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VHH
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Heimatverein erbt ein Haus

Familie Gernhard vermacht Anwesen im Villenviertel. Investition von 300 000 Euro nötig.

(7. April 2016, General-Anzeiger Bonn)

VON MICHAEL WENZEL

BAD GODESBERG. „Es wäre schön, wenn Godesberg irgendwann einmal ein Heimatmuseum bekommen würde“, meinte Heinz König am Dienstag am Rande der Über-gabe seines „Godesberger Inventars“ aus seiner Kneipe „Knollestüffje“ an den Heimatverein (VHH).

Ende März hatte der Gastronom sein „Knollestüffje“, wie berichtet, aus Altersgründen geschlossen und übergab dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Martin Ammermüller, in den Vereinsräumen im Rathaus drei Kisten mit Porträts, Zeitungsartikeln, Bildern, Plakaten und alten Straßenschildern. „Ich weiß, dies ist ein alter Wunsch vieler Mitglieder des Heimatvereins – aber er wird sich wegen der finanziellen Lage der Stadt auf absehbare Zeit nicht realisieren lassen“, entgegnete Ammermüller. Allerdings wird der Heimatverein bald über größere Räumlichkeiten verfügen, da er ein Haus im Villenviertel geerbt hat. „Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres das Haus in der Augustastraße bezogen haben“, sagte Ammermüller.

Bereits in der aktuellen Ausgabe der Heimatblätter hat Ammermüller über diese außergewöhnliche Erbschaft und die Geschichte der Familie Gernhard berichtet. Bereits 1987 hatten die beiden unverheirateten Schwestern Anneliese und Ilse Gernhard im Rahmen eines Berlin-Besuchs anlässlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Godesberg und Berlin-Steglitz im Stillen beschlossen, nach ihrem Ableben das Elternhaus in der Augustastraße 82 dem Heimatverein zu vermachen. Ilse Gernhard verstarb bereits 1990, ihre Schwester Anneliese erst im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren. Noch im Jahr 2009 hatte Anneliese Gernhard in ihrem 90. Lebensjahr, neben weiteren Sponsoren, mit einer großen Spende die Finanzierung des Bronzemodells auf der Godesburg im Gedenken an die Gründung der Burg im Jahre 1210 ermöglicht. Dabei hatte sie gegenüber Ammermüller noch einmal ihren Wunsch bekräftigt, ihr Elternhaus dem Heimatverein zu vererben. „Es handelt sich um ein außerordentlich großzügiges Vermächtnis an den VHH, der dafür zu großem Dank und einem ehrenden Gedächtnis verpflichtet ist“, meinte Ammermüller.

Für den Heimatverein ist die Erbschaft eine glückliche Fügung, da man aus den schadstoffbelasteten Räumen im Rathaus sowieso raus muss. In den letzten Jahren nutzte der Verein im rückwärtigen Gebäudeteil zwei Räume mit einer Nutzfläche von 80 Quadratmetern, im neuen Domizil wird der Verein künftig im Erdgeschoss auf einer Nutzfläche von 130 Quadratmetern fünf Räume als Geschäftsstelle und für das Archiv nutzen können. „Wir haben dann etwas mehr Möglichkeiten, aber ein Heimatmuseum wird das nicht“, sagte Ammermüller. Für den VHH bedeuten Erbschaft und Umzug nach der Neugestaltung des Draitschbrunnens im vergangenen Jahr eine weitere große Herausforderung. „Ich rechne mit einer Gesamtinvestition von bis zu 300 000 Euro“, so Ammermüller. Unter anderem müssten Fenster und Rolläden erneuert werden. Die zwei oberen Etagen will der VHH vermieten. Ehrenamtliche Unterstützung für alle baulichen Fragen kommt vom Architekten Joachim Scholz. Die Zweckentfremdungsgenehmigung für das Erdgeschoss erteilte das Bauordnungsamt bereits. Dazu trug auch die Empfehlung des Leiters der Bezirksverwaltungsstelle, Christian Schäfer, bei.

Im künftigen Domizil wird dann sicher Platz für ein hübsches Porträt von Lindenwirtin Aennchen Schumacher sein, über das sich Ammermüller bei der Übergabe besonders freute. Oder für das große Filmplakat von „Amphitryon“, einem Streifen aus den 30er Jahren mit dem bekannten Godesberger Schauspieler Paul Kemp. Für den VHH bedeutet der Umzug auch das Ende einer kleinen Odyssee in den vergangenen Jahrzehnten. So war der VHH in der früheren Bezirksverwaltungsstelle, Kurfürstenallee 6, in der Straße Am Kurpark hinter den Kammerspielen, in der ehemaligen Bezirksbibliothek hinter dem Pavillon im Kurpark und dem Konrad-Adenauer-Gymnasium untergebracht. „Künftige Umzüge bleiben uns glücklicherweise durch das neue Haus erspart“, sagte Ammermüller erleichtert.

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