Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Nächste Woche kehrt Jesus zurück

Auf Anregung des Heimatvereins lässt das Städtische Gebäudemanagement das Wegekreuz am Kurpark restaurieren

(23. September 2020 General-Anzeiger Bonn)

VON SILKE ELBERN

BAD GODESBERG. Als Bauleiter für Kleindenkmäler ist tote Materie gewissermaßen das Tagesgeschäft von Hermann Krause. Wie sehr jedoch Wegekreuze und Co. für viele Bürger zum Alltag dazugehören, hat der Mitarbeiter des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) erst jüngst wieder am Kurpark zu spüren bekommen. „Als ich mir das Kreuz auf der Ecke Koblenzer Straße/Am Kurpark zur Vorbereitung der Sanierung angeschaut habe, kamen einige vorbei und zündeten Kerzen an, legten Blumen ab oder berührten die Füße der Jesus-Statue“, erzählt der gelernte Restaurator.

Das erklärt, warum K sich Leser beim GA meldeten und besorgt nach dem Verbleib von Jesus und Kreuz fragten. Denn deren eigentlicher Standort ist aktuell von einem Bauzaun umgeben. Bezirksbürgermeister Christoph Jansen wusste Rat und verwies an die Rüngsdorfer Schlosserei Gottmann. Dort lagern Korpus und Kreuz getrennt und werden schonend behandelt. „Die waren ziemlich mitgenommen vom Wetter“, sagt Günter Gottmann. Das war auch einem Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins aufgefallen, wie Vorsitzender Martin Ammermüller erzählt: „Die Dame bemerke, dass es durch den Baldachin auf die Jesusfigur regnet.“

Wegekreuz war noch nicht als Denkmal registriert

Wer Ammermüller kennt, weiß, dass er bei so etwas nicht lange zaudert. Er informierte das SGB und fand mit Bauleiter Krause ein interessiertes Gegenüber. „Wobei das Spannendste für uns war, dass das Wegekreuz gar nicht als Denkmal registriert ist“, sagt Ammermüller. Was es aber verdient hätte, wie alle Beteiligten meinen. Zum einen, weil es vermutlich schon 1856 aufgestellt wurde. „Wahrscheinlich von Philipp Engels, als er sich die gegenüberliegende Villa, das heutige Parkhotel, bauen ließ“, glaubt der Geschichtsfachmann. Warum er das tat, ist nicht überliefert. Um 1885 erwarb die Kölner Familie Stollwerk (Schokoladenfabrik) die Villa. „Nach diesem Eigentümer wird das Kreuz meist als Stollwerkkreuz benannt“, sagt Ammermüller.

Soviel zur Historie. SGB-Mann Krause betont hingegen die vielen Besonderheiten des neugotischen Kunstwerks. „Schon allein wegen des Baldachins ist es kein Standardwegekreuz“, meint er. 500 Kilo wiegt das gute (gusseiserne) Stück, was man ihm ob der filigranen Spitze nicht zutraut. „Der Sockel, das Postament, ist extrem groß und aus Drachenfelser Trachyt“, erläutert Krause.

Letzteren arbeitet gerade die Steinmetz-Firma Lindholm aus Erkelenz auf. Lokale Unternehmen hätten sich bei der Ausschreibung nicht beteiligt. Statt einer Waschbetonplatte wie bislang kommt zwischen Sockel und Aufbau nun eine Basaltplatte. In diese sollte am Dienstag schon das aufgearbeitete Kreuz gesteckt werden. „Es ruht in Blei, nicht in Zement“, sagt Krause. Das sei zwar etwas teurer, aber auch nachhaltiger. Zumal das schwere Guss-Kreuz guten Halt vertragen kann. „Nach dem Sandstrahlen und Säubern habe ich unter Restfarbe entdeckt, dass es ganz unten schon mal geschweißt worden ist“, sagt Gottmann. Gut also, dass es auf der Rückseite mittlerweile eine Schrägstrebe gibt für mehr Sicherheit.

Die ebenfalls gusseiserne Jesus-Figur ist auch bereits gereinigt, die Patina soll trotzdem bleiben. Deshalb hat Gottmann auf dem Rücken erste Farbversuche unternommen. „Die Vergoldung wird etwas heller“, kündigt er Ammermüller und Krause an, die das wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Da der Heimat- und Geschichtsverein nun den Denkmalschutz beantragt hat, ist es wichtig, nicht zu viel zu verändern. Wobei das bei Restaurator Krause sowieso nicht gut ankäme: „Wichtig ist doch, den Charakter eines Denkmals zu erhalten und nicht, es in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.“ Doch selbst das hat seinen Preis. Bei rund 12 000 Euro könnte er im Falle des Godesberger Wegekreuzes am Ende liegen. Nicht nur für die, die ihm regelmäßig Beachtung schenken, sicher gut investiertes Geld. „So etwas ist ein Stück unserer Kultur, was gepflegt werden muss“, meint auch der SGB-Mann. Vor 30 Jahren hatten zwei Godesbergerinnen die letzte Generalüberholung bezahlt. In der kommenden Woche soll der Bauzaun weichen und auch die Jesus-Figur wieder im Kurpark hängen.

Kleindenkmäler
Jährlich gibt es 50 000 Euro für Erhalt

Hermann Krause ist beim Städtischen Gebäudemanagement so etwas wie der Herr der Kreuze. Der gelernte Restaurator ist als Bauleiter zuständig für den Bereich Kleındenkmäler. zu dem auch Wegekreuze, Fußfallstationen. Bildstöcke oder Heiligenhäuschen zählen. „lm Stadtgebiet gibt es mehr als 1000 davon“. sagt Krause. Viele seien auch in Privatbesitz. Jährlich stehen ihm für den Erhalt 50 000 Euro zu Verfügung. „Bei besonderen Maßnahmen können wir auch Mittel anmelden oder stellen zum Beispiel beim Land Förderanträge“, so der Experte.

Menü