Plittersdorf

(Alphabetische Aufzählung der Ortsteile und Straßen * = Infotafel geplant ** = Infotafel vorhanden. Jeweilige Nr. im „Spaziergang durch Plittersdorf“ ist vermerkt)

Plittersdorf liegt am Rhein und war von den am Rhein liegenden Ortsteilen am stärksten auf diesen ausgerichtet. Am heutigen Schaumburger Hof war eine Umspannstation für die Pferde, die Schiffe rheinaufwärts auf dem schmalen Leinpfad zogen. Ebenso befand sich dort die Landestelle für die Fahrt über den Rhein bzw. für den Umstieg auf Schiffe. In Plittersdorf lagen früher sechs große Höfe und es ist als „Bliteresdorp“ erstmals 872 urkundlich erwähnt worden. Von den Höfen war der Auerhof am bedeutendsten, im 19. Jh. erwarb ihn die Familie Carstanjen und das schlossähnliche Haus wie das große Mausoleum sind noch erhalten. Bedingt durch diese Höfe entwickelte sich nur ein kleines Dorf. Der Ortsteil wurde 1951 um eine komplett ausgestattete amerikanische Siedlung erweitert, in der Mitarbeiter des amerikanischen Kommissars bzw. später des Botschafters wohnten und die heute allen Interessenten offen steht. In Alt-Plittersdorf wohnen rd. 4.000 und in Neu-Plittersdorf rd. 6.500 Einwohner.
(Zur Geschichte von Plittersdorf s. Godesberger Heimatblätter 22, S. 121–127.)

Am Schaumburger Hof (zwischen Turmstraße und Von-Sandt-Ufer)

Schaumburger Hof**, Hausnr. 10 (Nr. 5 im Spaziergang) [Die Infotafel ist an der Grenzmauer zur Rheinpromenade angebracht.]
Der Schaumburger Hof ist ein Gasthaus mit einer alten Tradition. Bereits 1755 wurde von Joseph Rhein in dem Gebäudeteil zur Rheinseite eine Schankstätte errichtet. Trotz der Gefährdung durch Hochwasser war die Lage günstig. Denn hier war eine Treidelstation zur Auswechslung der Pferde, die einst die Schiffe von Wesseling nach Kripp rheinaufwärts zogen. Aber auch die Fähre von Niederdollendorf landete hier und die Passagiere der Rheindampfer wurden ein- und ausgeschifft. Um 1830 endete das Treideln und um 1900 wurden die Anlegestellen für die Fähre und die Dampfer an der Bastei verlegt.
Bonner Studenten und Rheintouristen entdeckten jedoch bereits im 19. Jh. das – bis heute beliebte – romantische Gasthaus mit dem Blick auf das Siebengebirge. Die Liste der berühmten Gäste ist lang wie die Inschriften am Haus zeigen. Das Gasthaus hieß bis nach dem 1. Weltkrieg  Unter den Linden.
(Zur Geschichte des Schaumburger Hofs s. Godesberger Heimatblätter 1, S. 32–35 und 42, S. 21–27.)

Hardtstraße (zwischen Turmstraße und Von-Sandt-Ufer)

St. Evergisluskirche**, Hausnr. 13 (Nr. 6 im Spaziergang)
Die St. Evergisluskirche wurde 1870/71 nach Plänen des Paul Thomann in neugotischem Stil gebaut. Sie hatte ursprünglich einen kreuzförmigen Grundriss mit einem Langschiff und einem Querhaus. 1911 wurde sie um zwei Seitenschiffe erweitert. Das Innere der Kirche wird von den beiden mittleren Säulenreihen mit den dort auf Konsolen stehenden Heiligen bestimmt. Äußerlich wird die Kirche von dem hohen schmalen Turm geprägt und sie  wirkt mit dem Friedhof als ein harmonisches Bauwerk in der Rheinebene.
Plittersdorf wurde kirchlich erst 1863 selbständig und gehörte vorher zur Kirchengemeinde Rüngsdorf. Daher stand hier früher  nur die St. Georgskapelle. Die baufällige Kapelle wurde 1719 von Karg von Bebenburg renoviert, woran noch heute die alte Tafel im Vorraum des Haupteingangs erinnert. Patrone der Kirche sind die Heiligen Evergislus, Georg und Nepomuk.
(Zur Geschichte der Kirche s. Godesberger Heimatblätter 38, S. 87–95 und 41, S. 124–128.)

