Rüngsdorf nach Straßen gegliedert
(Alphabetische Aufzählung der Straßen. * = Infotafel geplant, ** = Infotafel vorhanden. Jeweilige Nr. ist im „Spaziergang durch Rüngsdorf“ vermerkt.)
Rüngsdorf liegt am Rhein. Von seinem Rheinuferweg hat man eine schöne Aussicht auf das gegenüber liegende Siebengebirge. Von dieser Aussicht profitiert das bekannte Rheinhotel Dreesen. Das traditionsreiche Haus gibt es seit über 100 Jahren. In der Nähe des Rheins sind auch viele sehenswerte Villen gebaut worden, um diese Sicht genießen zu können. Sie stehen auf einer etwas erhöhten Terrasse. Dort sind sie besser vor Hochwasser geschützt. Doch Rüngsdorf ist viel älter.Das zeigt die erste urkundliche Nennung von „Rinnigiso villa“ aus dem Jahre 804. Das älteste erhaltene Bauwerk ist der Kirchturm der St. Andreaskirche. Er stammt aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts und ist zum Wahrzeichen Rüngsdorfs geworden. Um diesen Kirchturm herum ist noch etwas vom alten Dorfkern erhalten. Rüngsdorf hat fast 7.000 Einwohner. (Zur Geschichte von Rüngsdorf siehe Godesberger Heimatblätter Band 4, Seiten 67–105 und Band 8, Seiten 35–37.)
An der Marienkapelle (zwischen Rheinstraße und Rolandstraße)
Die Marienkapelle wurde um 1800 erbaut. Sie liegt an einer alten Wegkreuzung. Von dort aus erreichte man gut Mehlem und Muffendorf. Der Stifter der Kapelle ist nicht bekannt. Die Kapelle ist der Verehrung von Maria als Mutter Jesu gewidmet. Sie wird von Gläubigen für ein Gebet sehr geschätzt. Als Dank für gewährte Hilfe werden bis heute entsprechende Tafeln (Votivtafeln) im Inneren angebracht. Die Marienfigur im Inneren ist in weite Gewänder gehüllt. 1972 wurde sie resauriert. Dabei wurde entdeckt, dass es eine wertvolle mittelalterliche Holzfigur ist. Diese steht nun geschützt in der Pfarrkirche St. Andreas. Die Kapelle wurde 1986/87 restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Mit Hilfe der Rüngsdorfer Bürger wurde 10 Jahre später die Außenanlage neu gestaltet. Dadurch ist die Kapelle nun Mittelpunkt der Wegekreuzung. (Zur Geschichte der Marienkapelle siehe Godesberger Heimatblätter Band 9, Seite 74, Band 24, Seiten 164–166 und Band 30, Seiten 45–49.)
Andreasstraße (zwischen Rheinstraße und Gutenbergallee)
Die St. Andreaskirche wurde 1900 bis 1902 gebaut. Geplant hat die neugotische Kirche Thomas Statz. Der Bau eines Turms wurde aus Geldmangel aufgeschoben. Dafür wurde der schräg gegenüber stehende Turm der alten Andreaskirche weiter genutzt. Der wurde bereits um 1200 gebaut. Heute ist er denkmalgeschützt. Aus finanziellen Gründen konnte die Kirche erst 1959/60 erweitert werden. Zuerst wurde das enge neugotische Kirchenschiff abgetragen. Dann ersetzte der Baumeister Stefan Leuer es durch ein weiträumiges hallenartiges Kirchenschiff. Die Altarinsel wurde 1983 bis 1985 von Peter Rieck geschaffen. Sie beherrscht den Innenraum. Durch ihre Lage verbindet sie das moderne Kirchenschiff ansprechend mit dem neugotischen Chorraum. Der hintere spätbarocke Altar wurde bereits 1786 errichtet. Gestiftet wurde er von der Flößerfamilie Nell bereits für die alte Kirche. Dagegen wurde die spätgotische Muttergottesskulptur erst 1972 in der Rüngsdorfer Marienkapelle entdeckt. Zur Sicherung wurde sie in die St. Andreaskirche übernommen. (Zur Geschichte der St. Andreaskirche siehe Godesberger Heimatblätter Band 2, Seiten 56–63, Band 6, Seiten 72–85, Band 9, Seiten 102–110, Band 24, Seiten 164–166 und Band 50, Seiten 252–255.)
