Als das Bad zum Godesberg kam
Jubiläumsausstellung im Haus der Redoute: Nächstes Jahr vor genau 100 Jahren wurde der heutige Bonner Stadtteil zum Kurort
(1. Oktober 2025, General-Anzeiger)
Von Sophia Baumgart
Bad Godesberg. Bad Godesberg als Stadtbezirk, aber Bad Godesberg als Kurort? Den Bad Godesberger Status als ehemaliger Kurort kennen bei Weitem nicht alle, dabei zeigt das kleine Wörtchen „Bad“ dieses Merkmal schon auf dem Eingangsschild. Noch weniger wissen aber, dass die damalige Landgemeinde Bad Godesberg vor mehr als hundert Jahren noch Godesberg hieß und erst 1926 offiziell umbenannt wurde.
Nächstes Jahr ist es so weit und Bad Godesberg feiert Jubiläum. Wie genau und vor allem, warum diese Umbenennung zustande kam, kann man 2026 von September bis Oktober in der Ausstellung unter dem Projekttitel „Bad Godesberg 100 – Wann ist ein Bad ein Bad“ im Haus der Redoute herausfinden.
Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg organisiert auf Anfrage der Bezirksverwaltung eine Ausstellung mit original Exponaten und ruft zur Mithilfe auf: Wer zu Hause noch Andenken an die Kur- und Badezeiten von Bad Godesberg hat, soll sich bei der Vorsitzenden des Vereins, Iris Henseler-Unger, per E-Mail melden (Adresse: siehe Infokasten). Von Fotos, über Karten und Inventar wie originalen Badewannen, Hähnen oder Schildern ist alles erwünscht. Eine bunte Mischung aus Erinnerungsstücken soll einen möglichst guten Einblick in die Kur- und Badezeiten des Stadtbezirks bieten. Fotos der Exponate sollen bitte nur nach spezifischer Anfrage geschickt werden.
Welche Ausstellungsstücke die Gäste im nächsten Herbst erwarten, verrät Henseler-Unger: Ein besonderes Ausstellungsstück, das bereits in Augenschein genommen wurde, sei der Originalschriftzug „Mineralbad“ von 1904, der bereits seit fast 50 Jahren bei einer Godesberger Familie am Haus hängt. Er schmückte vorher das Mineralbad für Heilbäder und Badekuren, in dem bis 1964 rund 334.000 Bäder stattgefunden haben sollen.
Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte stellt zudem selbst einige original Exponate zur Verfügung. Zum Beispiel Reiseführer durch das kurfürstliche und preußische Godesberg, Notgeld aus der Inflationszeit des Kur- und Badewesen und viele weitere Dokumente.
Besonders interessant sind die Flaschen und Etiketten der Familie Fiehl. Seit 1974 pachtet das Ehepaar den Trinkpavillon an der Brunnenallee. 1977 haben sie aus eigenen Mitteln den heutigen Draitschbrunnenpavillon aufgebaut. Der alte Pavillon hatte ausgedient, nachdem dort zwischen 1954 und 1964 über eine Million Quellwasserportionen ausgeschenkt worden waren. „In Bad Godesberg musste man immer privates Engagement nutzen, um eine Tradition aufzubauen“, meint Henseler-Unger. Das habe schon der Kurfürst im 18. Jahrhundert gemerkt: Denn auch der Bau von Logierhäusern für die Kurgäste wurde über private Spenden finanziert. Auch der Heimatpflegeverein habe mit privaten Spenden die Stützmauer am Draitschbrunnen samt Bögen und Steinornamenten renovieren lassen. Ihr Engagement soll in der Ausstellung ebenfalls hervorgehoben werden.
Neben den Ausstellungsstücken solle das interessierte Publikum einen Einblick in die Godesberger Geschichte erhalten. Dafür werden Texttafeln, Flyer und Führungen vorbereitet. So werden Interessierte beispielsweise lernen, was der Fähranleger an der Bastei, die Brunnenallee, die Redoute, der Kurpark mit dem Trinkpavillon und der Draitschbrunnen gemeinsam haben?
Nur so viel vorab: Sie alle sind Überbleibsel der Anfänge des Kurortes Bad Godesberg – und somit ein wichtiger Teil der Geschichte des Ortes. Die Ausstellung werde diese Geschichte so darstellen, dass deutlich wird, dass Bad Godesberg sich im letzten Jahrhundert immer wieder neu erfinden musste, sagt Henseler-Unger. Sie beschreibt den Inhalt der Ausstellung als „wichtige Botschaft, um zu sagen, dass man sich auch heute – nach dem Wegzug der Botschaften und Ähnlichem – wieder neu definieren muss. Vielleicht als Gesundheitsstandort. Unter dem Motto: nicht den Kopf hängen lassen, sondern machen.“
Den Kopf hat auch der letzte Kurfürst, Max Franz, nicht hängen lassen, als er 1790 die Mineralquelle neu fassen ließ und damit begann, Kuranlagen bauen zu lassen. So entstanden die Redoute als Spielhalle für Konzerte, der Schiffsanleger an der Bastei für Anreisende über das Wasser und der Kurpark als Grünanlage für die Gäste.
Den Grundstein bildete schon damals allerdings der Draitschbrunnen. Denn die dortige Quelle eignete sich, den Untersuchungsergebnissen von Ferdinand Wurzer zufolge, ideal für medizinische Behandlungen. So begann am Pfingstmontag 1790 mit der Eröffnung des Brunnens die Ära des Kur- und Badewesens in Godesberg.
Es begann nicht nur die Zeit des Kurs- und Badewesens, sondern auch eine Phase mit vielen Umschwüngen: der französischen Besetzung, der Übernahme der Preußen, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und später der Hauptstadtzeit. Die historischen Ereignisse beeinflussten das Kur- und Badewesen. In seinen Hoch-Zeiten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Sanatorien, Konzerthallen und Badeanstalten jedoch stets gut gefüllt und die Patienten verweilten für Monate im Kurort Bad Godesberg. Das Kurfürstenbad, das 1964 eröffnet wurde, war das letzte seiner Art.
Bei der Ausstellung im kommenden Jahr werden die Gäste auf den Spuren dieser Zeiten wandeln und herausfinden, wann genau Bad Godesberg sich seinen Namen gemacht hat und wie viel von dem „Bad“ noch übrig ist.