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VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Verein will nicht für Brunnen zahlen

Stadt sucht nach Betreiber für Draitschquelle. Politik will das Wasser populärer machen

(8. Juni 2018 General-Anzeiger Bonn)

VON RICHARD BONGARTZ

BAD GODESBERG. Was genau hat die Stadt mit der Draitschquelle vor? Die kleine Bemerkung, den Brunnen ab 2021 „in private Hände zur Bewirtschaftung zu übergeben“ löste bei der Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg am Mittwochabend Spekulationen und Befürchtungen aus. Wie berichtet, hieß es zuerst, dass die Stadt die Quelle an der Brunnenallee schließen will, um 16000 Euro pro Jahr zu sparen. Wie es scheint, ist sie nun beim Ehrenamt auf der Suche nach jemandem, der die Zeche zahlt.

Kämmerin Margarete Heidler erläuterte den Politikern persönlich ihren Haushaltsentwurf auch, um die Bad Godesberger einmal kennenzulernen, wie sie sagte. An dem laufenden Pachtvertrag mit Helmut Fiehl, der seit 1974 das Heilwasser ausschenkt, solle nicht gerüttelt werden. Es sei auch nicht geplant, dass ein Privatunternehmen bei der Draitschquelle einsteigt, wie es einige Politiker aufgrund der Formulierung „private Hände“ schon vermutet haben.

Heidler deutete an, dass die Fachverwaltung mittlerweile im Gespräch mit dem Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (VHH) sei. Der hatte sich vor drei Jahren mit großem Engagement bereits um die Neugestaltung der alten Schmuckmauer aus dem Jahr 1873 gekümmert und das Gelände so erheblich verschönert. Doch für den VHH-Vorsitzenden Martin Ammermüller ist das völlig neu, bei ihm habe sich niemand gemeldet: „Die spinnen ja“, rutschte es ihm am Donnerstag spontan raus. „Wir sind kein Schwimmbadverein. Wir sind für ganz Godesberg da und nicht für eine spezielle Sache.“ Er wolle die 16000 Euro nicht übernehmen. „Wenn die Stadt sich nicht zu ihrer Verantwortung bekennt, dann werden wir Zähne zeigen“, sagte Ammermüller. Überhaupt spare man durch die Vereinsarbeit jetzt schon der Stadt Geld, etwa bei der Geschichtsschreibung und bei Erstellung von Hinweistafeln.

Die allgemeine Bemerkung der Verwaltung ließ die Politiker richtig kreativ werden: So schlug Wolf­gang Heedt (FDP) vor, dass die Bad Godesberger Heilquellen – es gibt ja auch noch die Kurfürstenquelle – per Lohnabfüllung auf Flaschen gezogen und in den Handel gebracht werden. Das Wasser würde dann, wie es auch bei Wein gemacht werde, mit Tankwagen abgeholt und zu einer Abfüllanlage gebracht. Wobei die Frage noch nicht beantwortet ist, ob die Quelle bei einem Ausschank woanders als vor Ort nicht ihre Einstufung als Heilwasser verliert.

Philipp Lerch (CDU) kam auf die Idee, den Brunnen in Wasserspender einzuspeisen und den Natrium-Hydrogencarbonat-Säuerling mit natürlicher Kohlensäure an öffentlichen Stellen der Stadt und bei den Sitzungen anzubieten. Das Wasser gilt als lindernd bei Magenbeschwerden und Sodbrennen. „Der Geschmack ist nicht jedermanns Sache“, meinte Monika Heinzel von den Grünen. „Ich möchte nicht gezwungen werden, dass Wasser in irgendeiner Sitzung zu trinken.“ Sie machte mit einem Augenzwinkern keinen Hehl daraus, dass es ihr nicht schmeckt.

Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) wollte wissen, wie sich die 16000 Euro überhaupt zusam­mensetzen. Für Unterhaltung und Ausschank würden 8000 Euro benötigt, so Heidler. Für Wasserbeprobungen und Institute 7000 und für Strom 1000.

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