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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Alt Sankt Martin ist weiter gesperrt

Vor einem Jahr hat ein Brand die Kirche stark beschädigt. Erzbistum muss grünes Licht für Sanierung geben

(22. Dezember 2018 General-Anzeiger Bonn)

Von Ayla Jacob
MUFFENDORF. Es ist gut ein Jahr her, dass ein Feuer die Kirche Alt Sankt Martin in Muffendorf schwer beschädigt hat. Seither hat sich allerdings – zumindest sichtbar -wenig getan. Zwar wurde die lose Ausstattung wie Stühle und Messgewänder entfernt, auch der Boden wurde abgedeckt und gereinigt, die Deckenbretter abgenommen. Die Schäden, die durch einen Kabelbrand verursacht wurden, sind aber noch nicht behoben, das Gotteshaus ist nach wie vor nicht nutzbar. Denn die Folgen des Feuers sind nicht die einzigen Dinge, die beseitigt werden müssen. In der Kirche gibt es laut Pfarrer Wolfgang Picken ein massives Feuchtigkeitsproblem. Außerdem soll die Elektrik erneuert werden.

Für die Verzögerungen gibt es mehrere Gründe, erzählt Architekt Max Ernst. Zum einen geht es darum, wer welche Kosten trägt. Für die Brandschäden zum Beispiel kommt die Versicherung auf, der Rest muss von Erzbistum und Gemeinde bezahlt werden. Zum anderen „muss man für die Sanierung eines denkmalgeschützten Objekts Förderanträge stellen, zum Beispiel an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz“. Und: Es handele sich um eine sehr alte, romanische Kirche. „Da ist eine ausführliche Bestandsaufnahme der wichtigste Baustein.“

In dieser Hinsicht ist die Kirchengemeinde bereits tätig geworden. Planer und Sachverständige wurden nach Muffendorf geholt, die die verschiedenen Bauteile unter die Lupe genommen haben, sagt Architekt Ernst. Putz und Mauerwerk wurden begutachtet, genau wie Dach und Außenfassade. „Dann stellte sich die Frage, welche Arbeiten notwendig sind, um die Substanz zu erhalten“, so Ernst. Im Anschluss stand die Ermittlung der Kosten an – laut Ernst schlägt die Beseitigung sämtlicher Schäden mit ungefähr 900 000 Euro zu Buche.

Nun wartet die Gemeinde, die einen entsprechenden Antrag zum Erzbistum geschickt hat, seit einiger Zeit auf grünes Licht aus Köln. Erst dann können die Arbeiten beginnen. „Der Antrag auf Erteilung der Vollplanungsgenehmigung für die Kirche Alt Sankt Martin liegt dem Generalvikariat vor“, so eine Sprecherin des Erzbistums. Dieser sei derzeit noch in Bearbeitung, „ da noch Abstimmungen und Gespräche mit der Gebäudeversicherung und der Kirchengemeinde erforderlich sind“.

Ist geklärt, wie hoch der Anteil der Versicherung an den Sanierungskosten ist, und der Antrag wird positiv beschieden, kann es losgehen. Zunächst stehen Feinplanung und die Ausschreibungen auf dem Programm, dann starten die konkreten Arbeiten. Unter anderem muss der Putz großflächig abgeschlagen und erneuert werden. Das Dach muss neu gedeckt, die Dämmung entfernt und wieder installiert werden. „Außerdem ist Blitzschutz ein Thema“, so Ernst. Schäden an der Decke müssen ebenso beseitigt werden wie die Rußschäden an Putz, Glas und Holzoberfläche. Kabel müssen geprüft und verlegt werden. Auch die Außenfassade soll in neuem Glanz erstrahlen. Genau wie die Kirche selbst – im wahrsten Sinne des Wortes. „Da es sich um eine romanische Kirche handelt, ist sie relativ dunkel“, erläutert Picken. Deshalb wolle man die Chance nutzen und versuchen, die Kirche neu zu beleuchten.

Die Historie

Die Kirche Alt Sankt Martin wurde erstmals im Jahr 913 urkundlich erwähnt. Vermutlich steht sie über den Resten eines römischen Tempels, der der Göttin Diana geweiht war, heißt es auf einer Informationstafel des Bad Godesberger Heimat- und Geschichtsvereins, die an dem Gotteshaus angebracht ist. Ein Weihestein aus dem zweiten Jahrhundert, der diesen Rückschluss zulässt, „war in einem Seitenaitar eingemauert“. Eine Nachbildung dieses Steins stehe am Treppenabgang zum Remi-Baert-Platz. Alt Sankt Martin ist die zweitälteste, noch genutzte romanische Kirche in Bonn nach dem Bonner Münster.

Die Kirche wurde häufig an- und umgebaut. „Vom Kirchenbau der Karolinger im neunten Jahrhundert ist nicht viel übriggeblieben, denn schon im zwölften Jahrhundert wurde ein zunächst einschiffiger Neubau aus Trachyt und Tuff errichtet, der kurze Zeit später durch ein nördliches Seitenschiff vergrößert wurde“, heißt es auf der Homepage der Kirchengemeinde. Laut Heimat- und Geschichtsverein wurde die Kirche 1635 und 1746 erweitert. 1911 dann wurde die Kirche restauriert. 1895 wurde die benachbarte Kirche Sankt Martin gebaut. Seither wird Alt Sankt Martin für Taufen und Hochzeiten sowie als Friedhofskapelle genutzt.

Im Dezember 2017 verursachte ein Kabelbrand schwere Schäden an der Kirche. Dabei verhinderten aufmerksame Anwohner Schlimmeres. Sie hatten Rauch bemerkt und gegen 10.50 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Das Feuer hatte sich in der Zwischendecke des Kapellenvorraums entzündet und drohte auf weitere Bereiche der Decke und des Gebäudes überzugreifen. „Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte der Feuerwehr war die untere Schalung der Decke an einer Stelle schon durchgebrannt“, sagte Hans-Peter Halbach, Einsatzleiter der Feuerwehr, dem General-Anzeiger damals.

Nun wird die Kirche saniert. Die Planung liegt in der Hand des Architekturbüros Ernst aus Zülpich, das auf Baudenkmäler, besonders Kirchen, spezialisiert ist, so Architekt Max Ernst. Unter anderem betreute das Team die Sanierung der Sankt-Remigius-Kirche und der Siegburger Stadtkirche. Außerdem betreut das Büro sei 20 Jahren die Apollinariskirche in Remagen.

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