Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Dokumente mit zeitgeschichtlichem Wert

Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte kümmert sich schon Jahrzehnte um Druckerzeugnisse mit Godesberg-Bezug

(11. März 2024, General-Anzeiger)

VON ALFRED SCHMELZEISEN

BAD GODESBERG. | Eine alte Postkarte mit Bad Godesberg-Motiv, ein Stadtgemälde aus vergangenen Jahrhunderten, ein örtliches Telefon- oder Adressbuch aus den 1920er Jahren – all dies sind Dokumente, mit vielleicht großartigem zeitgeschichtlichen Wert für den Bonner Stadtbezirk. Wohin damit, wenn man stadtgeschichtlich interessante Funde plötzlich beim Auflösen eines Haushaltes im Bücherschrank, im Keller oder auf dem Dachboden findet? Über diese Funde freuen sich gerade Museen, die als gemeinnützige Einrichtungen im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung stehen und das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und ihrer Umwelt zu Bildungs-, Studien- und Erlebniszwecken bewahren.

Vielerorts gelten Heimatmuseen als richtige Ansprechpartner für interessante Funde. Im Stadtbezirk Bad Godesberg gibt es ein solches jedoch nicht. Dafür aber den Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte (VHH), der sich schon Jahrzehnte um Druckerzeugnisse mit Godesberg-Bezug und andere historische Stadtbezirksschätze kümmert. Tausende von Postkarten, Literatur und auch weit über einhundert Jahre alte Adressbücher werden beim Verein gelagert. Viele historisch wertvollen Artefakte gehen jedoch auch verloren.

Viele Objekte landen beim Stadtmuseum Bonn

Wie die Vorsitzenden des Vereins, Iris Henseler-Unger und Bernd Birkholz berichten, sei davon auszugehen, dass zahlreiche Nachlassstücke von historischem Wert aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit bereits unwiederbringlich vernichtet oder entsorgt wurden. Umso wichtiger sei es, dieses Thema fortlaufend öffentlich zu behandeln, so die Vorsitzenden. Dass dabei alle Fundstücke irgendwann in einem Museum ausgestellt werden, kann der Verein jedoch nicht versprechen, der selbst keine Ausstellungsfläche vorhalten kann.

Grundsätzlich sei sowohl der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH) als auch das Stadtarchiv Bonn lediglich in der Lage, Dokumente, Bilder und Literatur sowie digitalisierte Speichermedien zu sammeln und zu bewahren. Das führt dazu, dass einige Objekte nicht beim VHH, sondern seitens des Stadtmuseums Bonn gesammelt und präsentiert werden. Die Vertreter des VHH verweisen jedoch darauf, dass Bad Godesberg mit entsprechenden Gegenständen im Stadtmuseum Bonn unterrepräsentiert sei.

Nur etwa 700 Ausstellungsstücke mit Bezug zu Bad Godesberg seien dort vorhanden – davon rund 40 Prozent Karnevalsorden. Die individuelle Entscheidung, ob Nachlässe besser in die Hände des VHH oder des Stadtarchivs gegeben werden, hängt dabei von mehreren Einflussfaktoren, wie etwa dem entgegengebrachten Vertrauen der mit dem Nachlass befassten Personen in die Institutionen ab. Der VHH (als Nachfolger des Bad Godesberger Verschönerungsvereins) ist in dieser Hinsicht seit über 150 Jahren ein geschätzter Ansprechpartner für den Stadtbezirk. Sind sich Personen bei der Selektion des Nachlasses unsicher, hilft der Verein bei der Durchsicht und Entscheidung, was aufbewahrt werden sollte und was nicht. Auch bei der Methode des Bewahrens, analoges Lagern oder Digitalisieren, berät der VHH ausführlich.

Godesberger Verein mit Alleinstellungsmerkmal

Die personellen Ressourcen der Godesberger sind dabei alles andere als üppig. Helfen tun sie trotzdem gerne. Beispielsweise vor einigen Monaten, als eine Kanadierin bei ihrem Deutschlandbesuch den Spuren ihres Urgroßvaters nachspürte, der von 1922 bis 1954 in Bad Godesberg wohnte.

In Fällen wie diesem kann der Verein etwa mit seinem Archiv helfen, nennt öffentlich zugängliche Quellen und bekannte Spezialisten. Hinsichtlich Nachlässen mit Bad Godesberger Bezügen hat der VHH ein Alleinstellungsmerkmal: er ist der einzige Verein im Stadtbezirk, der sich dieses Themas annimmt. Mit dem Stadtarchiv arbeitet er bei Recherchen (im Rahmen von dessen personellen Möglichkeiten) routiniert zusammen: engagierte Amateure und Profis ziehen am gleichen Strang.

Iris Henseler-Unger ergänzt zum Nachlass-Thema: „Eine weitere Alternative ist natürlich das Haus der Geschichte in Bonn und das für NRW in Düsseldorf im Aufbau befindliche. Dann müssen aber das oder die Fundstücke eine ganz besondere geschichtsrelevante Bedeutung haben.“

Seitens der Bonner Stadtverwaltung äußerte sich aus dem Presseamt Isabel Klotz auf Anfrage: „Der beste und richtige Weg wäre, sich bei Bildern/Fotos und Dokumenten auch an das Stadtarchiv und bei Gegenständen einschließlich Gemälden an das Stadtmuseum zu wenden. Dann ist gewährleistet, dass die Objekte und Dokumente richtig erschlossen und erhalten werden und weiter zugänglich sind.“

NACHLASS VON STADTHISTORISCHEM INTERESSE – Wo man sich melden kann

Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.: Öffnungszeiten der Geschäftsstelle, Augustastraße 82: jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr. Telefon: 0228 / 74 88 87 88; E-Mail: info@vhh-badgodesberg.de; www.vhh-badgodesberg.de.

Das Stadtmuseum Bonn: Franziskanerstraße 9, 53113 Bonn. Telefon: 0228 / 772877

Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn: Berliner Platz 2, 53111 Bonn. Telefon: 0228 / 772410

Haus der Geschichte Bonn: Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn. Telefon: 0228 / 91650. scv

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