Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

„Der Friesdorfer ist nicht einfach“

In dem Bad Godesberger Ortsteil steht eines der ältesten Wohnhäuser im Rheinland. Zu entdecken gibt es noch mehr

(17. August 2024, General-Anzeiger)

VON ALFRED SCHMELZEISEN

FRIESDORF. | Friesdorf hat vom Klufterhof bis zum Haus Annaberg viele interessante Gebäude zu bieten. Ingrid Henseler-Unger, Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH), führte im Rahmen der sommerlichen Spaziergänge durch den Ortsteil. Mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zum Treffpunkt auf dem Klufterplatz gekommen. Der Ortsmittelpunkt war passend für den Start gewählt. „Schließlich ist der Platz schon immer als Nachrichtenzentrale bekannt“, scherzte Henseler-Unger. Sie erwähnte auch die charakteristischen Eigenschaften, mit denen man in früheren Jahrzehnten die Menschen im Godesberger Norden vor der Eingemeindung nach Godesberg im Jahr 1904 beschrieb: „Der Friesdorfer ist nicht immer ein einfacher Mensch“, habe man damals festgestellt.

Über den Friesdorfer Spar- und Darlehenskassenvereins erzählte Henseler-Unger, wie es zu dessen Gründung im Juli 1880 kam. Die erste „Dorfbank“ arbeitete damals nach den Prinzipien der Eigeninitiative, Selbsthilfe, Solidarität und Freiwilligkeit. Aus der Friesdorfer Dorfbank wurde später durch Fusion mit anderen Ortsbanken die Bad Godesberger Kreditbank, dann die heute als VR Bank Bonn-Rhein-Sieg bekannte überregionale Genossenschaftsbank, die auch weiterhin eine Filiale direkt am Kulfterplatz betreibt.

Bedingt durch die engen Bürgersteige und die aktuellen Baustellen an der Annaberger Straße nahm Henseler-Unger eine geänderte Strecke, um weitere Gebäude der Ortsgeschichte zu zeigen. Die Spaziergänger erfuhren auf der Margaretenstraße einige Details zum Friesdorfer Freibad, zum Kirmesplatz und zur Servatiuskirche, deren Turm über die Hausdächer ragt. „Der Kirchbauverein war früher eine ganz besondere und bedeutende gesellschaftliche Institution“, sagte Henseler-Unger.

Einen Halt legte sie am lang gezogenen Gebäude neben der Friesdorfer Schule ein. „Hier stehen wir vor dem ehemaligen Paula-Maria-Stift. Das Stift ist nach dem Vornamen der Ehefrau des Gründers des Zucker-Unternehmens Pfeifer & Langen benannt. Friesdorfer bezeichnen es seit Jahrzehnten meistens allerdings nur als Klösterchen“, erklärte die Vorsitzende. Viele Teilnehmer wussten dann nicht, dass im Klösterchen 1989 der spätere Papst Benedikt XVI. übernachtete und die Stadt Bonn das Gebäude 1997 an einen privaten Erwerber verkauft hat.

Reichlich Anekdoten gab es zum alten Pastorat, einem mit wunderschönem Sommergarten ausgestatteten Fachwerkgebäude wenige Meter entfernt vom Friesdorfer Leyenhof. Das mit Blumen umsäumte Gebäude beherbergte bis 1806 die Amtsräume und die Wohnung des Friesdorfer Pastors. Dieser bezog seinerzeit allerdings kein Gehalt – ihm waren Ackerland und Weingärten zur Bewirtschaftung überlassen, weshalb früher auch landwirtschaftliche Gebäude zum Pastorat gehörten. Auf einem Scheunenbalken soll sich die Jahreszahl 1426 befunden haben.

Das Turmhaus an der Annaberger Straße ist noch älter, es stammt aus dem zwölften Jahrhundert und war früher vermutlich Sitz der Ritter von Friesdorf, die zuerst 1139 und zuletzt 1328 urkundlich genannt wurden. Das Turmhaus ist eines der ältesten Gebäude in Friesdorf und eines der ältesten Wohnhäuser im Rheinland. Mit seinen markanten Formen ziert es das Friesdorfer Ortswappen, das unter anderem auf Fahnen verwendet wird. Auf dem Wappen sind über dem Turmhaus die drei Friesdorfer Berge – Klufterberg, Annaberg und Kahlenberg – symbolisch eingefügt.

Auf dem weiteren Rundgang bis zum Klufterhof an der Hochkreuzallee/Ecke Klufterstraße gab Henseler-Unger Hinweise zur Bodelschwinghschule und zur evangelischen Pauluskirche. Das markante romantisch anmutende Gebäude des Klufterhofes steht dort seit Beginn des 17. Jahrhunderts. Das Vorgängergebäude wurde im Truchsessischen Krieg, genau wie die Godesburg, 1583 zerstört. Der Hof war schon als fränkisches Königsgut im neunten Jahrhundert bekannt und ist damit noch älter als das Turmhaus.

Die Führungen – VHH bietet zusätzlichen Termin an

Neben den schon seit längerem geplanten Spaziergängen durch Bad Godesberger Ortsteile bietet der VHH am Mittwoch, 25. September, ab 16 Uhr eine zusätzlich Führung durch Friesdorf an. Diese steht unter dem Thema „Weisheit der Gasse“. Erläutert werden die zahlreichen Haussprüche, die an Gebäuden in Friesdorf angebracht sind. Start zum Rundgang ist ebenfalls auf dem Klufterplatz.

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