Basteistraße (zwischen Rheinstraße und Rheinallee)
Der Kirchturm ist der Rest einer romanischen Kirche. Gebaut wurde sie um 1200. Vor dem östlichen Turm befand sich das Langschiff der Kirche mit dem westlichen Eingang. Damit war sie eine der seltenen umgekehrten Kirchen. Üblich ist nämlich, dass der Turm mit dem Eingang im Westen liegt. Das Langschiff der früheren Kirche wurde 1644 gebaut. Es wurde abgerissen, als 1902 das Langschiff der neuen St. Andreaskirche eingeweiht wurde. Der alte Kirchturm sollte später abgerissen werden. Er wurde an die Gemeinde Godesberg übertragen. Dabei wurde das Läuterecht beibehalten. Zum Neubau eines Kirchturms kam es jedoch nicht. So wird der ursprüngliche Turm bis heute genutzt. Zwei seiner drei Glocken stammen aus dem 18. Jahrhundert, die dritte von 1980. Seit 1945 wird hier auch der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Der fast 40 m hohe Kirchturm wurde inzwischen zum Wahrzeichen von Rüngsdorf. (Zur Geschichte des Alten Kirchturms St. Andreas siehe Godesberger Heimatblätter Band 3, Seiten 39–43, Band 9, Seiten 102–110 und Band 10, Seite 136.)
[Die Infotafel ist an der Grenzmauer zur Rheinpromenade angebracht.]
Die Villa wurde von dem Kölner Bankier Otto Deichmann 1902 für seine Familie gebaut. Seine Nachfahren wohnen heute noch dort. Architekt war Ernst von Ihne. Der war Hofarchitekt von Kaiser Wilhelm II. und hat viele bekannte Bauten erstellt.
Die Villa ist im Landhausstil gebaut. Sie hebt sich von anderen Rheinvillen durch ihre verschachtelte Bauweise ab. Damit sind zugleich unterschiedliche Dachformen verbunden. Der Turm mit dem Haubendach verstärkt noch diesen Eindruck. Die rheinseitigen Räume zwischen den Terrassen wurden 1944 durch eine Bombe zerstört. Der Wiederaufbau mit der Einrichtung von Wohnungen zog sich bis 1985 hin. Im Übrigen ist das Gebäude auch im Inneren fast vollständig erhalten. Es stellt daher ein besonderes Denkmal unter den Rheinvillen dar.
(Zum Wiederaufbau der Villa Deichmann siehe Godesberger Heimatblätter Band 23, Seiten 243–244)
Die Remise wurden 1903 für den Bankier Otto Deichmann erbaut. Der stellte dort seine Kutschen und Pferde unter. Seine zum Rhein ausgerichtete Villa liegt schräg gegenüber. Die Gesamtanlage ist recht aufwändig erstellt worden: der damalige Neubau entspricht der Villa im Kleinen. Das wird vor allem im Fachwerk und dem Türmchen mit dem Haubendach sichtbar. In dem hinteren Teil waren früher die Pferde untergebracht. Im Obergeschoss lagen die Futterräume und die Kutscherstuben. Seitlich davon standen die Kutschen. Zum Hof lagen die Waschhalle, der Putzraum und die Sattelkammer. Die Remise wurde mit älteren vorhandenen Gebäuden verbunden. Das quer zu Remise stehenden Wohnhaus (Hausnr. 33) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das an der Basteistraße stehende Wohnhaus war vormals eine Scheune aus derselben Zeit.
Deichmanns Aue (zwischen Konstantinstraße und Austraße)
Der Kölner Antoniterorden besaß in dieser Flussaue einen Hof, der erstmals 1662 urkundlich genannt wurde. 1836 erwarb die Kölner Bankiersfamilie Deichmann diesen Hof. Die Familie war einflussreich und als gastfreundlich bekannt. Sie empfing hier viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft sowie Künstler. Wilhelm T. Deichmann baute 1911 die historischen Sitzungssäle mit dem Treppenhaus. Heute ist die „Villa Deichmann“ als Denkmal geschützt. Seit 1949 residierte hier der amerikanische Hohe Kommissar. Die angrenzenden Bürobauten wurden 1951 für die Mitarbeiter errichtet. Das gemeinsame Sekretariat der westlichen Hohen Kommissare kam 1952 vom Petersberg gleichfalls hierher. Mit der Erlangung der Souveränität der Bundesrepublik Deutschland am 5.5.1955 wurde das amerikanische Kommissariat in eine Botschaft umgewandelt. Im Jahr 2000 zog die amerikanische Botschaft nach Berlin. Der Bund nutzt als Eigentümer die Gebäude seit 1955 unterschiedlich. (Zur Geschichte der Deichmanns Aue siehe Godesberger Heimatblätter Band 13, Seiten 117–127.)
