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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

A walk in the park

(Juni 2017 Blickpunkt Bad Godesberg Stadtmagazin)

Spannende Geschichten ranken sich um Godesbergs Stadtpark. Wer den alten Mythen und Symbolen nachspüren will, sollte sich auf den Weg machen und dem Bad Godesberger Skulpturenpark seine Aufwartung machen. Da gibt es mehr zu sehen als das Grün der Bäume und mehr zu fühlen als die Verbundenheit mit der Flora des Parks.

Beginnen wir mit der Godesberger Nymphe. Wie, Sie wissen nicht, wo die steht? Die steht vor der Redoute, links neben dem Springbrunnen. Um deren Geschichte zu verstehen, muss man zunächst mal wissen, was eine Nymphe ist. Einigen wir uns am besten darauf, dass das eine junge Frau ist. Sicher, eine reizvolle junge Frau, denn die Statue sollte Schmuck sein.

Der Bankier Karl von der Heydt hatte an der Elisabethstraße einen Sommersitz. Standesgemäß ein Schloss. Per Mäzenatentum trat er für den Bildhauer Georg Kolbe ein. Eine Arbeit dieses Mannes sollte 1912 das Rheinufer schmücken. Es war die aus Marmor gefertigte Darstellung einer unbekleideten jungen Frau, die dem Godesbach entstieg und den Blick auf das Siebengebirge richtete. Kaum war die Statue aufgestellt, brach ein Sturm der Entrüstung los. Man sorgte sich um die Sittsamkeit. Hatte doch die Frau keinerlei Kleidung am Körper. Dennoch: Die Frau hielt bis 1948 durch. Dann wurde ihr der Kopf abgeschlagen. Eine Zeitlang lag sie auf dem Bauhof, 1952 tauchte der Kopf wieder auf. Die Skulptur wurde in einem Garten aufgestellt. Ein Kölner Sammler, Leo Haubrichs, erwarb sie. 1987 kaufte die Stadt die Nymphe von des Sammlers Erben. Seitdem steht sie vor der Redoute. Und, was sagt Ihr Schamgefühl?

In der Nähe unserer Godesberger Nymphe ist noch eine junge Frau zu finden. Diesmal mit Faun. Auch hier gibt es wieder Fragen: Was ist ein Faun? Bitte suchen Sie den Brunnen auf und schauen Sie selbst. Was meinen Sie? Der eine sagt, ein Faun ist ein Beschützer. Das scheint hier der Fall zu sein, weil die junge Frau dem Faun vertrauensvoll ihre Hand auf die Schulter legt. Für manch andere ist ein Faun ein Lüstling. Aber ehrlich: Ein Lüstling vor der Redoute? Der Bildhauer Wilhelm Neumann-Torborg hat den Brunnen 1900 für die Villa Wacholderhöhe (heute Aloisius-Kolleg) gebaut. Es handelt sich um ein Geschenk der Familie Karl von der Heydt. Seit 2013 steht der Brunnen zwischen dem Haus an der Redoute und der Redoute selbst. Er lädt zum Nachdenken ein. Über die Menschen, deren Werte, Gefühle und das Leben überhaupt…

Wiederum in der Nähe ist die kleine Anglerin zu finden. Sie steht auf der Seite des Springbrunnens, den die Nymphe nicht beansprucht. Sie wurde um 1885 von dem italienischen Bildhauer Cipriani geschaffen, stand ursprünglich vor der Villa Stollwerck. Frau Ringsdorff schenkte sie in den 1920er Jahren der Gemeinde. Nach veschiedenen Standorten fand sie 1965 ihren heutigen Platz.

Nicht gar so lieblich wie die Anglerin ist der Schlangenadler unbekannter Herkunft. Er befindet sich im Vorgarten der Redoute. Früher als Brunnenbestandteil konzipiert, steht er jetzt auf einem Sockel. Er ernährt sich von Reptilien. Ein Blick nach oben auf die Redoute genügt: Dort stehen seit 1792 sechs Statuen für Gesang, bildende Kunst, Musik, Wissenschaft und Dichtkunst. Unbekannt ist, wer die Statuen erschaffen hat, die seit 1926 wieder auf dem Dach stehen. Einmal um die Redoute herum, befindet sich vor dem Redoutenpark die Beethovenstele. Franz Rotter hat um 1955 den Bronzekopf geschaffen, der Natursteinsockel wurde in den 1960er Jahren gebaut. Er drohte zu verrotten. Seit 2010 ist der Naturstein wieder sauber, die Stele ist neu aufgestellt. Das ganze Ensemble soll an die Begegnung Beethoven – Haydn erinnern.

Christiane Opiela, gest. 2009, schuf das Ensemble Geiger mit Frau und Kind, das seit 1992 vor der Musikschule steht.

Weiter im Park. Die Provussäule rechts vom Rosenrondell ist ein Geschenk der Familie Karl von der Heydt. Der Bildhauer Wilhelm Neumann-Torborg hat sie für die Villa Wacholderhöhe geschaffen. Dort stand sie von etwa 1892 bis 1972. Dann zog sie um auf den Theaterplatz. Probus, römischer Kaiser, führte den Weinbau im Rheinland ein. Die Statue beinhaltet folgerichtig das Relief mit einem Reigen junger Leute, die dem Weingott Bacchus huldigen.

Auf der anderen Seite des Rosenrondells lockt der Brunnen mit dem „Knaben an der Quelle“. Naoum Aranson, ein Russe und Schüler Rodins, schuf das Kunstwerk. 1905 schenkte die Besitzerfamilie Wendelstadt es der Stadt Godesberg.

Die Geschichtssäule der Bildhauer Achim und Mark Hippel sehen Sie am Übergang vom Stadtpark zum Michaelshof.

Noch Weiteres gibt es zu entdecken. Das Mahnmal „Leid an der Mauer“ etwa. Oder den Aluminiumguss „Struktur IV/III AP“. Die Wettersäule von 1876 hinter dem Musikpavillon der Stadthalle nicht zu vergessen. Die Skulpturen „Bildnis eines Papstes“ und „Die Frau des Franzhosen“ im Innenhof der Stadthalle stammen von Foloriano Bodini, dessen bewegter Lebensweg allein ein eigenes Buch verdient hätte. Nicht zu vergessen der Husarenstein. Aber davon vielleicht ein anderes Mal.

Wie sagte jüngst ein bekannter Bad Godesberger Kaufmann? „Es gibt ein Gestern, ein Heute und ein Morgen. An das Gestern erinnern wir uns, im Heute leben wir und das Morgen gestalten wir für. unsere Kinder.“ Vielleicht hilft die Erinnerung ans Gestern, das Heute zu meistern und das Morgen zu gestalten? Viel Spaß beim Nachdenken und Sinnieren in Bad Godesbergs Skulpturenpark.

Unser Spaziergang in die Geschichte von Künstlern und Kunstwerken durch den Park von Bad Godesberg wäre nicht möglich ohne Dr. Martin Ammermüller, den Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e. V. Unser Text nimmt engen Bezug auf Dr. Ammermüllers Veröffentlichungen, die wissenschaftlichen kunsthistorischen Charakter haben. Wer also genau wissen will, wer, wo, was, wie und wann getan hat, möge die Heimatblätter oder weiteren Veröffentlichungen des Heimatvereins resp. Dr. Ammermüllers studieren. Die Redaktion des Familien- und Einkaufsführers wollte zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die Heimat der Godesberger einladen und ist dafür Herrn Dr. Ammermüller zu herzlichem Dank verpflichtet.

Harald Weller

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