal frühestens ab Anfang 50 mit Geschichte.“ Wie der Versuch Jüngerer in den Vorstand gewählt zu werden; auch mal mit Pauken und Trompeten scheitern kann, war kürzlich beim Beueler Heimatverein zu beobachten, wo sich die Kontrahenten jetzt vor dem Kadi wieder treffen (der GA berichtete). Aber in Beuel gebe es abgesehen von den Streitigkeiten bestimmter Personen eine besonders große Belastung für einen Vorstand: die Leitung eines Heimatmuseums, so Ammermüller. So etwas wird es in Godesberg aber in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht geben, denn gleich zu Beginn seiner Amtszeit ließ Ammermüller die Vereinssatzung dahingehend ändern, dass es in Bad Godesberg so etwas nicht geben wird. Heimatmuseen seien eher „Auslaufmodelle“, so der Vorsitzende. Immerhin darum muss sich dann ein neuer Vorsitzender oder eine neue Vorsitzende nicht kümmern.

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