Heisterbachstraße (zwischen Rheinstraße und Von-Sandt-Ufer)
[Die Infotafel ist an der Grenzmauer zur Rheinpromenade angebracht.]
Die Villa wurde 1905 von Johanna Cappell errichtet. Baumeister war Heinrich Plange. Der wurde durch seine Villen- und Kirchenbauten, in Godesberg auch mit dem Schloss von der Heydt bekannt. Die imposante Villa fügt sich harmonisch und abwechslungsreich in die Rheinlandschaft ein. Das liegt vor allem an der asymmetrischen Bauweise und dem halbrunden vorgezogenen Bauteil auf der rechten Seite. Die Villa ist trotz späterer Änderungen in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten. Auch ihre Ausstattung ist überwiegend original. Die Villa diente von 1959 an für 40 Jahre dem jeweiligen britischen Botschafter als Residenz. Das war erkennbar durch die große britische Fahne (Union Jack) auf der Dachkuppel. Die unzähligen Gäste der Botschafter schätzten die Atmosphäre der Villa und den Rheinblick, auch Königin Elizabeth II.
Kronprinzenstraße (zwischen Rüngsdorfer Straße und Beethovenallee)
Das St.-Vinzenz-Haus ist nach dem Heiligen Vinzenz von Paul benannt. Dieser gründete 1633 in Paris gemeinsam mit Louise von Marillac eine Genossenschaft der „Töchter der christlichen Liebe“. Wichtigste Aufgabe war die Armen- und Krankenpflege. Die Gemeinschaft breitete sich weltweit aus. Heute ist sie in 94 Ländern mit rund 17.500 Schwestern caritativ tätig. 1903 übernahmen Vinzentinerinnen das von Dr. Oberdörfer 1894 gegründete Privatsanatorium. Sie versorgten dann auch ärmere Menschen. Von 1930 bis 1956 wurde das Haus als Krankenhaus geführt. Seitdem ist es ein Alten- und Pflegeheim. Die Vinzentinerinnen wirken hier nun seit über 100 Jahren. Sie haben vielfältige Spuren ihrer tatkräftigen Nächstenliebe hinterlassen. Von dem alten Sanatorium ist noch das alte Hauptgebäude, außerdem die im Park liegende Villa erhalten. Der alte Park ist trotz der Neubauten noch verhältnismäßig groß.
Das Wohnhaus hat der im Villenviertel vielfach tätige Architekt Willy Maß gebaut. Er wohnte hier mit seiner Familie von 1912 bis 1916. Das Haus mit dem Eingang und dem Giebel erinnert an klassizistische Formen. Seine Symmetrie wird jedoch durch die nach rechts laufende Treppe durchbrochen. Nur bei genauem Hinsehen entdeckt man auf dem Schlussstein der Eingangstür ein Symbol, daß Maß persönlich gewählt hat: zwei verschlungene Ringe, auf denen ein Frosch sitzt. Der gerundete Anbau ist nicht klassizistisch. Er öffnet den Blick aus dem Wohnzimmer in mehrere Gartenseiten. In dem Gebäude befand sich bis 1999 die Botschaft Ägyptens.
Rheinstraße (zwischen Römerplatz/Konstantinstraße und Von-Sandt-Ufer)
Das Fachwerkensemble vermittelt einen Eindruck, wie Rüngsdorf bis ins 19. Jh. hinein überwiegend ausgesehen hat. Die Bauern hatten nur kleine Landwirtschaften und ihre Höfe waren entsprechend klein. Die Häuser stehen unter Denkmalschutz. Das heutige Haus Nr. 22 war das Wohnhaus. Es stammt aus dem 18 Jahrhundert. Diese Größe musste oft für eine große Familie ausreichen. Dahinter war früher eine Werkstatt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie zu Wohnzwecken umgebaut. Rechts vom Wohnhaus war die Tordurchfahrt zum geschlossenen Innenhof. Das heutige Haus Nr. 20 war die Scheune. Auch sie stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1920 wurde sie ebenfalls zu Wohnzwecken umgebaut. Dabei wurde die Fachwerkwand mit der Tür errichtet. In den Häusern Nummern 16 und 18 war bis 1892 die Rüngsdorfer Pfarrschule untergebracht. (Zur Geschichte der Rüngsdorfer Schulen siehe Godesberger Heimatblätter Band 4, Seiten 68–74.)
