Nur die Kastanie ist vom Haus Miramonti geblieben
Verschwundene Wahrzeichen aus Bonn
(28. Dezember 2021, General-Anzeiger Bonn)
Von Stefan Knopp
BAD GODESBERG. Privat-Sanatorium, Hotel, Bundesbehörde, heute Wohnkomplex: An das frühere“Haus Miramonti“ in Bad Godesberg erinnert heute noch der Name der Bushaltestelle am Standort.
An die Kastanie erinnert sich Michael Turley noch gut. Der imposante und zum Glück geschützte Baum steht hinter dem Wohnhaus zwischen Deutschherrenstraße und An der Kelter und ist der einzige verbliebene Zeuge dessen, was hier früher mal war – abgesehen von der Benennung der Bushaltestelle direkt vor der Haustür. „Miramonti“ heißt sie, und diesen Namen trug zwischenzeitlich das Gebäude, das dort mal stand. Ein wahrhaft verschwundenes Wahrzeichen.
Turley kannte die Adresse noch als seinen Arbeitsplatz. Bis 2006 war dort die Außenstelle des Bundesamtes für Zivilschutz – die Zentrale lag in Endenich, heute heißt diese Behörde „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“ und hat ihren Sitz in Lengsdorf –, und er erinnert sich noch an den Balkon, auf dem er öfters Pause gemacht hatte. Ab 1978 arbeitete er dort bis zum Ruhestand. Damals hatte man ringsherum eine Apfel-Streuobstwiese angelegt, der Zaun war mit einer dichten Brombeerhecke bewachsen, die gerne für Marmelade abgeerntet wurde. Leider wurde das Gebäude immer mehr zum Funktionsbau umgewandelt, erinnert er sich. Nach so viel Abriss und Anbau sei es nicht mehr für den Denkmalschutz geeignet gewesen. Vor rund zehn Jahren fiel dann die Entscheidung: Abriss und Neubau mit Wohnhaus und Einfamilienhäusern auf dem Grundstück.
Postkarte vom „Großen Kurfürsten“
Da wurde ein kleiner architektonischer Schatz immer weiter umgebaut, jetzt ist davon nichts geblieben, bis auf die Kastanie. Die Geschichte reicht wenigstens bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurück: Auf einer Postkarte von 1912 ist dort die Hotel-Pension Hochgürtel „Zum Großen Kurfürsten“ zu sehen, 1924 fand eine Eröffnung des Hotel-Restaurants „Europäischer Hof“ statt. Gastronomie blieb es bis 1927. Da verkaufte der bisherige Eigentümer Hochgürtel das Grundstück an den Mediziner Constantin Kleefisch und seine Frau Else, die es umfangreich zum Privat-Sanatorium umbauten – unter anderem richteten sie eine Warmwasser-Zentralheizung ein, schufen einen Wintergarten und installierten eine hauseigene Wechselstromversorgung mittels Generator ein, damals höchstmodern, um zum Beispiel Röntgen- oder Rotlichtbestrahlung sowie Wärme und Lichtbehandlung zu ermöglichen.