Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Mehlem nach Straßen gegliedert

(Alphabetische Aufzählung der Ortsteile und Straßen. * = Infotafel geplant, ** = Infotafel vorhanden. Jeweilige Nr. im „Spaziergang durch Mehlem“ ist vermerkt)

Die Lage Mehlems ist geprägt durch den Rhein mit dem gegenüber liegenden Siebengebirge. Im Süden Mehlems ist das Rheintal mit dem Rodderberg noch eng. Weiter nördlich öffnet es sich aber dann. Durch Mehlem lief parallel zum Rhein die alte Römerstraße von Koblenz nach Köln. Auf der Höhe der St. Severinkirche zweigt die Straße nach Niederbachem und Meckenheim ab; sie führt entlang des Mehlemer Baches. Die Römer legten hier Ziegeleien an. Denn an den Berghängen fand sich lehm- und tonhaltiger Boden. Die erste urkundliche Nennung von „Mielenheim“ erfolgte im Jahre 804; dokumentiert wurde die Schenkung eines Weinbergs. Mehlem war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich auf den Weinbau ausgerichtet, daneben auf Fischerei und Schifffahrt. Dagegen spielte die Lage an den wichtigen Straßen für die Entwicklung und wiederholte Zerstörung Mehlems eine wichtige Rolle. So wurde Mehlem mehrfach mit fremden Truppen belegt und ausgeplündert. 1633 zerstörten schwedische Truppen das Dorf vollständig. Aber auch Überschwemmungen durch den Mehlemer Bach, Erdbeben und die Pest setzten Mehlem zu. Im 19. Jahrhundert zogen reiche Kölner Unternehmer nach Mehlem. Sie bauten sich dort große Sommervillen. Denn der Ort verfügte über einen Bahnhof. Die besonders schöne Lage Mehlems führte zum Bau von Hotels und Pensionen. Er entwickelte sich zum Luftkurort. Am nördlichen Rand von Mehlem zu Lannesdorf siedelte sich eine Industrie an. 1935 wurde Mehlem nach Bad Godesberg eingemeindet. Der Ortsteil hat heute fast 9.000 Einwohner. Etwa die Hälfte von ihnen wohnt in Mehlem-Rheinaue, die andere Hälfte in Obermehlem.

Bachemer Straße ( Kreuzung An der Nesselburg und Meckenheimer Straße)

Blick auf die Kapelle zu den Sieben Schmerzen Mariens

Kapelle zu den Sieben Schmerzen Mariens**, Hausnr. 1 (Nr. 14 im Spaziergang)

Die Kapelle wurde 1681 gebaut. Sie besteht aus dem zentralen Kapellenraum und einer Vorhalle, die ursprünglich offen war. Die Bauform des Kapellenraums mit 7 Seiten ist selten; sie symbolisiert die 7 Schmerzen Mariens. Mittelpunkt der Kapelle ist die Darstellung des 6. Schmerzes über dem Altar: sie zeigt Maria mit dem Leichnam Jesu in ihrem Schoß (Pietà). Rechts davon steht der Apostel Matthias. Er ist der Patron der St. Matthias Bruderschaft Mehlem, die bereits 1672 in einer Urkunde genannt wurde. Attribut dieses Heiligen ist das Beil, durch das er den Tod fand. Die links vom Altar stehende Gruppe mit Anna, Maria und Jesuskind (Anna Selbdritt) stammt wohl noch aus dem Vorgängerbau. Das Gleiche gilt für die Statue der heiligen Barbara und die kleine Glocke in der Turmlaterne. Auf diese ältere Kapelle weisen auch Gräberfunde und das überlieferte Patrozinium „Kreuzerhöhung“ hin. Sie wurde 1633 gemeinsam mit großen Teilen des Ortes Mehlem zerstört. (Zur Geschichte der Kapelle siehe Godesberger Heimatblätter 40, Seiten 55 bis 79.)

Domhofstraße (zwischen Langenbergsweg und Meckenheimer Straße)

Domhof, Blick auf den Innenhof

Domhof**, Hausnr. 25 (Nr. 16 im Spaziergang)

Der Domhof hat seinen Namen erhalten, weil er seit 1605 im Eigentum des Kölner Domkapitels stand. Dieses ist mit der Verwaltung der Diözese betraut. Es hatte früher umfangreiche Besitzungen in Mehlem. Der Domhof wurde während der Franzosenzeit 1811 wie das meiste kirchliche Eigentum an Private verkauft. Bereits 1863 wurde für den Betrieb der Mühle eine Dampfkesselanlage eingebaut. Vorher war sie vom Mehlemer und Lannesdorfer Bach betrieben worden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Hof längere Zeit für den Reitbetrieb genutzt. Seit 2003 besteht hier der Wohnpark Domhof. Das Torhaus entspricht in seinem Zustand etwa der Zeit um 1800, ebenso das dahinter quer liegende Wohnhaus. Zusammen mit der eingeschossigen Mühle aus Backstein und deren Schornstein vermitteln sie noch heute einen Eindruck, wie groß der Domhof früher war. (Zur Geschichte des Domhofs siehe Godesberger Heimatblätter 36, Seiten. 154 bis 158.)