Das Hotel wurde 1893/94 von Fritz Dreesen gebaut. Der betrieb hier zuvor eine Sommerwirtschaft mit einem Badeplatz, wie auch schon sein Vater. Das Hotel wurde immer wieder baulich attraktiver gestaltet. So wurde 1934 auch ein bewegliches Glasdach über dem großen Terrassengarten eingebaut. Die direkte Lage am Rhein zog immer wieder weltweit bekannte Gäste an, ebenso der einmalige Blick auf das Siebengebirge. Dazu trägt bei, dass die Familie Dreesen seit weit über 100 Jahren das Hotel selbst leitet. Besondere historische Bedeutung hat das Hotel im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg erlangt. 1938 konferierten hier Chamberlain und Hitler, um die Sudetenkrise beizulegen. Im Krieg waren ausländische Diplomaten interniert. Nach dem Krieg war das Hotel Sitz des französischen Hohen Kommissars. (Zur Geschichte des Rheinhotels Dreesen siehe Godesberger Heimatblätter Band 32, Seite 168, Band 40, Seiten 147–171 und Band 46, Seiten 101–108.)
Rüngsdorfer Straße (zwischen Moltkestraße/Alte Bahnhofstraße und Römerplatz)
Die erste evangelische Kirche wurde 1878 bis 1880 abseits des alten Dorfes Godesberg errichtet. Vorher gab es für evangelische Christen nur die von Ludwig von Rigal 1858 gestifteten Kapelle. Der 1870 gewählte Pfarrer Julius Axenfeld hatte sich für den Standort an der Rüngsdorfer Straße eingesetzt. Denn er rechnete damit, dass rundum das Villenviertel entstehen würde. Er förderte den Ausbau der evangelischen Gemeinde und die Gründung diakonischer Einrichtungen. In der NS-Zeit war es vor allem Pfarrer Heinrich Kolfhaus (1913 –1949) zu verdanken, dass die Gemeinde sich zu der Bekennenden Kirche hielt. Die Kirchenplanung stammt von dem Kirchenbauer Hermann Cuno. Die einschiffige Backsteinkirche hat einen westlich vorgesetzten Turm. Der bildet zugleich den Eingang. Außen sind neuromanisierende Verzierungen erkennbar. Das schlichte Innere entspricht mehr einem klassizistischen Stil. Die Emporen sind später hinzugekommen.
Von-Sandt-Ufer (Rheinuferstraße vom Rheinhotel Dreesen bis zur Südbrücke)
Die Bastei wurde von der Gemeinde Godesberg 1900 gebaut. Sie ist schön gestaltet und liegt malerisch am Rhein. Godesberg war erst ein Jahr zuvor an den Rhein gelangt. Denn 1899 waren die am Rhein gelegenen Dörfer Plittersdorf und Rüngsdorf eingemeindet worden. Dies war für die weitere Entwicklung Godesbergs und für die Belebung des Fremdenverkehrs wichtig. Die Gemeinde Godesberg baute auf eigene Kosten eine Landebrücke und das Stations- und Wartehäuschen (Bastei). Das war die Voraussetzung, damit die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft auch in Godesberg halten. Anschließend wurde die Rheinallee ausgebaut. Sie verbindet den Ortskern mit dem Rheinufer. Damit einher ging der Bau der langen und großzügig gestalteten Rheinpromenade. Schließlich konnte hier 1908 eine elektrische Rheinfähre in Betrieb genommen werden; die Anlegestelle der Fähre lag viele Jahrhunderte mehr rheinabwärts. (Zur Geschichte des Ausbaus des Rheinufers siehe Godesberger Heimatblätter Band 7, Seiten 49–51, und Band 20, Seiten 88–111.)