Wappen von Bad Godesberg
VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Von Burgromantik keine Spur

Stadtarchivar spaziert mit Geschichtsinteressierten zu Godesburg und Michaelskapelle

(27. Juli 2018 General-Anzeiger Bonn)

VON ELENA-KUSS

BAD GODESBERG. Ganz entspannt wartete Norbert Schloßmacher am Startpunkt des geführten Spaziergangs auf einer Bank direkt vor dem Burgfried der Godesburg. Sieben Godesberger hatten den Burgberg bestiegen, um gemeinsam mit Schloßmacher, dem Leiter des Bonner Stadtarchivs und Vorsitzenden der Stiftung Michelskapelle, Godesburg und Michaelskapelle zu Fuß zu erkunden. Der Spaziergang ist Teil einer Reihe kleiner Fußmärsche, organisiert vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte (VHH) Bad Godesberg.


„Zwischen fünf und hundert Menschen kommen je nach Thema“, berichtete Martin Ammermüller, Vorsitzender des VHH. Durch die heißen Temperaturen jenseits der 30 Gradmarke war es am späten Mittwochnachmittag eher eine kleine Gruppe, die sich für die Geschichte der Godesburg und der kleinen Kapelle nahe des Burgfrieds interessierte.

„Burg – was sich heute so romantisch anhört, war früher weit entfernt davon“, begann Schloßmacher den Spaziergang, den er sorgfältig auf fein beschriebenen Karteikarten vorbereitet hatte. Im 8. Jahrhundert wurde die Bergkuppe, auf der heute die Godesburg steht, als Begräbnisplatz genutzt. „Da, wo jetzt die Sonnenschirme stehen, wurden die Gräber bei Ausgrabungen 1959/60 gefunden“, erzählte der Stadtarchivar. Die Teilnehmer fragen neugierig nach: Für wen der Friedhof wohl gedacht war, weil es ja keinen Ort in der Nähe gab? „Das ist eines der Geheimnisse dieses Berges“, antwortete Schloßmacher. Zum Friedhof gehörte auch ein dem Erzengel Michael geweihtes Kirchlein direkt auf der Kuppe des Godesbergs.

Am 15. Oktober 1020 wurde der Grundstein der Godesburg gelegt. Die kleine Kirche musste weichen. Im 13. Jahrhundert wurde eine weitere Kirche im Bereich der heutigen Michaelskapelle errichtet. Es folgten viele Jahre, in denen die Kölner Erzbischöfe in der Zeit ihrer „Reiseherrschaft“ die Burg bewohnten – bis am 17. Dezember 1583 die Godesburg nach mehrwöchiger Belagerung zerstört wurde. „Grund war die Liebe des Kölner Erzbischofs Gebhard Truchsess von Waldenburg zur protestantischen Stiftsdame Agnes von Mansfeld“, erklärte Schloßmacher.

Von der Burg führte der Weg zur Michaelskapelle. Einige Teilnehmer schauten sich überrascht um. Der Innenraum ist mit kostbarem Stuck, Fresken und Altarbildern ausgestattet. „Vielen geht es wie Ihnen, weil die Fassade so schlicht ist“, bemerkte Schloßmacher. Die Kapelle sei das einzige erhaltene Beispiel für kirchliche Baukunst der Wittelsbacher aus dem 17. Jahrhundert am Rhein. Bis zum Bau der Marienkirche diente die Michaelskapelle zunächst als Privatkapelle des Kurfürsten, dann als öffentliche Gottesdienststätte und später als Pfarrkirche für das Zentrum Bad Godesbergs.

> Die Spaziergänge sind für alle Interessierten offen und kostenlos. Sie finden mittwochs um 17 Uhr statt. Der nächste-Spaziergang führt am 1. August durch Rüngsdorf mit Monika und Günter Gottmann. Treffpunkt ist der Römerplatz. Am 8. August geht es durch Friesdorf mit Inke Küster und Roland Rudolf. Treffpunkt ist der Klufterplatz.

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