Fährstraße (zwischen Utestraße und John-J.-Mac Cloy-Ufer)

Blick auf das Weinhäuschen am Rhein

Weinhäuschen*, Hausnr. 26 (Nr. 5 im Spaziergang)

In dem malerischen Restaurant „Weinhäuschen“ betrieb die Eigentümerfamilie Küster bereits seit 1885 das Gasthaus „Zur Rheinlust“. Die Lage am Rhein mit dem Blick auf den Drachenfels war einmalig schön. Dafür mussten die Eigentümer jedoch die wiederholten Beschädigungen des Hauses durch Hochwasser in Kauf nehmen. Bereits früher haben wohl die Treidelschiffer hier rasten können. Sie zogen mit ihren Pferden die Schiffe rheinaufwärts. Viele Jahrhunderte befand sich hier die Landestelle für die Fähre aus Königswinter. Darauf weist heute noch die angrenzende „Fährstraße“ hin. Die „Fahrgerechtsame“, also das Recht, Personen und Sachen zu übersetzen, wurde schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1473 erwähnt. Das Recht stand nicht Mehlem, sondern nur Königswinter zu. Es begünstigte zuerst kirchliche Höfe, später auch Bürger. Die Fähre wurde 1844 rheinabwärts an die Austraße verlegt. Denn die neue „Gierponte“ benötigte mehr Platz; sie nutzte mittels Seilen die Kraft der Strömung zum Fahren. (Zur Geschichte des Weinhäuschens siehe Godesberger Heimatblätter 44, Seiten 40 bis 46.)

Levyweg (zwischen Rodderbergstraße und Oberaustraße)

Blick auf die Grabsteine des Jüdischen Friedhofs

Jüdischer Friedhof** nach Hausnr. 5 (Nr. 13 im Spaziergang)

Der jüdische Friedhof von Mehlem wurde 1870 angelegt und bis 1940 genutzt. Die Grabsteine sind nach Osten ausgerichtet; das entspricht dem jüdischen Ritus. Bei der Anlage lag der Friedhof außerhalb der Wohngebiete, aber in der Nähe der Synagoge. Diese wurde 1938 durch nationalsozialistische Gewalttaten zerstört. Die Familie Gottschalk Levy hat der Synagogengemeinde Godesberg-Mehlem zwei Grundstücke geschenkt. Darauf sollte der jüdische Friedhof angelegt werden. Gottschalk Levy war ein in Mehlem wohnhafter Händler. Auch die Kölner Unternehmer Eltzbacher schenkten dafür Grundstücke. Diese Mitstifter hatten in Mehlem ihren Sommersitz. 43 Grabstätten sind erhalten. Davon belegen die Gründerfamilien Levy 14 und Eltzbacher 7. Der in der Mehlemer Bürgerschaft anerkannte Metzger Joseph Levy liegt hier gleichfalls begraben. Er wurde 1935 von SA-Männern ermordet. (Zur Geschichte des jüdischen Friedhofs siehe Godesberger Heimatblätter 48, Seiten 5 bis 28.)

Mainzer Straße Zwischen B 9 Remagener Straße/Austraße und B 9 Remagener Straße

Blick auf die Villa Friede

Villa Friede**, Hausnr. 141/3 (Nr. 3 im Spaziergang)

Die Villa Friede wurde 1896 gebaut. Sie wurde als Hotel 1. Ranges eröffnet. Bereits fünf Jahre später wurde rückwärtig ein großer Saal angebaut. Dessen Anblick wird durch erhöhte geschweifte Giebelwände und ein Blumenornament im Jugendstil verschönert. Vor dem Hotel lag seit 1893 die Endhaltestelle der Straßenbahn aus Bonn. Die Straßenbahn wurde anfangs mit Dampf, dann ab 1911 mit Strom betrieben. 1976 wurde sie eingestellt.
In einem Hotelzimmer wohnte 1929 kurze Zeit vor ihrem Tod die frühere Prinzessin Viktoria von Preußen. Sie war eine Schwester des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Die Prinzessin hatte aus dem Bonner Palais Schaumburg ausziehen müssen. Denn sie hatte ihr Vermögen verloren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Saal bis 1970 als Kino und danach von Mehlemer Vereinen genutzt. 2007 wurde das marode Gebäude an den international bekannten Künstler Ren Rong verkauft. Dieser baute es bis 2013 zu einem Kulturzentrum um.
(Zur Geschichte der Villa Friede siehe Hans Kleinpass, Grüße aus Bad Godesberg, VHH 1999, Seite 95.)

