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VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Die bewegte Geschichte des Schwan’schen Hauses

Mit seinen rund 400 Jahren ist das alte Fachwerkhaus eines der ältesten Bauwerke in Bad Godesberg. Das Gebäude stand einst am Fuße der Treppe der Godesburg

(29. September 2025, General-Anzeiger)

Von Mitja Nikolaus

Bad Godesberg. Es ist eines der ältesten Bauwerke in Bad Godesberg und gehört zudem zu den schönsten verbliebenen Anschauungsobjekten der Baukunst früherer Jahrhunderte: das Schwan’sche Haus. Unter Bad Godesbergern ist das Haus beliebt, wie ein aktueller Post in einer Bad Godesberger Gruppe in den sozialen Medien zeigt: Unter historischen Bildern des Hauses teilten gleich mehrere Leute ihre Erinnerungen an das Gebäude.

Zeit, sich die Geschichte des Hauses einmal näher anzuschauen, denn sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „bewegt“. Laut Recherchen des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH) stand das Schwan’sche Haus ursprünglich am Fuße der Treppe zur Godesburg. Das Fachwerkhaus verfügte ursprünglich über ein Wohnhaus, eine Werkstatt und angrenzende Stallungen. Der Grundriss erinnert an den eines Vierseithofes, also eine landwirtschaftliche Form von Hof mit Gebäuden an allen vier Seiten. Das Schwan’sche Haus ist allerdings deutlich kleiner als ein „echter“ Vierseithof.

Iris Henseler-Unger vom VHH Bad Godesberg zufolge ist das Gebäude ein „Beispiel für die rheinische Wohn- und Lebenswelt“ vor dem 20. Jahrhundert. Sie hatte in früheren Jahren an einer Informationstafel mitgewirkt, die über die Geschichte des Hauses informiert. Ihren Recherchen zufolge fand sich in dem Gebäude einst ein Balken mit der Jahreszahl 1627 darauf. Das Haus wurde also im 17. Jahrhundert, wenn nicht sogar noch früher errichtet. Henseler-Unger merkt aber auch an: „Die Anlage in ihrer jetzigen Form dürfte wohl jünger sein.“

1912 übernahm eine Familie mit Nachnamen „Schwan“ das Haus. Die noch heute geläufige Bezeichnung „Schwan’sches Haus“ dürfte auf ebendiesen Familiennamen zurückzuführen sein. Historische Bilder sind jetzt im Bildarchiv der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich wieder aufgetaucht. Sie zeigen eindrucksvoll, wie das Schwan’sche Haus den Umbau überstanden hat.

Tanslozierung erforderte handwerkliches Geschick

Denn aufzufinden ist das Schwan’sche Haus mittlerweile schon länger nicht mehr unterhalb der Godesburg, wo es einst stand. Zwischen 1962 und 1994 wurde die ursprüngliche Godesberger Altstadt abgebaut und teilweise niedergerissen. Statt der ursprünglichen Wohnhäuser wurden neue Wohnhäuser gebaut und Gewerbebetriebe umgesiedelt. In den rund 30 Jahren wurden 180 Häuser abgerissen, auch, um die Burgstraße zu verbreitern.

Das Schwan’sche Haus überlebte als eines der wenigen Wohnhäuser diesen Prozess. Dafür wurde es allerdings 1978 „transloziert“, wie es die Verwaltung nannte. Anders gesagt: Das Gebäude wurde ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Und zwar in der Elisabethstraße am Rande des Redoutenparks, wo es noch heute steht und weiterhin als Wohnhaus genutzt wird.

Die historischen Bilder zeigen, dass dieser Umbauprozess keinesfalls innerhalb weniger Tage vonstattenging. Stattdessen rollten die ersten Baufahrzeuge bereits 1977 an. Während der Umbau der Godesberger Innenstadt im Hintergrund der Bilder bereits tatkräftig vorangetrieben wurde, wurde für die sogenannte Translozierung des alten Fachwerkhauses erst noch ein eigenes Model des Gebäudes erstellt. Alles, um das Haus später fachgerecht wieder aufzubauen. Für den Wiederaufbau in der Elisabethstraße wurde dann zuerst ein hölzernes Grundgerüst errichtet. Dazwischen wurden anschließend die weißen Wände hochgezogen. Durch den Neuaufbau wirkt das Haus heutzutage optisch fast „wie neu“.

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