Mausoleum von Carstanjen**(Nr. 7 im Spaziergang)
Das Mausoleum wurde als Begräbnisstätte gleichzeitig mit dem nahebei liegenden schlossartigen Haus Carstanjen gebaut und 1899 vollendet. Der Bauherr Adolf von Carstanjen starb im folgenden Jahr und ist mit seiner fünf Jahre später verstorbenen Frau Adele vom Rath hier beerdigt. Seit 2007 wird das Mausoleum von der Bürgerstiftung Rheinviertel als Begräbnisstätte genutzt und erhalten.
Das Mausoleum ist wie ein Rundtempel gebaut und ihm ist eine rechteckige Eingangshalle mit Säulen (Portikus) vorgelagert. Der auf einer Anhöhe liegende Bau wirkt durch die Freitreppe noch monumentaler. Im Inneren führt eine Bronzepforte mit der Aufschrift Sie ruhen in Frieden und wir folgen nach zu dem unterirdischen Begräbnisraum (Krypta), in dem nun bis zu 3.000 Urnen Platz finden.
(Zur Geschichte des Mausoleums s. Godesberger Heimatblätter 33, S. 67–81.)

Martin Luther-King-Straße (zwischen Kennedyallee und Freizeitpark Rheinaue)

Haus Carstanjen**, Hausnr. 8 (Nr. 8 im Spaziergang) [Die Infotafel ist am Grenzzaun zur Rheinuferpromenade angebracht.]
Das schlossartige Gebäude mit den Türmen wurde – unter Einbeziehung eines älteren Landhauses – für Adolf von Carstanjen 1896 gebaut. Dieser hatte bereits 1881 das bis zur früheren Bonner Stadtgrenze reichende Gut, den Auerhof, gekauft. Er hatte seinen großen Reichtum durch Schifffahrt, Zuckerfabrikation und Börsenhandel erworben. Der Auerhof wurde erstmals kurz vor 900 urkundlich erwähnt, als er von König Arnulf dem Gandersheimer Stift geschenkt wurde. Dieses verkaufte ihn 1318 an die Heisterbacher Zisterzienser-Abtei, die bis 1812 den größten Landbesitz in Plittersdorf hatte.
Sibylle Mertens-Schaaffhausen erbte 1824 den Auerhof und kam hier mit gleichfalls geistvollen Frauen wie Annette von Droste Hülshoff und Adele Schopenhauer zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das um Bürogebäude erweiterte Haus von Bundesbehörden genutzt und 2006 der UN übergeben.
(Zur Geschichte des Auerhofs s. Godesberger Heimatblätter 38, S. 99-100 und seiner Bewohner 12, S. 61–18, 24, S. 14-35, 33, S. 67–81 und 35, S. 47– 63.)

Turmstraße (zwischen Kennedyallee und Plittersdorfer Straße)

Steinhaus**, Hausnr. 13 (Nr. 11 im Spaziergang)
Das „Steinhaus“ war einst der vornehmste Hof in Plittersdorf und dieser war niemand lehenspflichtig. Mit dem Rittersitz war ein Sitz im kürkölnischen Landtag verbunden Der Hof hatte einen als Gefängnis genutzten Turm und selbst ein Gerichtsbote durfte den Hof nur mit Erlaubnis betreten. Da das Haus nicht wie üblich in Fachwerkbauweise sondern aus vom Steinmetz bearbeiteten „Hausteinen“ errichtet war, war es als „Steinenhaus“ bekannt.
Bis 1419 war der Hof im Besitz der Familie von Blidersdorp und war die Keimzelle von Plittersdorf. Später gehörte er u. a. der Familie Metternich sowie der von Belderbusch. 1806 erwarb Augustin Rhein das baufällige Haus und ließ es abreißen. Er baute es mit den alten Materialien auf den erhaltenen Fundamenten wieder einfacher auf. Dann kam 1875 das Haus in den Besitz der Familie Mundorf, die hier eine Gastwirtschaft einrichtete. Die Nachfahren Heuser sorgten für den Erhalt des Hauses.
(Zur Geschichte des Steinhauses s. Godesberger Heimatblätter 20, S. 64–70.)

