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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Zur Sommerfrische nach Godesberg

Geschichte der Fabrikantenfamilie von Rigal erscheint in Kürze in den Heimatblättern

(24. Januar 2018, General-Anzeiger Bonn)

VON EBBA HAGENBERG-MILIU

BAD GODESBERG. Ab und an besucht die Familie von Rigal auch heute noch ihren früheren Godesberger Stammsitz. Wie etwa Anfang 2017, als eine chinesische Botschaftsrätin vier Nachkommen der einstigen Besitzer hiesiger Immobilien auf dem heutigen chinesischen Konsulatsgelände herumführte. Und Vertreter der von Rigals kamen auch zu den 150-jäh­rigen Jubiläen der Godesberger evangelischen Gemeinden und ihres ersten Gotteshauses, der Rigal’schen Kapelle von 1858. Dieses exquisite neuromanische Kirchlein mit der Patronatsloge, für Bonn das erste linksrheinische evangelische Gotteshaus überhaupt, hatten die von Rigals 1861 aus dem reinen Familiengebrauch an die noch kleine protestantische Diaspora-Gemeinde weitergegeben. Noch heute wird es von der evangelischen Johannes-Kirchen­gemeinde genutzt.

Die von Rigals waren eine Hugenottenfamilie

Und dann hatte sich 2008 nach einen GA-Bericht über das damalige Kapellenjubiläum begeistert ein waschechter Urenkel des Bau­herrn Ludwig Maximilian Freiherr von Rigal-Grunland (1809-1885) in der Redaktion gemeldet. Dieser Krafft von Rigal, ein Deichgraf im Ruhestand aus Voerde, dröselte damals noch einmal gerne die Baugeschichte der Kapelle, des inzwischen ins Chinesische Konsulat integrierten „Rigal’schen Schlosses sowie der längst abgerissenen Rigal’schen Villa am Bonner Rheinufer auf (der GA berichtete). Nun macht sich in der neuesten Ausgabe der Godesberger Heimatblätter, die der Heimat- und Geschichtsverein Ende Februar veröffentlichen wird, Michael Geyer auf die Spur genau dieses Ludwig von Rigal und seiner Ahnen. Die von Rigals waren eine der französischen Hugenottenfamilien, die nach dem Edikt von Nantes von 1685 und der Verfolgung durch Sonnenkönig Ludwig XIV. ihr katholisches Vaterland verlassen mussten. Der Urahne Jean Rigal hat sich im 17. Jahrhundert mit Frau und Töchterchen Jeanne, der verwitweten Mutter und Bruder Antoine aus den Cevennen in die Schweiz gerettet. Doch die französischen Flüchtlinge waren auch dort alles andere als willkommen und reisten bald weiter zum Kur­fürsten von Brandenburg in eine „Kolonie“ für Glaubensflüchtlinge. Jeans Nachkomme Jean-Pierre Rigal mauserte sich dann im 18. Jahrhundert zu einem anerkannten Seidenexperten in Süddeutschland, hat Michael Geyer recherchiert. Jean Pierres Sohn Louis Maximilian heiratete in Krefeld in eine Familie von regelrechten Seidenbaronen ein und schaffte es zu­dem, unter Napoleons Herrschaft geadelt zu werden. Die bald steinreichen Rigals waren Anfang des 19. Jahrhunderts ins Who’s Who der damaligen Gesellschaft aufgestiegen. Wo sie dann unter Franz Heinrich von Rigal (1785-1852) und eben dessen Sohn Ludwig Ma­ximilian in der Sommerfrische auch im damaligen Bonn Fuß fassten. In Bonn erwarb und bebaute die Familie zunächst an der damaligen Koblenzer Straße ein größeres Gelände und richtete ihren Landsitz in Godesberg ein, in einem wie ein Palais erbauten historischen Gebäudeteil – heute Teil der chinesischen Botschaft. Die angrenzende Rigal’sche Wiese war damals noch ein idyllisches Fleckchen Erde mit Obstplantagen und Landwirtschaft.

Den Winter verbrachte die Familie in Berlin oder Paris

Ludwig Maximilian, der 1867 zum Kommendator des Johanniterordens für die Rheinprovinz ernannt worden und damit Vorsteher der Johanniter-Genossenschaft war, schätzte sein Godesberger Haus. Wenngleich er mit der Familie die Winter meist im feinen Paris oder Berlin verbrachte – schon mal der Bälle wegen. Ehefrau Caroline, die auf dem Burgfriedhof begraben liegt, kümmerte sich bis zu ihrem Tod 1863 besonders um die Anlage des Parks. Ihr Mann starb 1885 im Alter von 76 Jahren. An beide erinnert bis heute ihr architektonisches Erbe an der Kurfürstenallee: eben die immer noch prächtige palaisähnliche Villa und direkt nebenan das Schmuckstück von Gotteshaus: die Rigal’sche Kapelle.

> Demnächst beim Heimatverein erhältlich: die neuste Ausgabe der Godesberger Heimatblätter.

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