(Alphabetische Aufzählung der Ortsteile und Straßen * = Infotafel geplant ** = Infotafel vorhanden. Jeweilige Nr. im „Spaziergang durch Friesdorf“ ist vermerkt)
Die Lage Friesdorfs ist geprägt durch den Hang des dahinter liegenden Kottenforstes und den davon herunter fließenden Klufterbach und den Annaberger Bach. Da die beiden Bäche die Senke vor dem Hang, die durch eine Nebenrinne des eiszeitlichen Rheins gegraben war, nicht zum Rhein überwinden konnten, bildeten sich viele Weiher. Davon zeugen noch Straßennamen wie „In der Kumme“, „In der Maar“ und „Am Woltersweiher“. Die stehenden Weiher beeinträchtigten die Landwirtschaft und die Gesundheit, waren aber auch ein Schutz gegen Feinde. An den Talausgängen der beiden Bäche bildeten sich Geröllhalden, die zur Ansiedelung genutzt wurden Denn die Gebäude waren hier vor Überschwemmungen geschützt und gleichzeitig war Trinkwasser vorhanden. Hiervon zeugen noch heute am Klufterbach der Klufterhof (10. Jhd.) und am Annaberger Bach das Turmhaus (12. Jh.). Die erste urkundliche Nennung von „Fristorp“ erfolgte zwischen 819 und 841. Erst durch die Kanalisation zu Beginn des 20 Jh., die durch die 1904 erfolgte Eingemeindung nach Godesberg möglich war, konnte der sehr kleine Ortskern nach und nach erweitert werden. Friesdorf hat heute über 8.000 Einwohner, wovon der größte Teil in den Neubauvierteln rund um den Ortskern lebt.
St. Servatiuskirche**, Hausnr. 197 (Nr. 8 im Spaziergang)
Die St. Servatiuskirche wurde 1888 geweiht. Sie wurde als dreischiffige neugotische Hallenkirche gebaut. Am 21. 12. 1944 wurde bei einem Luftangriff die Kirche mit vielen umliegenden Gebäuden zerstört, nur der Turm blieb stehen. Erst sechs Jahre später konnte in der wieder aufgebauten und erweiterten Kirche Gottesdienst gefeiert werden. Früher diente die – zu klein gewordene und baufällige – Kirche am Turmhaus der Gemeinde Friesdorf als Pfarrkirche. Die dortige Kirche hatte einen romanischen Kirchturm aus dem 12. Jh. und ein in der Mitte des 18. Jh. erneuertes Kirchenschiff. Der erste Pfarrpatron ist der hl. Servatius. Dieser wurde bereits in der Kapelle am Ausgang des Kluftertals verehrt, die das Ziel von Wallfahrten war. Die dortige Kapelle wurde erstmals um 1300 erwähnt und gegen Ende des 18. Jh. abgerissen. Nach dem Abriss wechselte das Servatiuspatrozinium zur Pfarrkirche.
(Alfred Wiedemann, Geschichte Godesbergs, 2. Auflage 1930, S. 262 ff. Klingenburg, Schwalb, Wendl, Friesdorf und seine Kirchen, 1991, S. 33ff.)
Turmhaus**, Hausnr. 216 (Nr. 6 im Spaziergang)
Das Turmhaus stammt aus dem 12. Jh. Es ist eines der ältesten Wohnhäuser im Rheinland und seine Mauern sind im Basaltfundament bis zu 2 m dick. Es war wohl anfangs der adlige Sitz der Ritter von Friesdorf, die zuerst 1139 und zuletzt 1328 urkundlich genannt wurden.
Das Turmhaus wurde früher Turmhof genannt, weil zum Wohnhaus Wirtschaftsgebäude gehörten. Auch die alte Kirche Friesdorfs stand dort bis 1888 und der Friedhof lag daneben.
Im 14 Jh. kam das Turmhaus in das Eigentum der Benediktinerabtei Siegburg. Der Verwalter war einer der sog. Viermänner, die den Kottenforst beaufsichtigten. Die Abtei Siegburg vergab den Turmhof als Lehen. Das Lehen war begehrt, weil mit dem Ritterhof ein Sitz im kurkölnischen Landtag verbunden war.
Ende 1944 wurde das Turmhaus durch eine Luftmine schwer beschädigt und als Wohnhaus wieder aufgebaut.
(Zur Geschichte des Turmhauses und seiner Besitzer s. Godesberger Heimatblätter Heft 17, S. 101-129 und zur alten Pfarrkirche am Turmhaus Heft 16. S. 111-131.)
Haus Annaberg**, Hausnr. 400 (Nr. 5 im Spaziergang)
Das Haus Annaberg war ursprünglich der Wohnsitz der Familie Eugen Pfeifer. Der durch das Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen reich gewordene Pfeifer hatte das Gut Annaberg gekauft. Er baute 1897 das sog. Herrenhaus mit dem damals freien Blick zum Rhein und Siebengebirge schlossartig aus. Er empfing hier den preußischen Adel und rheinische Industrielle.
Das Gut Annaberg war erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auf einem Gelände angelegt worden, das zuvor durch die Gewinnung von Alaun verwüstet worden war. Die alaunhaltige Braunkohle war bereits im 18. Jh. vom Kloster Marienforst abgebaut worden.
Nach dem Tode des Eugen Pfeifer kaufte 1917 die Familie Graf von Westerholt das Gut. Im 2. Weltkrieg wurde das Haus Annaberg teilweise zerstört und 1952 an den heutigen Baltischen Christlichen Bund e.V. verkauft. Es dient seitdem als Tagungsstätte, Studentenheim und Gästehaus.
