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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Musikschule möchte trotz Sanierungsstau bleiben

Angeregte Diskussion bei der Volkshochschule zur Zukunft der Kurfürstlichen Zeile

(23. März 2018 General-Anzeiger Bonn)

VON CAROLINE NIEHUS
BAD GODESBERG. Zur Zukunft der Kurfürstlichen Zeile gibt es reichlich Ideen – Zeit, sie endlich anzupacken. Das war ein Ergebnis der Podiumsdiskussion „Adel verpflichtet“ am Mittwochabend bei der Volkshochschule. „Seit 60 Jahren knabbern kommerzielle Interessen an der Zeile“, sagte Jürgen Endemann. „Man muss jetzt eine gemeinsame Idee erarbeiten, die von der Bevölkerung mitgetragen wird.“ Endemann, als Vertreter des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg auf dem Podium, führte weiter aus, dass in den vergangenen 30 Jahren verschlafen worden sei, die Zeile instand zu halten. Nichts sei gefährdeter als ein leerstehender Gebäudekomplex wie das Rathaus.

Wie die Gebäude an der Kurfürstenallee künftig genutzt werden können, war die zentrale Frage der Runde. Von Universitäts- und Bildungseinrichtungen bis hin zu Ärztehäusern gab es verschiedene Vorschläge, die Architekt Nikolaus Decker jedoch nicht weit genug gingen. Der Vertreter von Haus und Grund Bad Godesberg kann sich auch vorstellen, „die Gebäude wieder in den Ursprungszustand zurückzuversetzen und sie als reine Wohngebäude zu nutzen“. Er sieht in dem Leitbildprozess der Stadt die letzte Chance, die Zeile sinnvoll zu nutzen. Bereits 2008 habe es Pläne zum Umbau der geschichtsträchtigen Gebäude gegeben, die jedoch im Sande verliefen. „Jetzt sind wir zehn Jahre weiter, und es ist immer noch nichts passiert“, beklagt er.

Für Stadtkonservatorin Katrin Bisping ist wichtig, grundsätzliche Ausstattungsmerkmale zu erhalten. „Wir möchten wenig Originalsubstanz aufgeben“, sagte sie angesichts der Brandschutzmaßnahmen, die in der Musikschule bevorstehen. Auch beim Rathaus müsse man sich fragen, welche Zeit ablesbar bleiben soll. Von den Wohnhäusern aus kürfürstlicher Zeit sei innen wenig übrig, dafür aber der alte Ratssaal.

Doris Bischler, Leiterin der städtischen Musikschule, plädierte für den Verbleib in den Villen an der Kurfürstenallee. Rund 1000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene» die alle den Standort schätzten, ginge dort ein und aus. „Die Gebäude sind in einem bedauernswerten Zustand, aber die Musikschule würde gerne in diesen Räumen bleiben“, konstatierte sie. Katrin Bisping nahm aus der Runde mit, sich über den Brandschutz hinaus um die historischen Villen zu kümmern.
Arnulf Marquardt-Kuron vom Amt für Wirtschaftsförderung plädierte dafür, durch die Nutzung der Kurfürstlichen Zeile eine Verbindung zur Innenstadt zu schaffen. „Das Thema Frequenzbringer ist mir sehr wichtig“, sagte er. Auch für das Beethovenjubiläum 2020 seien die Redoute, wo 1792 Joseph Haydn den jungen Ludwig van Beethoven traf, und das ehemalige Wohnhaus von Pianist Ferdinand Ries wichtige Schauplätze.

Weil es bis zum Ende der Diskussion zwar viele Vorschläge, aber keine klare Richtung für die Zukunft der Zeile gab, machte Marquardt-Kuron auf den Leitbildprozess aufmerksam. Öffentlicher Auftakt ist am Donnerstag, 19. April, um 19.30 Uhr in der Bad Godesberger Stadthalle. Die Volkshochschule zeigt ab Ende Mai eine Fotoausstellung zum Villenviertel.

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