Turmhof*, Hausnr. 29 (Nr. 10 im Spaziergang)
Der Turmhof hatte früher zwei Türme und erhielt wohl daher seinen Namen. Im 16. und 17. Jh. besaß ihn die Familie Metternich und am Ende des 17. Jh. Karg von Bebenburg. Dieser war Kanzler des Kölner Kurfürsten Joseph Clemens und beide mussten wegen Unterstützung des französischen Königs Ludwig XVI. von 1702 bis 1715 im französischen Exil leben. Mit dem Rittersitz war ein Sitz im kurkölnischen Landtag verbunden.
Der Fachwerkbau wurde im 18. Jh. durch ein steinernes Haus ersetzt. Dieses brannte 1838 ab, wurde aber in den auffällig großen Ausmaßen von 13 Fensterachsen wieder aufgebaut. Der repräsentative Bau diente von 1951 bis 2001 als Sitz der Nuntiatur des Heiligen Stuhls, der offiziellen Vertretung des Vatikans. Daher übernachtete hier Papst Johannes Paul II. während seines Deutschlandbesuchs 1980. Seit 2004 ist der Turmhof wieder im Privatbesitz.
(Zur Geschichte des Turmhofs s. Godesberger Heimatblätter 22, S. 121–127.)

Von-Sandt-Ufer (Rheinuferstraße vom Rheinhotel Dreesen bis zur Südbrücke)

Villa Cahn**, (Nr. 2, 3 und 15 im Spaziergang) [Die Infotafel ist am Grenzpfosten des Wendeplatzes zur Rheinpromenade angebracht.]
Die Villa wurde für den Bonner Bankier Albert Cahn von 1867 bis 1872 gebaut. Der Architekt Edwin Oppler aus Hannover sollte ein Deutsches Haus am Rhein errichten. So erinnert das Gebäude mit den Türmchen und dem unregelmäßigen Grundriss an eine mittelalterliche Bauarchitektur. Auch das Innere entsprach dem mit seinen Vertäfelungen und Wandgemälden. Das Anwesen fiel später Cahns Schwester Pauline Rikoff und dann über deren Tochter der Familie Leser zu, die in der Nazizeit rechtzeitig emigrieren konnte. Ein Familienmitglied kehrte 1950 zurück und verstarb 1964. Nach dem Verkauf stand die Villa lange leer und drohte endgültig zu verfallen. Frank Asbeck ließ die Villa nach den alten Plänen aufwändig restaurieren. Auf dem Gelände wohnte einst Ferdinand Wurzer, dessen Analyse des Godesberger Mineralwassers 1789 den Kurfürsten Max Franz bewog, Godesberg zu einem Bad auszubauen.
(Zur Geschichte der Villa Cahn s. Godesberger Heimatblätter 35, S. 115–121.)

Wurzerstraße (zwischen Godesberger Allee und Turmstraße)

Christuskirche **, Hausnr. 31
Die Kirche wurde am 1. Advent 1953 nach nur einjähriger Bauzeit eingeweiht. Sie war nach der Erlöserkirche von 1880 der erste Neubau der evangelischen Gemeinde Godesberg. Die Kirche wurde von Otto Bartning – einem der bedeutendsten Kirchenarchitekten – als „Feier- und Werktagskirche“ entworfen. Der Kirche sind vier Räume für die gemeindliche Arbeit so angegliedert, dass sie bei Bedarf geöffnet werden und den Kirchenraum auf heute etwa 700 Plätze verdoppeln können.
Die Kirche mit dem frei stehenden Turm ist in ihrer äußeren Bauform schlicht. Im Inneren erzeugen die unterschiedlich gestalteten Baukörper zusammen mit dem einfallenden Licht eine gewisse Spannung. Die Blicke werden auf die Altarwand gelenkt: Hinter dem 8 m hohen kupfernen Kreuz ist über die gesamte Wand die Verklärung Christi von Willi Sohl im Mosaik dargestellt.
(Zur Geschichte der Christuskirche s. Godesberger Heimatblätter 11, S. 72–97.)

Home

Kontakt

Impressum