Villa Köhler-Simons**, Haus Nr. 1 (Nr. 6 im Spaziergang)
Die 50 m links liegende Villa Simons war früher ein einfaches Gasthaus, das der Elberfelder Bankier Ludwig Köhler 1818 erwarb und zu einem Sommersitz umbaute. Dazu legte er einen Park mit seltenen Bäumen an. Der an den Hängen des Annaberger Tals bis zum Ende des 19. Jh. in großem Umfang betriebene Weinanbau wurde auch auf seinem Grundstück fortgeführt.
1828 erwarb Köhler zusammen mit Isaak Moll das auf dem Annaberg liegende Alaunwerk. Hier waren bis zur Stilllegung im Jahre 1845 viele Friesdorfer beschäftigt.
Köhler lebte später ständig in der Villa, die er „Ludwigslust“ nannte, und starb dort 1858. Nach dessen Tod ging der Besitz an seine einzige Tochter Emmy Simons über. Diese gründete eine Stiftung Köhler-Simons zu Gunsten armer Friesdorfer.
(Zur Geschichte der Villa und des Lebens von Köhler s. Godesberger Heimatblätter Heft 30 S. 22-37 und Heft 12 S. 121-213. Zum Alaunwerk s. Heft 14, S. 27-27, Heft 15, S. 83-92 und Heft 33, S. 21-41.)
Leyenhof und Pastorat**, Haus Nr. 3 (Nr. 6 im Spaziergang)
Der Leyenhof stand früher im Eigentum der Siegburger Benediktinerabtei, die ihn als Lehen vergab. Dabei ist er erstmals 1398 als Plakenhof urkundlich erwähnt worden. Von dem späteren Besitzer von der Leyen hat er im 15. Jh. seinen Namen erhalten. Mit dem Leyenhof war das Aufsichtsrecht über den Kottenforst verbunden, das den sog. Viermännern zustand. Der Hof wurde Ende des 16. Jh. hälftig geteilt und der andere Teil wurde dann nach seinem Besitzer Binsfelder Hof genannt.
Aus den alten Zeiten des Leyenhofs ist nur das hinter der Mauer liegende Fachwerkgebäude erhalten, das möglicherweise sogar aus dem 15. Jh. stammt. Hierin befanden sich bis Ende des 19. Jh. die Wohnung und Amtsräume (Pastorat) des Friesdorfer Pfarrers der alten Kirche am Turmhaus. Zum Pastorat gehörten auch Wirtschaftsgebäude für den Betrieb einer kleinen Landwirtschaft.
(Zur Geschichte des Leyenhofs s. Alfred Wiedemann, Geschichte Godesbergs, 2. Auflage 1930, S. 277 ff. Zum Pastorat s. Klingenburg, Schwalb, Wendl, Friesdorf und seine Kirchen, 1991, S. 52 f.)
Klufter Hof*, Haus Nr. 168 (Nr. 3 im Spaziergang)
Der Klufterhof war ein fränkisches Königsgut, das von König Arnulf (+899) dem neu gegründeten Damenstift Gandersheim am Harz geschenkt wurde. Diese Schenkung wurde von König Otto I. 947 bestätigt. Es liegt nahe, dass dieser Hof schon früher bestanden hat, möglicherweise schon zu römischen Zeiten wie die Villa am Ausgang des Kluftertals. Der Hof war seit 1207 an die Zisterzienserabtei Heisterbach verpachtet und wurde an diese 1318 verkauft. Zunächst wurde der Hof von den Zisterziensern selbst betrieben und dann um 1400 verpachtet. Zum Hof gehörten umfangreiche Ländereien mit Weingärten und Fischteichen. Der Hof bildete mit der Servatiuskapelle – auf der Höhe der römischen Villa - einen Nebenort zu Friesdorf.Im Truchsessischen Krieg wurde der Hof wie die Godesburg zerstört und erst zu Beginn des 17. Jh. wieder aufgebaut. Seit Mitte des 19. Jh. steht der Hof im Eigentum der Familie Peters.
(Zur Geschichte des Klufterhofs s. Godesberger Heimatblätter Heft 24, S. 79-116 und zu Josef Peters Heft 15, S. 69-82. S. auch www.klufterhof.de)
Ehemaliges Paula-Maria-Stift**, Hausnr. 7 (Nr. 7 im Spaziergang)
Das neu gebaute Stift wurde 1901 den Schwestern des Ordens Arme Dienstmägde Jesu Christi übergeben. Diese sollten sich nach dem Willen des Stifters um Kleinkinder und Kranke kümmern sowie schulentlassene Mädchen in Handarbeiten und ab 1914 auch im Kochen unterrichten. Da in Friesdorf meistens beide Elternteile und ältere Kinder arbeiten gehen mussten, waren Kleinkinder und Kranke schlecht versorgt.
Der Kölner Stifter Eugen Pfeifer hatte 1897 das Gut Annaberg gekauft und dieses schlossartig ausgebaut. Sein Reichtum stammte aus dem 1870 gegründeten Zucker-Unternehmen Pfeifer & Langen. Das Stift ist nach den Vornamen seiner Frau benannt, wurde von den Friesdorfern aber meistens nur Klösterchen genannt.
1952 wurde das Stift um ein Altenheim für Frauen erweitert. Der spätere Papst Benedikt XVI. übernachtete 1989 im Stift, das von der Stadt Bonn 1997 an einen privaten Erwerber verkauft wurde.
(Zur Geschichte des Paula-Maria-Stifts s. Godesberger Heimatblätter 23, S. 153-172.)