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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Boxkämpfe und Montagearbeiten

Eine neue Ausgabe der Heimatblätter lässt Geschichten des Stadtbezirks wieder aufleben

(23. Februar 2016, General-Anzeiger Bonn)

VON ANDREAS DYCK

BAD GODESBERG. Der Geruch von Schweiß, grölende Zuschauer, stürmischer Applaus und das dumpfe Geräusch von Schlägen – mancher Sinneseindruck bleibt beim Lesen über den Godesberger Box-Club der Vorstellungskraft des Lesers überlassen. Doch dafür, dass ein Stück Godesberger Geschichte wieder lebendig wird, sorgt die Lektüre der 53. Auflage der Godes­berger Heimatblätter.

Bislang wenig bekannt und nun durch Friedhelm Schultz aufwen­dig aufbereitet ist die Historie des besagten Box-Clubs mitten in der Altstadt, der ab den 1930er Jahren bis 1965 bestand. In einer alten Turnhalle hinter der St. Marienkir­che wurde für Wettkämpfe eigens ein Boxring aufgebaut. Schwarz-weiß-Fotos zeigen eine herunter­gekommene Halle, in der der Putz von den Wänden bröckelt und in der Menschen dicht gedrängt Lo­kalmatadoren wie Paul Feldhoff, Spitzname Tarzan, zujubeln. Von einem Hexenkessel berichtete am 28. Januar 1957 der General-An­zeiger. Besonders das Publikum soll sich damals recht undiszipli­niert verhalten haben.

Auf 220 Seiten lässt der Godes­berger Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte 14 Kapitel Go­desberger Geschichte aufleben.

„Wir sind dankbar, dass wir so vie­le Autoren haben, die dazu beitra­gen“, sagt Martin Ammermüller, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins.    Groß sei auch das Interesse des   Publikums:   „Mir sagen   immer   wieder Leser, dass sie nur mal eben reinlesen wollten und  dann  die  Nacht durchgelesen   haben.“ Im Vergleich zur letz­ten Ausgabe  sei  auf­grund der Nachfrage die Auflage um 100 Stück auf 1250 Exemplare ge­steigert worden. Grund für die gro­ße Nachfrage seien Zeitungsbe­richte und ein Zuwachs von 70 neuen   Vereinsmitgliedern. Die rund 900 Mitglieder bekommen die Heimatblätter kostenlos, alle an­deren bezahlen 10 Euro dafür. Da­bei steht die historisch-wissen­schaftliche Arbeit an zweiter Stelle. „Uns ist es vor allem wichtig, dass jeder normale Bürger dort etwas zu lesen findet, das ihn in­teressiert“, sagt Am­mermüller. Lesestoff ist reichlich vorhanden und zeigt mitunter, wie zeitlos manches The­ma sein kann, das heu­te wieder auf der tages­politischen Agenda auftaucht. So etwa die persönliche Geschichte von Flucht und Vertreibung des Bad Godesbergers Rudolf Kruschke, der als Jugendlicher aus seinem Heimatdorf bei Landsberg an der Warthe nach Bad Godesberg floh und hier einen Friseurladen aufmachte. Weniger ernst und trotzdem spannend liest sich die Geschichte einer Lokomotive namens Godesberg, die bis 1893 in Betrieb war. Thematisiert werden auch ein Flugzeugabsturz in Friesdorf aus dem Jahr 1946, italienische Arbeiter in den Rheinischen Chamotte-Dinas-Werken in Mehlem und die Geschichte, wie Kurfürst Clemens August nahe der Godesburg einen der letzten Wölfe der Region erlegte.

„Das alles gibt Zeugnis vitaler Stadtgeschichte“, sagt Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Durch einen Zuschuss von 4180 Euro für die Druckkosten unterstützt die Bezirksverwaltung den Druck des Buches, das laut Ammermüller ansonsten 14 Euro kosten würde. Der niedrige Preis sei ein weiterer Grund dafür, dass das Werk so stark nachgefragt werde.

Das Buch „Godesberger Heimatblätter Band 53″ ist für 10 Euro beim Heimatverein im Rathaus erhältlich (dienstags von 15-18 Uhr), beim Stadtmarketing am Ria-Maternus-Platz und bei den Stadtwerken in der Alten Bahnhofstraße 22a. Auf der Godema kann es am 16. und 17. April in der Stadthalle erworben werden.

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