Auf der Suche nach einem Betreiber
Stadthalle: Geschäft soll bis zur Sanierung weiterlaufen.
Hauptausschuss entscheidet über die Zeit danach
(21. April 2020 General-Anzeiger Bonn)
Von Ayla
Jacob
Bad Godesberg. Zwar steht nach wie vor nicht fest, wie es mit der
Stadthalle weitergeht, nachdem Pächter Thomas Weiermann Insolvenz angemeldet
hat. Die Verwaltung aber hat ein klares Ziel: Die Tagungsstätte soll in Betrieb
gehalten werden, bis sie voraussichtlich 2022 saniert wird. Das teilte
Stadtsprecherin Monika Hörig auf GA-Anfrage mit. Einen konkreten Plan
allerdings gibt es noch nicht. Das Wie sei „derzeit Gegenstand von Gesprächen“,
so Hörig. Diese führe man mit allen Beteiligten.
Ein großes Fragezeichen steht auch hinter der Zukunft des Trinkpavillons. Diesen hat der Verein Bürger.Bad.Godesberg 2017 in (ehrenamtlicher) Eigenregie auf Vordermann gebracht und als kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunkt reaktiviert. Nun könnten dort die Lichter ausgehen. Ob dem so ist, dazu äußert sich Hörig nicht. Vertragspartner des Vereins sei der Pächter – also Weiermann. „Über den weiteren Bestand der zwischen den Parteien geschlossenen Vereinbarung kann die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen“, so die Stadtsprecherin.
Doch das ist nicht die einzige Sorge, die den Verein umtreibt. Wie berichtet, wird das Votum über die künftige Nutzung des denkmalgeschützten Ensembles wrd am Donnerstag im Hauptausschuss fallen. Dann entscheiden die Politiker über die weitere Verwendung der Stadthalle – und damit auch über die Zukunft des Trinkpavillons. Die Tourismus und Congress GmbH hatte im Auftrag der Stadt drei Varianten zur künftigen Nutzung der Stadthalle vorgelegt. Die Verwaltung präferiert die zweite, die unter anderem die Nutzung des Trinkpavillons als Restaurant vorsieht. CDU und FDP würden einer Prüfung zustimmen.
Doch für das Vorgehen gibt es Gegenwind. Zu viele Fragen blieben offen, so die Grünen, die Antworten verlangen, bevor entschieden werden könne. Auch Bürger Bund Bonn und Linke sind skeptisch, die SPD hat gar einen Änderungsantrag gestellt. Die Sozialdemokraten sehen Variante eins als beste Lösung, die auf eine maximale Teilbarkeit der Räume setzt. Hinzu kommen soll ein Biergarten, erhalten bleiben sollen Restaurant, Bierstube und Kegelbahnen. Genau wie der Trinkpavillon, der „unabhängig vom restlichen Gebäude betrieben und verpachtet werden soll“. Als Betreiber sollte, so der Wunsch der SPD, schnellstmöglich die Bonn Conference Center Management GmbH gewonnen werden, und zwar „bis die Planungen für die Sanierung vollständig abgeschlossen sind und die Bauphase beginnt“. Bis dahin soll außerdem der Trinkpavillon in den Händen von Bürger.Bad.Godesberg bleiben.
Auch in den Vereinsreihen regt sich Widerstand gegen den städtischen Vorstoß. Mit diversen (Holz)Figuren, darunter Kurfürst und Beethoven, machten die Mitglieder um den Vorsitzenden Joachim Schäfer am Montagmittag auf sich, ihre Arbeit und die verschiedenen Veranstaltungen im Trinkpavillon aufmerksam. „Wir wollten symbolisch darstellen, was hier alles gemacht wird“, sagte Schäfer. Die Botschaft: Das Gebäude sollte in den Händen derer bleiben, die sich seit Jahren ehrenamtlich dort engagieren. Ändere sich das, werde das kulturelle und gesellschaftliche Bad Godesberg ärmer.
Unterstützung kam unter anderem vom Schachclub. „Für uns ist es schon ein großes Problem, dass die Stadthalle dicht ist“, sagte Vorsitzender Robert Biedeköpper. Größere Turniere könnten so nicht mehr stattfinden. Daher, so ergänzte Schatzmeister Heinz Pietsch, sei der Trinkpavillon für ihren Club dringend notwendig. Denn dort trifft man sich einmal in der Woche, auch Kinder und Jugendliche sind dann an Bord. Ein großes Problem sieht auch der Bridgeclub. Die Mitglieder treffen sich bisher regelmäßig im so genannten Karajanbau, erläutert Vorsitzende Margit Krebs. Man hoffe, dass dies weiterhin möglich sein. Sonst wüsste man, genau wie der Schachclub, nicht wohin.
Kritik an einer Nutzungsänderung des Trinkpavillons übt der Heimat- und Geschichtsverein. Das Gebäude liege isoliert jenseits der Stadthalle, sei somit von ihr aus nicht direkt und lediglich von hinten erreichbar. Darüber hinaus sei der Zugang nicht barrierefrei. Auch das Innere berge Probleme für die Nutzung als Restaurant, Toiletten im Untergeschoss und ungenügende Wärmedämmung seien zwei davon. Und: Die erforderlichen Änderungen würden „die eigenständige Stellung des Trinkpavillons zwischen Kleinem Theater und Stadthalle verändern“, so Vorsitzender Martin Ammermüller.