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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Zwischen Engelsstatuen und „Mutter Erde“

Heimatvereinschef Martin Ammermüller gibt bei Führung
über den Burgfriedhof historische Einblicke

(24. August 2017)

VON KATHARINA KEMPER

BAD GODESBERG. Von Mosaiken in italienischem Jugendstil bis hin zu ägyptisch wirkenden Sandsteinskulpturen: Kunstgeschichtlich hat der Burgfriedhof an der Godesburg einiges zu bieten. Beim letzten Sommerspaziergang des Heimatvereins führte Vorsitzender Martin Ammermüller die Teilnehmer durch die Michaelskapelle und über den Burgfriedhof. Die Gruppe erfuhr dabei nicht nur etwas über die Geschichte der restaurierten Kapelle, sondern auch über die Gräber auf dem Burgfriedhof, über die Bedeutung häufig verwendeter Symbole und über die Schicksale der Menschen, die dort begraben liegen.

Im Vergleich zum sehr schlicht gehaltenen Äußeren der Kapelle wurde bei der Gestaltung des Innenraums nicht gespart. Vier große und bunte Gemälde an .der Decke, Engelsstatuen und die Legende hinter dem Altar sowie zwei Michaelsskulpturen zieren den Raum. Erst seit der Restaurierung der Kapelle vor drei Jahren seien .die Gemälde wieder so farbenfroh und präzise, erzählte Ammermüller. Bis dahin sei ihre Schönheit von Kerzenruß bedeckt gewesen.

Auf den Besuch in der Michaelskapelle folgte der Spaziergang über die erste Etage des Burgfriedhofs. „Hier sind die ältesten Gräber zu finden“, so Ammermüller. Anhand der Grabmale lassen sich 200 Jahre Godesberger Friedhofskulturgeschichte nachverfolgen. Besonders fällt das Grab der Familie Blinzler ins Auge. Die steinerne Urne, die das Grab ziert, ist ein ungewöhnlicher Anblick. Als kirchennächster Friedhof war die erste Etage als Ruhestätte ausschließlich für die katholische Gemeinde vorgesehen. Die Verbrennung des toten Körpers und die an-schließende Beisetzung in einer Urne war bei den Katholiken verboten. Ammermüller klärte darüber auf, dass es sich in diesem Fall nur um eine symbolische Urne handle. Der Leichnam sei in einem Sarg beerdigt worden.

Die Urne ist aber nicht das einzige Symbol, das man an den Grabmalen finden kann. So betrachtete die Gruppe während des Rundgangs zum Beispiel eine Trauernde, die an einer abgebrochenen Säule lehnt und Mohnkapseln im Haar trägt. „Die Säule steht für das Ende“, erläuterte Ammermüller. Die Mohnkapseln dagegen seien ein Symbol für Schlaf und somit für den Tod, der in der griechischen Mythologie der Bruder des Schlafes ist. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, sei ein eher selten verwendetes Symbol auf dem Friedhof und trotzdem hier zu finden. Sie verdeutlicht den Zusammenhang von Anfang und Ende.

Nächstes Ziel war die ungewöhnliche Grabstätte mit dem Namen „Mutter Erde“. Ammermüller beschrieb sie als „wenig tröstlich und wenig christlich“. Die sieben Meter lange und vier Meter hohe Darstellung aus Sandstein zeigt, wie Mutter Erde, die der ägyptischen Sphynx sehr ähnelt, die Menschen in den Tod zieht. Manche gehen freiwillig, andere wehren sich.

Ammermüller erklärte auch, dass alle Pfarrer der Marienkirche auf dem Burgfriedhof begraben seien. Das auffälligste Grab sei allerdings das von Pfarrer Winter. Es sei von einem italienischen Künstler entworfen worden. Ein buntes Mosaik im italienischen Jugendstil und rote Glasplatten zieren das Grabmal. Neben den Pfarrern lägen auf diesem Friedhof aber auch viele Künstler begraben. Maler Paul Magar ist einer von ihnen. Sein Grabstein wird von seiner eigenen Plastik geschmückt, in der Jesus Petrus aus dem Rhein zieht.

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