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Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Verfolgt, verjagt und deportiert

Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die November-Pogrome 1938 in Mehlem und der Innenstadt

(10. November 2016 General-Anzeiger Bonn)

BAD GODESBERG. Das grauenhafte Wetter am Mittwochabend „war fast schon stimmig“, meinte Pfarrer Jan Gruzlak von der Johanneskirchengemeinde zu den knapp 40 Bürgern, unter ihnen der Vorsitzende des Bad Godesberger Heimatvereins, Martin Ammermüller, sowie die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester, die in die Oststraße gekommen waren, um der Nazi-Pogrome vom 10. November 1938 zu gedenken. Die Menschen versammelten sich am Platz der früheren Synagoge an der Oststraße 7 unter dem Motto der Gedenkveranstaltung „Gedenken und Umkehr“ zu einer rund 30-minnütigen Andacht, zelebriert von Gruzlak und seinem katholischen Kollegen Pfarrer Anton, begleitet vom Marienforster Friedenskreis.

Die schrecklichen Ereignisse, die vor 78 Jahren auch vor Godesberger Juden nicht haltmachten, mahnten heute zu mehr Zivilcourage und Zusammenhalt, so Gruzlak. Und: „Vergegenwärtigen kann jeder“, so der Pfarrer, der an die Zerstörung von über 1000 Synagogen in ganz Deutschland erinnerte. Im Anschluss an die Andacht enthüllten Gruzlak und Ammermüller zwei Tafeln des Heimatvereins, die gleich unter der alten Gedenktafel angebracht wurden. Dort ist jetzt zu lesen: „Die Oststraße wurde vor 1892 Synagogen beziehungsweise Judengässchen genannt. Die Synagoge wurde 1849/50 erbaut und ihre Einweihung im August 1850 gefeiert. Der eingeschossige schlichte Bau hatte nur einen kleinen Innenraum von 42 Quadratmetern und eine Empore für Frauen.“ Auf dem nebenstehenden Bild, einer Bleistiftzeichnung aus dem Jahr 1905, ist zu erkennen, wie klein die im Hinterhof gelegene Synagoge mit den Rundfenstern neben den Wohnhäusern war. Die Synagoge wurde am 10. November 1938, wie die meisten Synagogen in Deutschland, durch die Nationalsozialisten zerstört. Ein Gedenkstein auf dem Burgfriedhof erinnert an 103 ermordete Mitglieder der Synagogengemeinde Godesberg-Mehlem.

Erinnerung an jüdisches Leben in Mehlem, an die Zerstörung der dortigen Synagoge und an tragische Lebenswege der Opfer, fand gestern Abend auch in Mehlem statt mit einer Führung über den jüdischen Friedhof. Historikerin Barbara Hausmanns erläuterte die Geschichte dieses Gedenkortes und erinnerte auch an das Schicksal des Mehlemer Metzgers Joseph Levy. Danach gab es noch ein Treffen an der ehemaligen Synagoge in der Meckenheimer Straße. Pfarrer Daniel Post von der Heilandkirchengemeinde hielt dort die Andacht.

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