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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Glückliche Jahre in Bad Godesberg

Elke Volz hat sich auf die Spuren des Schriftstellers Wilhelm Schmidtbonn gemacht

(9. April 2019 General-Anzeiger Bonn)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU
BAD GODESBERG. „Jetzt haben wir endlich eine kleine Wohnung gefunden, in Godesberg“, schrieb im September 1940 Wilhelm Schmidtbonn an einen Freund. „Als ich auf den Balkon trat und die ganze Linie des Siebengebirges vor mir stand, kamen mir die Tränen in die Augen“, ergänzte der 64-jährige Schriftsteller.

Mit Ehefrau Liese und Hund war er in der heutigen Konstantinstraße 70 eingezogen. Seine beruflich erfolgreichsten Jahre besonders als Theaterautor lagen da längst hinter ihm. Der zehnjährige Schweiz-Aufenthalt, den ihm die Ärzte wegen seines heftigen asthmatischen Leidens dringend angeraten hatten, hatte ihn regelrecht krank vor Heimweh nach seinem geliebten Rheinland gemacht. Dazu plagte ihn permanente Geldnot. Zurück in Bonn, wo er 1876 in einem Haus am Markt geboren worden war, wies man ihn zwar erst in eine Nervenheilanstalt ein. Doch dann konnte sein letzter Lebensabschnitt in Rüngsdorf mit Blick aufs Siebengebirge beginnen. Schmidtbonns Spuren speziell in Bad Godesberg “ ist Elke Volz in einem Aufsatz der Heimatblätter gefolgt, die der Heimat- und Geschichtsverein in Kürze herausgeben wird. Volz ist Literaturfreundin, die ihre Begeisterung fürs Lesen seit vielen Jahren auch im Ehrenamt der evangelischen Thomas-Kirchengemeinde einbringt. Für den Aufsatz hat Volz natürlich die umfangreichen Schmidtbonn-Studien genutzt, die Pia Heckes, ebenfalls Godesbergerin, betrieb. Volz konzentriert sich hier jedoch ausschließlich auf die 14 Godesberger Jahre des Schriftstellers und hat dafür ausgiebig Quellen des Bonner Stadtarchivs gesichtet.

Die erste glückliche Wendung seines Lebens habe er in Bad Godesberg gespürt. Wie er es 1919 in der Erzählung „Die Flucht zu den Hilflosen“ schilderte, war er als Junge mit der Schwester in der Bahn von Bonn gekommen, um einen „weißen Seidenpudel“ aus der Nähe der Godesburg zu erwerben. Das plüschige Tierchen wanderte gewaschen und in eine rote Decke gehüllt in den Familienbesitz. Was als Beginn einer wunderbaren Freundschaft gelten konnte. Schmidtbonn blieb Zeit seines Lebens ein passionierter Hundeliebhaber.

Schmidtbonn hatte schon vor 1940 einmal zwei Jahre in Godesberg gelebt, hat Volz recherchiert: und zwar in der Plittersdorfer Hofstraße direkt am Rhein. Auch hier hatte sich der empfindsame und im Umgang empfindliche Dichter eigentlich sehr wohlgefühlt. Wenngleich gerade hier die Probleme mit der aufsässigen Adoptivtochter Lola eskaliert waren. Volz schildert, wie der Vater deren Geliebten aus dem Haus schmiss. Der junge Mann war offenbar dabei gewesen, das Hab und Gut der Schmidtbonns beiseite zu schaffen. Wobei es beim Dichter bis zu seinem Herztod 1952 eigentlich kaum etwas zu holen gab.

Volz berichtet, wie stetig der einst gefeierte Schriftsteller buckeln musste, um von den Behörden seinen seit 1928 gewährten „Ehrensold“ als Literat zu erhalten. Volz hat Briefe gefunden, in denen sich Parteimitglied Schmidtbonn gequält der nationalsozialistischen Kulturpolitik eines Joseph Goebbels verschrieb, wenngleich seine Dramen seit 1933 nicht mehr aufgeführt wurden. Romane mit rheinischem Flair wie „Der dreieckige Marktplatz“, seine Hommage an den Bonner Markt, Erzählungen wie „An einem Strom geboren“ festigten zumindest seinen Bekanntheitsgrad als Heimatdichter. Wenngleich Schmidtbonns ambitioniertes Alterswerk „Albertuslegende“, das er in Rüngsdorf über den heiliggesprochenen Gelehrten Albertus Magnus schrieb, wieder ein wirtschaftlicher Misserfolg werden sollte. Heckes hat das Buch 2008 mit Peter Weinmann neu herausgegeben.

Zurück in die Konstantinstraße 70. Die Ärzte hatten dem Asthmakranken 1940 dringend abgeraten, wieder im Rheintal zu leben. Doch Schmidtbonn blieb stur und vermerkte, er vertrage die Godesberger Luft sogar besser als befürchtet, auch wenn er die Wintermonate komplett im Haus bleiben müsse. Dort schrieb er unermüdlich weiter. „Da ich hier wie im Süden im Winter fast ganz auf die Wohnung angewiesen bin, so trägt ihre freie und schöne Lage dem Siebengebirge gegenüber auch zur Gesundheit bei“, beteuerte der Schriftsteller. Doch letztlich mache ihm nur die seit Jahrzehnten bewährte „tapfere und liebevolle Geduld“ seiner Frau die letzten Lebensjahre und seine Arbeit möglich, vermerkte er. Er schreibe „immer an der Grenze der äußersten Kräfte“. Als Schmidtbonn 1952 starb, wurde in Bonn halbmast geflaggt.

> Der neue Band 56 wird ab Mitte Mai für zehn Euro erhältlich sein: beim Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Augustastr. 82, Tel.: 0228/74 88 87 88; in der SWB-Servicestelle, Alte Bahnhofstr. 22a und bei Bad Godesbergstadtmarketing, Ria-Maternus-Platz 1.

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