Ballsaal zum Schnäppchenpreis
Vor 100 Jahren kaufte die Gemeinde Godesberg die Redoute für 1,15 Millionen Mark
(16. Januar 2020 General-Anzeiger Bonn)
VON AYLA JACOBBAD
GODESBERG. Es ist eine Summe, die mit dem Blick auf heutige Immobilienpreise fast lachhaft arımutet, vor 100 Jahren jedoch erschien sie vielen Godesbergern zu hoch: 1,15 Millionen Mark legte die Gemeinde Godesberg – Bad wurde man 1926, Stadt erst 1935 – im Januar 1920 auf den Tisch. Und erhielt dafür von der Familie Wendelstadt die Redoute – und den umliegenden Park noch dazu.
Ein Glücksfall, sagt Martin Ammermüller, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg. „Man darf nicht vergessen, dass Godesberg bis zu diesem Zeitpunkt kein echtes Kurhaus hatte.“, Zwar habe es das am Draitschbrunnen gegeben. „Aber das war nur ein Behelf und nicht ausgebaut.“ Auch habe sich bei Galadiners, Konzerten und Empfängen – unter anderem waren Lady Di, Michail Gorbatschow und Königin Silvia dort zu Gast – die Bedeutung des Baus für die Bonner Republik gezeigt. „Die Redoute war die gute Stube von Bonn“, so- Ammermüller.
Heute ist Christoph von Borries Pächter der Redoute. 2011 übergab die Stadt die Schlüssel an ihn und seinen Vater Rudolf, nachdem der Bau nach einem großen (und teuren) Umbau in den 70er Jahren, bis 2011 noch einmal renoviert worden war. Seitdem wird sukzessive an dem Gebäude gearbeitet. Im vergangenen Jahr, so berichtet Christoph von Borries, sind zum Beispiel die sanitären Anlagen komplett erneuert worden. Als nächstes müsste die Technik auf Vordermann gebracht werden, sagt der Pächter. Langfristig wäre es schön, „wenn man die Ökobilanz des alten Gebäudes verbessern könnte“. Das aber sei bei einem denkmalgeschützten Gebäude nicht einfach.
Auch wenn man sich mehr Firmen- und Kongresskunden wünscht. Als Veranstaltungsort ist die Redoute nach wie vor sehr beliebt; Wer in dem „Märchenschloss“, so von ‚ Borries, heiraten möchte, muss sich seinen Wunschtermin eineinhalb Jahre im voraus blocken. Darüber hinaus finden zahlreiche (kulturelle) Veranstaltungen der Parkbuchhandlung oder des Internationalen Clubs an der Kurfürstenallee statt. Initiativen, die von Borries gerne unterstützt. Viel Geld könne man damit zwar nicht verdienen, man fühle sich aber in Godesberg sehr wohl. Und wolle so etwas zurückgeben. „Die Redoute ist ja immer noch ein Teil der Identität des Stadtbezirks. Das muss man vorantreiben“ stellt von Borries fest.
Übrigens: Auch im Beethoven-Jubiläumsjahr ist einiges geplant. So stehe man in Kontakt mit dem japanischen Konsulat, da der Komponist „in Japan ein hohes Ansehen genießt“. Außerdem ist die Redoute beim Kurfürstlichen Beethovenfest des Vereins KuKuG dabei.
Dass das quasi so sein muss, hat historische Gründe. Ludwig van Beethoven ging in dem klassizistischen Gebäude, das Kurfürst Max Franz errichten ließ, ein und aus. Viermal pro Woche musste er zu Max Franz und spielen – bei zwei Konzerten und zwei Bällen, erzählt von Borries. „Er war so etwas wie das Spotify des Kurfürsten“ sagt von Borries. In der Redoute wurde Joseph Haydn 1792 auf Beethoven aufmerksam. Was dazu führte, dass der Bonner Komponist nach Wien ging.