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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Das Schönste an Bonn ist Bad Godesberg

Zu Hauptstadtzeiten galt die Redoute als wichtiger Treffpunkt des Diplomatischen Corps.

(24. August 2019 General-Anzeiger Bonn)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU
BAD GODESBERG. Es soll zu Bonner Hauptstadtzeiten Vertreter der französischen Botschaft gegeben haben, für die besaß der Diplomatenstadtteil Bad Godesberg sogar den Charme von Versailles. Daran erinnert GA-Mitarbeiter Michael Wenzel in einem Beitrag in den aktuellen Heimatblättern des Geschichtsvereins. Das Bonmot sei herumgegangen: „Das Schönste an der Bundeshauptstadt ist Bad Godesberg.“ Was gerade alteingesessenen Godesbergern heruntergehen dürfte wie Öl. Besonders ge­glänzt habe die Badestadt natürlich dann, wenn sich Diplomaten, Politiker und gekrönte Häupter unter den edlen Kristalllüstern der Redoute zu treffen pflegten, schreibt Wenzel.

Die Redoute war 1752 von Kurfürst Max Franz als bildschönes Ballhaus mit Spielbank errichtet worden. Ein wenig Charme vom Versailles des französischen Sonnenkönigs mag also gerade hier ein paar Jahrzehnte lang aufgeblitzt sein. Bis 1999 hätten die Diplomaten und ihr Anhang also 50 Jahre in und rund um Bad Godesberg gelebt, gearbeitet und gefeiert, bevor sie zu weit über 10000 Mann in die neue Hauptstadt Berlin zogen, schildert Wenzel. Gefeiert habe man eben besonders gerne in der Redoute. Zweimal im Jahr habe das Diplomatische Corps seinen großen Auftritt gehabt, berichtet der Autor: Zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten traf man sich in der Redoute, während der jeweilige Bundeskanzler seinen Jahresempfang im Bonner Palais Schaumburg abhielt.

Die Godesberger Bürger hätten zu Neujahr gerne an der Kurfürstenallee ausgeharrt, um all die Herrschaften in ihrer Landes­tracht, in Gala-Uniform, Cutaway und Robe zu betrachten, die sich da bis draußen in einer langen Schlange einreihten. „Die Qualität des Händedrucks zwischen Bundespräsidenten und jeweiligem Missionschef galt als Barometer der bilateralen Beziehungen“, ver­merkt Wenzel. Und hat seinem Beitrag Fotos dieser feierlichen Momente beigegeben, die Günter Klein, der Haus- und Hoffotograf zu Godesberger Hauptstadtzeiten, geschossen hat. Kaum ein Adelsvertreter, kaum ein Regierungschef sei Kleins Linse in der Redoute oder auch im Rheinhotel Dreesen entgangen, hat Godesbergs Chefhistoriker Wilfried Rometsch die Lebensleistung des wieselflinken Fotografen vor einigen Jahren gewürdigt.

Als Prominente ließen sich in Hauptstadtzeiten nämlich auch Könige und berühmte Politiker auf Staatsbesuch in der Redoute se­hen. Ältere Godesberger erinnern sich, 1979 Schwedens Königin Sil­via vom Redoutenpark aus gesichtet zu haben. Oder „Gorbi, Gorbi“ gerufen zu haben, als 1989 der damalige sowjetische Staatssekretär Michail Gorbatschow an der Redoute vorfuhr. Ganz alte haben sogar noch die Visite Queen Elizabeths II. in der Redoute von 1965 in Erinnerung. Regelmäßig habe die Redoute Botschafterempfänge ausrichten können, so Wenzel.

Zu den Höhepunkten hätten in der Redoute oder der Stadthalle der Geburtstag der Queen bei den Briten, der Unabhängigkeitstag bei den Amerikanern und der Tag der Revolution bei den Franzosen gehört. Und je nach Größe des Lan­des und Budgets seien Gäste aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien sowie andere Diplomaten eingeladen worden. Dann seien schon mal mehr als zweitausend Gäste angereist.

„Einige hundert waren es meistens, die diese Gelegenheit nutzten, um auf diplomatischem Parkett bella figura zu machen – oder anders formuliert: Kontaktpflege beim Small Talk zwecks Förderung der bilateralen und multilateralen Beziehungen zu üben“, schreibt Wenzel. Als Vertreter der Bundesregierung habe in der Regel ein Staatsminister oder Sekretär des Auswärtigen Amts oder, bei wichtigen Ländern, auch schon mal der jeweilige Minister oder Bundeskanzler persönlich seine Aufwartung gemacht. „Eine Einladung zu diesen Top-Events war dann schon so etwas wie das gesellschaftliche Sahne-Schnittchen“, kommentiert Wenzel. Und die alteingesessenen Godesberger unter seinen Lesern, die es vielleicht auch einmal selbst auf die Gästeliste geschafft hatten, dürf­ten einmal mehr dahinschmelzen.

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