Blick auf die Alte Schmiede

Alte Schmiede**, Hausnr. 173 (Nr. 2 im Spaziergang)

Das Fachwerkhaus stammt nach der früheren Inschrift über dem Türsturz aus dem Jahre 1660. Es ist damit eines der ältesten Häuser in Mehlem. Denn der Ort wurde im Jahre 1633 während des 30-jährigen Krieges fast völlig zerstört. Früher floss vor dem Haus der offen  liegende Mehlemer Bach. An seinem Ufer befanden sich einst eine Schmiede und eine Mühle.
Das zweigeschossige Haus hat über dem Eingang ein im Rheinland seltenes Zwerchhaus. Das ist ein besonderer Dachausbau. Er hat einen eigenen Giebel und einen zum First des Hauptdaches quer (zwerch) verlaufenden First. Dem verfallenen Haus drohte in den 1960er Jahren der Abriss. Nach Protesten wurde dies durch eine sehr aufwändige Restaurierung verhindert. Damit konnte an markanter Stelle die wertvollste und schönste alte Fachwerkhäusergruppe für Mehlem erhalten werden.

Blick auf die St. Severinkirche

St. Severinkirche**, Hausnr. 178 (Nr. 1 im Spaziergang)

Der Grundstein für die heutige St. Severinkirche wurde 1861 gelegt. Die Kirche wurde nach den Plänen von Paul Thomann erbaut. Es ist eine Kreuzkuppelkirche im neuromanischen Stil. 1929 wurde sie durch Alois Hewera ausgemalt. Davon sind noch der gekreuzigte, segnende Christus mit der Königskrone und die Apostel erhalten. 1998/99 wurden massive bauliche Eingriffe von 1968 weitestgehend rückgängig gemacht: So wurde wieder das Südportal geöffnet. Außerdem wurde das Kirchenschiff nach Osten ausgerichtet und der Altar in die alte Apsis gestellt. Eine erste Kirche in Mehlem wurde urkundlich bereits 1181 erwähnt. Wahrscheinlich stand an der historischen Wegekreuzung schon einige Zeit vorher eine Kirche. Schwedische Truppen zerstörten die Mehlemer Kirche 1633. Zwei Jahre später wurde an gleicher Stelle eine neue Kirche gebaut. Diese brannte infolge eines Blitzschlags 1860 ab. Nur ein Teil des Kirchturms konnte erhalten werden.

Blick auf die Villa Schnitzler

Haus Drachenstein / Villa Schnitzler**, Hausnr. 210 (Nr. 9 im Spaziergang)

Um 1838 wurde in einem Weinberggelände ein einfaches Landhaus im Schweizer Stil erbaut. Dieses Haus kaufte später der Kölner Bankier Eduard Schnitzler. Lange Zeit war der jeweilige Weinbergbesitzer verpflichtet, das jährliche „Beiern“ der Kirchenglocken zu bezahlen. Beiern bedeutet, dass die Kirchenglocken von Hand angeschlagen werden. Dies hatte der ehemalige Besitzer Heinrich verlangt, als er unschuldig gehängt wurde. Er war wegen des angeblichen Mordes an seiner Braut Kunigunde verurteilt worden. 1869 kaufte Julius Grisar das Anwesen. Er vergrößerte das Haus und stattete es großzügig aus. In dieser Zeit erhielt die Villa ihr heutiges Aussehen. Markant sind seither die großen seitlichen Erker und die dazwischen liegende Terrasse. Von dort ist der freie Blick zum Drachenfels möglich. 1889 übernahm der Justizrat Viktor Schnitzler die Villa von den Eltern seiner Frau Wika Andreae. Viktor Schnitzler war als Garten- und Musikliebhaber bekannt. 1989 wurde die bereits verfallene Villa  in Eigentumswohnungen umgebaut. Dadurch wurde die  denkmalgeschützte Außen- und Innenarchitektur gerettet.

Blick auf die Villa Camphausen

Villa Camphausen (Kursana)**, Hausnr. 233 (Nr. 10 im Spaziergang)

Die Villa wurde 1884 für den Kölner Bankier Arthur Camphausen errichtet. Dieser nannte sie „Villa Bella Vista“. Denn sie bot eine schönen Aussicht auf den Drachenfels. Camphause legte auch den Park zum Rhein an. Architekt der Villa war Franz Langenberg. Der hatte bereits in den zwei Jahren zuvor den Bau der gegenüberliegenden Drachenburg geleitet. Deren Eigentümer war Baron von Sarter. Der Architekt Langenburg baute anschließend die auch in der Nähe liegende Hirschburg. Er ist insbesondere wegen seiner Kirchenbauten bekannt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Villa von einem Filmstudio und der südkoreanischen Botschaft genutzt. Zu dieser Zeit wurden Seitenflügel und die dazwischen liegende Treppe mit Terrassen angebaut. Sie verstärken noch den – schon anfangs angestrebten – Eindruck: danach sollte das am Hang liegende Haus sich zum Park und zum Siebengebirge öffnen. Es sollte wie eine riesige Aussichtsplattform wirken. Die Villa wird mit dem Park nunmehr als Seniorenresidenz genutzt.

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