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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Auf die Explosion folgte der Staubnebel

Friesdorfer gedachten des Bombenangriffs auf die Klufterstraße, bei dem vor 75 Jahren 26 Menschen umkamen

(19. April 2018 General-Anzeiger Bonn)

VON STEFAN KNOPF

FRIESDORF. Düstere Bilder beschworen Karl Josef Schwalb, Peter Werner Dung und Anneliese Ulke mit ihren Erzählungen herauf. Sie hatten den Luftminenabwurf in der Nacht vom 16. auf den 17. April 1943 miterlebt und berichteten genau 75 Jahre später von ihren Eindrücken. Ein Knall, ein Blitz, eine Feuerfontäne, dann war es schon vorbei. „Da breitete sich in allen Straßen ein Staubnebel aus“, erinnerte sich Schwalb, den das Brummen eines Flugzeuges damals aus dem Schlaf gerissen hatte.

Schwalb hatte die Idee zur Gedenkstunde, die am Dienstagabend in der Friesdorfer Pauluskirche gehalten wurde. Die steht ganz in der Nähe der Klufterstraße, die 1943 von der Mine getroffen wurde. Die Minen, sagte Martin Ammermüller, der wesentlich dieses einmalige Gedenken organisiert hatte, dienten in der Regel dazu, mit ihrer Druckwelle Häuser zu beschädigen, sodass die nachfolgend geworfenen Brandbomben eine größere Zerstörung hervorrufen.

Dafür kamen die Alliierten in der Regel im Geschwader. Dass in jener Nacht ein einzelnes Flugzeug seine Mine abwarf, deute darauf hin, dass das Flugzeug auf dem Heimweg nur seine 1,8 Tonnen- Last abgeworfen habe. Umso schlimmer, dass dadurch 26 Menschen ums Leben kamen – die Familien Wiesel und Fandel wurden komplett ausgelöscht.

Anneliese Ulke war am Abend vor dem Bombenabwurf noch bei den Wiesels zum Spielen, erzählte sie. Die Detonation erlebte sie mit ihrer Familie: „Wir waren noch nicht ganz im Bunker, da erschütterte sich die Erde“, erzählte sie. Peter Werner Dung hatte einen hellen Blitz und einen Knall wahrgenommen und am nächsten Tag die Zerstörung gesehen. „Man kann das mit Worten gar nicht beschreiben, dieses Elend.“ Den Geruch von Trümmern und Müll habe er noch in der Nase. Auch auf Karl Josef Schwalb hatte das Erlebnis eine nachhaltige Wirkung: „Seitdem kann ich kein Feuerwerk mehr sehen“, sagte der Friesdorfer.

Sie erzählten eindringlich, und das hatte seine Wirkung auf die Zuhörer in der gut gefüllten Kirche. „Die Tränen in den Augen sind hier vorne zu sehen“, stellte Pfarrer Siegfried Eckert fest, der die Zeitzeugen interviewte.

Die Gedenkstunde wurde musikalisch von einem Ensemble unter Leitung von Kantorin Angelika Buch begleitet. Außerdem gab Ammermüller einen historischen Überblick über die Kriegszeit in Friesdorf und erinnerte auch an die Zerstörung der Sankt Servatius Kirche 1944.

1967 wurde im Ort ein Ehrenmal zum Gedenken „unserer Toten aller Kriege“ errichtet. Ammermüller warf die Frage auf, ob es unvollständig sei und die Inschrift geändert werden müsse. „Der Begriff des Opfers bezieht auch die Überlebenden ein, die durch Krieg oder Unrecht an Leib und Seele geschädigt wurden.“

Wichtig sei aber, „dass wir uns überhaupt erinnern und versuchen zu erkennen, welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen können“.

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