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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Über kleine Pädchen bis hin zu Mondscheinhäusern

Monika und Günter Gottmann zeigen beim Sommerspaziergang des Heimatvereins historische Stätten

(4. August 2018 General-Anzeiger Bonn)

RUNGSDORF. Günter Gottmann ist ein Rüngsdorfer Urgestein. Seit fünf Generationen lebt die Familie des Schlossermeisters in dem historischen Ortsteil am Rhein. Mit Schwänken aus seiner Jugend zeigte er rund 30 Interessierten die schönsten Seiten seiner pittoresken Heimat. Seine Frau Monika Gottmann, Vorsitzende des Ortsausschusses von Rungsdorf, begleitete ihn dabei mit einem Bild¬and, der die jeweils besuchten Stationen historisch illustriert.


Ausgangspunkt des vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte organisierten Sommerspaziergang war der Römerplatz. Einst fuhr dort die erste Dampfbahn von Bonn nach Mehlem durch, die 1975 jedoch wieder eingestellt worden war. Zudem sei über den Römerplatz früher regelmäßig „hoher Besuch“ eskortiert worden, so Gottmann. „Ich hab drei Mal die Queen gesehen“, erinnerte er sich.
Bekannte Namen tauchten aber auch bei einer anderen Station auf – dem Rheinhotel Dreesen. Ursprünglich am Dorfplatz von Rüngsdorf ansässig, war das Hotel 1894 an die bessere Lage am Rhein

umgezogen. Zu Gast waren beispielsweise Künstler und Prominente wie Greta Garbo und Charlie Chaplin. In die Geschichtsbücher ging das Hotel ein, weil dort 1938 das Hitler-Chamberlain-Treffen stattfand. Insgesamt sei Adolf Hitler über 70 Mal im Rheinhotel gewesen, so Gottmann. Vermutlich sei dieser Kontakt von seinem späteren Stellvertreter Rudolf Heß, der Schüler im nahe gelegenen „Pädagogium“ war, vermittelt worden.
Nach Kriegsende fanden Flüchtlinge im Hotel Unterschlupf, so der Rüngsdorfer, und ab 1949 habe es der französische Hochkommissar Andre Francois-Poncet beschlagnahmt. Im Jahre 1952, nach Ende der Besetzung, sei der Betrieb nach Renovierungsarbeiten unter enormen Kraft- und Kapitalaufwand schließlich wieder aufgenommen worden.
Über sogenannte „Pädchen“, kleine Pfade, die den Ort prägen, ging es vorbei an trockenen Bäumen, die bei der Hitze ihre Rinde abwerfen. „Das würden wir im Moment doch am liebsten auch tun – alles überflüssige   abwerfen“, sagte Monika Gottmann scherzhaft.
Quer durch die Rhein- und Rolandstraße führte der Weg die Spaziergänger vorbei an den „Mondscheinhäusern“, einer Siedlung von ehemaligen Bahnangestellten. Um die Jahrhundertwende erbaut, tragen sie laut Gottmann ihren Namen, weil sie von Bahnarbeitern nach Feierabend – im Mondschein –in Eigenregie umgestaltet worden waren. Die Teilnehmer stellten interessiert Fragen. Der eine oder andere konnte sich selbst noch an manch historisches Ereignis zurückerinnern.

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